Liebe und andere Zufalle
Bar verließen, war Davids wutverzerrtes Gesicht.
Der Abend entwickelte sich bedeutend besser, als sie erwartet hatte.
2
Liza blickte stirnrunzelnd auf die Eingangstür. Da war etwas Ungutes im Gange. Als Calvin Morrisey dann noch einmal hereinkam und einen Augenblick lang mit David sprach, machte das die Sache nicht besser.
»Glaubst du, das war der Alkohol?«, fragte Bonnie.
Lizas Gedanken überstürzten sich. »Ich weiß nicht, was das war, aber es gefällt mir nicht. Warum hatte er es auf sie abgesehen?«
Bonnie runzelte die Brauen. »Das sieht dir gar nicht ähnlich, eifersüchtig zu sein.«
»Ich bin nicht eifersüchtig.« Liza wandte sich mit finsterer Miene Bonnie zu. »Denk doch mal nach. Min sendet keine Signale aus, und er hat noch nie mit ihr gesprochen, also kann er gar nicht wissen, wie prima sie ist. Und sie steht da in den Klamotten einer verklemmten Schreckschraube. Er aber marschiert durch die ganze Bar und pickt sich ausgerechnet sie heraus …«
»So was gibt's doch«, entgegnete Bonnie.
»… unmittelbar, nachdem er sich mit David unterhalten hat«, schloss Liza und machte eine Geste mit dem Kopf hinüber zur Empore, wo sich David nun mit hochrotem Kopf intensiv einer Brünetten widmete.
»Oh«, machte Bonnie betroffen. »Oh nein.«
»Da gibt's nur eines, was wir tun können.« Liza straffte die Schultern. »Wir müssen herausfinden, was Calvin, das Biest, vorhat.«
»Aber wie …«
Liza nickte zur Empore hinüber. »Er war mit diesen beiden Jungs hier. Welchen willst du übernehmen, den großen, dämlich aussehenden Blonden oder den Bullenkopf?«
Bonnie folgte Lizas Blick und seufzte. »Den Blonden, der scheint harmlos zu sein. Der Bullenkopf sieht aus, als hätte er zehn Hände, und dazu habe ich heute nicht den Nerv.«
»Ich schon.« Liza stellte ihren Drink auf dem Tresen ab und lehnte sich zurück. Der Bullenkopf blickte sie unverwandt an. »So eine niedrige Stirn habe ich das letzte Mal im Biologieunterricht gesehen, als man uns die Dias über die Entwicklung zum Menschenaffen zeigte.« Sie erwiderte seinen Blick volle fünf Sekunden lang, ohne auch nur mit einer Wimper zu zucken. Dann wandte sie sich wieder zur Bar um. »Zwei Minuten.«
»Ach, bei den vielen Menschen hier, Liz«, entgegnete Bon-nie, »gib ihm drei.«
David hatte beobachtet, wie Cal die Eingangstür für Min öffnete, und fühlte eine Woge von Eifersucht und Wut in sich aufsteigen. Nicht nur, dass er Cal am liebsten einen Tritt gegeben hätte. Er empfand immer den Wunsch, Cal einen Tritt zu geben. Dieser Kerl kam nie ins Schwitzen, machte nie einen Feh ler im Geschäftsleben, verlor nie eine Wette und holte sich bei keiner Frau einen Korb. Dein Therapeut hat dich davor ge warnt , sagte er sich selbst, aber er wusste, dass es diesmal nicht nur an seinem Bedürfnis lag, bei allem der Beste sein zu wollen. Diesmal hatte die Eifersucht noch einen extra Haken.
Diesmal hatte Cal sich Min geschnappt. Ausgerechnet Min, die zu den brauchbaren, soliden Frauen zählte, mal abgesehen von dieser eigensinnigen Art, die er ihr sicher hätte abgewöhnen können. Sie wäre todsicher zu ihm zurückgekommen. Jetzt aber …
Er wurde starr, als Cal noch einmal hereinkam und ihn zu sich winkte.
»Wir gehen zusammen essen«, erklärte Cal und streckte fordernd die Hand aus. »Zehn Eier.«
Er klang wütend, so dass David sich etwas besser fühlte, als er seine Börse herausnahm und Cal den Zehner aushändigte.
»Schlauer Schachzug, mir nicht zu verraten, dass sie Männer hasst«, stellte Cal fest.
Dann war er fort, und David kehrte ans Geländer der Empore zurück und bemerkte: »Ich glaube, ich habe gerade einen Fehler gemacht.«
»Sie auch?«, sprach Cynthie traurig in ihr Martini-Glas.
David spähte zur Eingangstür. »Dann waren es also nicht Sie, die mit Cal Schluss gemacht hat?«
»Nein.« Auch Cynthie starrte die Eingangstür an. »Ich dachte, es sei Zeit, dass wir heiraten, und deswegen sagte ich: ›Jetzt oder nie‹.« Schmallippig lächelte sie zu David auf. »Und er antwortete: ›Tut mir Leid‹.« Sie holte tief Atem, und David versuchte, sich nicht davon ablenken zu lassen, dass sie unter ihrem eng anliegenden roten Kleid keinen BH trug.
»Das ist schäbig«, kommentierte David und lehnte sich gegen das Geländer, um nicht in ihren Ausschnitt zu blicken. Denn das wäre schäbig, etwas, das Cal Morrisey tun würde. »Cal muss ein Trottel sein.«
»Danke.« Cynthie wandte sich um, um erneut die Bar zu
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