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Liebe und andere Zufalle

Liebe und andere Zufalle

Titel: Liebe und andere Zufalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Crusie Jennifer
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toll«, meinte Min. »Genau der richtige Zeitpunkt für Witze.«
    Doch als sie im Heim seiner Eltern anlangten, erkannte sie, dass er nicht gewitzelt hatte. Das Haus war groß, einer jener Landsitze, die Min immer wie Filmkulissen vorkamen. Das Hausmädchen, das ihnen die schwere Eingangstür öffnete, war höflich, die holzvertäfelte Eingangshalle war kühl, und als sie einen Raum betraten, den man, wie Min vermutete, wohl kaum mehr als Wohnzimmer bezeichnen konnte, begrüßten Cals Eltern sie geradezu eisig.
    »Wir freuen uns sehr, Sie hier bei uns zu haben«, sagte Lynne Morrisey zu Min und nahm ihre Hand, wobei sie keineswegs erfreut wirkte; sie ließ überhaupt keine Gefühle erkennen, nur eine erstaunliche Schönheit - eine dunkle, teure Schönheit, ebenso wie ihr Gatte Jefferson und ihr Sohn Reynolds, der wohl der einzige Mann auf dem Planeten war, der Cal an männlicher Schönheit noch übertraf.
    » Min! «, rief Harry in ihrem Rücken, und als sie sich umwandte, sah sie ihn, Bink hinter sich herziehend, den Raum betreten.
    »Hey du«, begrüßte sie ihn und beugte sich zu ihm hinab. »Vielen Dank für die Einladung. Ich hatte schon solchen Hunger .«
    Harry nickte und beugte sich dann vor und wisperte: »Deine Schuhe gefallen mir. Die Riemen sind schön.« Er grinste sie an.
    »Vielen Dank«, wisperte Min zurück und warf einen verstohlenen Blick auf Cal. Sein Gesicht war ausdruckslos, und ihr wurde bewusst, dass er seit ihrer Ankunft noch kein Wort gesagt hatte. Aah ja , dachte sie. Willkommen in der Hölle .
    Sie tat ihr Bestes, um sich an der höflichen, frostigen Konversation zu beteiligen, bis sie schließlich zu Tisch saßen und eine Reihe wunderschön angerichteter Teller aufgetragen waren. Da gab sie auf und konzentrierte sich auf das Essen.
    »Und was machen Sie beruflich, Minerva?«, fragte Jefferson, als sie bei dem Hauptgang mit Filet und Rahmkartoffeln angelangt waren.
    Min schluckte rasch und betete, dass ihr nichts zwischen den Zähnen hängen geblieben war. »Ich bin Versicherungsstatistikerin.«
    »Verstehe«, erwiderte er unbeeindruckt, aber auch nicht verächtlich. »Und bei welcher Versicherung?«
    »Alliance Versicherungen«, antwortete Min und wandte sich wieder ihrem Rindfleisch zu. Die Speisen waren sowohl schön angerichtet als auch ausgezeichnet zubereitet, das musste sie den Morriseys lassen, aber ans Emilio's kamen sie dennoch nicht heran. Mit ein paar fröhlichen pittoresken Photos an den Wänden wie bei Emilio wäre das Raumklima lebendiger geworden. Nicht allerdings, dass sie jemals Menschlichkeit für sich in Anspruch nehmen würden. Sie warf einen Blick in die Runde. Irische Abstammung, hätte sie wetten mögen, und nicht nur auf Grund des Namens. Sie alle waren dunkelhaarig und schön auf diese strenge, tragische Art. Sie blickte auf ihren üppig angerichteten Teller. Die große Hungersnot hatten sie offensichtlich schon lange hinter sich gelassen.
    »Dobbs«, sagte Cals Vater, und Min wurde bewusst, dass er eine Weile geschwiegen hatte. »George Dobbs ist dort der Vizepräsident.«
    »Das ist mein Vater«, erklärte Min.
    Jefferson Morrisey lächelte sie an. »Sie arbeiten also in der Firma Ihres Vaters.«
    »Nun, er ist nicht der Eigentümer«, erwiderte Min und war sich gewiss, dass irgendwo in diesem Gespräch eine Tretmine lauerte. »Aber er war mir natürlich eine Hilfe dabei, diese Stelle zu bekommen.«
    »Du hattest wohl kaum Hilfe nötig«, fügte Cal mit ausdrucksloser Stimme an. »Als Statistikerin musst du an die vierzig Angebote bekommen haben.«
    »Ja, eine ganze Menge«, bestätigte Min und fragte sich, was zum Teufel da vor sich ging. »Aber nicht viele wirklich gute Angebote. Deswegen war mir mein Vater doch eine Hilfe.«
    »Wirklich klug von Ihnen«, kommentierte Lynne Morrisey.
    Min wandte sich ihr zu, begegnete ihren kalten, dunklen Augen und dachte: Ich bin nicht scharf auf deine Billigung, Lady .
    »Ich meine, die Unterstützung Ihres Vaters anzunehmen«, fuhr Lynne fort. »Sehr klug.«
    »Nun ja«, Min legte ihre Gabel nieder. »Sie war nicht an Bedingungen geknüpft, deswegen gab es keine Nachteile.«
    Auf der anderen Seite des Tisches lächelte Reynolds und sah dadurch noch besser aus. Dich mag ich auch nicht , dachte Min. Bink saß reglos da, nicht verängstigt, sondern eher wachsam, und zwischen ihnen umklammerte Harry seine Gabel, pflügte sich durch seine Rahmkartoffeln und behielt alle vorsichtig im Auge.
    »Aber dafür zweifellos viele

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