Liebe und andere Zufalle
nichts von uns weißt«, erwiderte Min.
»Na ja, wenigstens hast du jetzt einen Begleiter«, stellte Diana fest. »Ich finde es eine recht gute Idee.«
Min stach mit dem Finger auf sie ein. »Tu das nie mehr wieder. Nie mehr. Nie mehr .«
»Na gut«, gab Diana nach. »Aber ich muss sagen, du hast da einen wirklich heißen Typ an der Angel.«
Der wirklich heiße Typ erschien in der Eingangshalle, verabschiedete sich wohlerzogen von Mins Eltern, geleitete sie die Stufen hinab und half ihr in den Wagen, dann stieg er auf seiner Seite ein und beugte sich zu ihr hinüber.
»Die sind hässlich, Minnie«, erklärte er, zog ihr die Kämme aus dem Haar und warf sie durchs Fenster auf die Straße.
»Ja, ich weiß«, erwiderte sie und versuchte, sich nicht wie vom Märchenprinzen gerettet zu fühlen. »Danke.«
Am nächsten Tag kleidete Min sich sehr sorgfältig für das Abendessen bei den Morriseys an. Sie holte wieder ihr schlichtes, schwarzes Kleid hervor, polierte ihre schwarzen Treter und kämpfte damit, ihr Haar zu bändigen. Es war ihr keine Hilfe, dass Nanette anrief.
»Schatz, dein Calvin ist bezaubernd«, lobte Nanette.
»Danke, Mutter«, erwiderte Min und wappnete sich gegen alles, was da noch kommen mochte.
»Und Daddy hat seine finanzielle Lage überprüft, und er steht wirklich gut da«, fuhr Nanette fort.
»Er hat ihn an einem Samstagabend überprüft? Wie denn?«
»Du kennst doch deinen Vater«, rief Nanette, und ihr Ton besagte, dass sie sich wünschte, ihn nicht zu kennen. »Und dein Calvin scheint ja sehr von dir angetan zu sein. Wie süß von ihm, das mit dem Brot und der Butter. Du wirst so etwas natürlich nicht noch einmal essen, aber trotzdem …«
»Ein Mann, der dich füttert, ist eine gute Sache«, stimmte Min bei.
»Also verdirb das jetzt nicht wieder«, mahnte Nanette. »Ich war wirklich böse, als du David verloren hast, aber Ende gut, alles gut. Verliere nur Calvin nicht auch noch.«
»Mutter, ich will ihn gar nicht«, log Min.
»Natürlich willst du ihn«, widersprach Nanette. »Und ihr werdet so hübsche Kinder kriegen.«
»Die will ich auch nicht«, wehrte Min sich. »Sprechen wir von etwas anderem. Ich überlege, ob ich nicht meinen Job aufgebe und Köchin werde.«
»Mach dich nicht lächerlich, Schatz«, entgegnete Nanette. »Du inmitten von Lebensmitteln? Du würdest wie ein Ballon aufgehen.«
»Vielen Dank, Mutter, ich muss jetzt gehen.«
»Wohin denn?«
»Ich bin zum Abendessen bei Cals Eltern eingeladen.«
»Wie nett. Und wer sind Sie?«
»Jefferson und Lynne Morrisey. Ich weiß nicht …«
» Du bist zum Abendessen bei Lynne Morrisey? «
»Ja«, erklärte Min. »Denn sie hat meinen Begleiter zur Welt gebracht, sonst würde ich nicht hingehen.«
»Min«, hauchte ihre Mutter respektvoll. »Lynne Morrisey ist eine große Nummer in der Gesellschaft.«
»Tut mir Leid«, sagte Min und dachte sich, dass sie Nanette das Wort »groß« zum ersten Mal voll Anerkennung aussprechen hörte.
»Keine Kohlenhydrate, Schatz«, mahnte Nanette. »Und erzähl mir alles , wenn du wieder zu Hause bist.«
»Ach du lieber Gott«, stöhnte Min, legte auf und kehrte wieder zu ihrer widerspenstigen Frisur zurück.
Als Cal an ihrer Tür klopfte, betrachteten Elvis und sie gerade zweifelnd ein Haarband.
»Was hältst du von einem Haarband?«, fragte sie Cal, nachdem sie ihm die Tür geöffnet hatte.
»Herrje, bloß nicht«, meinte er und beugte sich hinunter, um den Kater zu kraulen, der ihm um die Beine schnurrte. Sieh dich nur an, du bist schon wieder in Trauer.«
»Versuche erst gar nicht, mir dieses Kleid auszureden«, warnte sie.
Sein Blick wanderte zu Boden. »Überlass mir wenigstens deine Füße. Wie wär's mit den Schuhen mit den schwarzen Riemchen, die du an unserem ersten Abend getragen hast?«
»Cal«, stieß sie hervor.
»Das ist wirklich nicht viel verlangt«, meinte er, lehnte sich in den Türrahmen und grinste sie an. »Na komm, zieh die anderen Schuhe an, Minnie, und dann stellen wir uns gemeinsam den Drachen.«
Gegen ihren Willen erwiderte sie das Lächeln. »Dieses Süßholzraspeln verfängt bei mir nicht«, erklärte sie ihm und verschwand, um die Schuhe zu wechseln.
10
Als sie im Wagen saßen, forderte Min: »Okay, gib mir die Fettnäpfchenliste für deine Eltern.«
»Es gibt keine«, erwiderte Cal. »Sie werden sehr höflich sein, aber nicht herzlich. Wir brauchen zu Hause den Weißwein nicht zu kühlen, weil das schon die Atmosphäre besorgt.«
»Na
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