Liebe und andere Zufalle
Jetzt geh …«
»Nein, Min, ich bleibe«, beharrte er mit tiefer, ernster Stimme.
Dann packte er sie und küsste sie heftig.
11
David hielt Mins Kopf in seinen Händen fest, so dass sie nicht zurückweichen konnte. Da holte sie mit der Hand aus, um ihm eine Ohrfeige zu versetzen, aber bevor sie zuschlagen konnte, sprang er bereits schreiend zurück.
Zu seinen Füßen fauchte Elvis, der seine Krallen in Davids Schienbein geschlagen hatte.
Min wischte sich über den Mund, während David Elvis von seinem Bein abschüttelte. »Na, das ist wirklich ein starkes Stück . Wie schon gesagt, suche dir woanders eine Frau, die deinen Vorstellungen von einer Lebensgefährtin entspricht, und heirate sie. Ich habe hier nämlich einen Kampfkater, und ich werde gerade im Moment innerlich zur Furie, also rette lieber dein Leben, solange du noch kannst.«
»Es tut mir Leid«, stöhnte David. »Ich bin einfach so scharf auf dich.«
»Klar«, erwiderte Min. »Versuch das noch einmal, und ich kille dich. Und jetzt raus.«
»Versprich mir, dass du dich nie mehr mit Cal Morrisey triffst«, bat David; Elvis duckte sich auf der Rückenlehne der Couch und fauchte.
»Nein, David, ich verspreche dir überhaupt nichts.« Min deutete zur Tür. »Raus, oder ich zeige dich wegen Hausfriedensbruchs an.«
»Denk wenigstens darüber nach«, bettelte er.
»Nein«, entgegnete Min und stieß ihn zur Tür hinaus. Nachdem sie sie hinter ihm geschlossen hatte, sah sie Elvis an, der sich jetzt wieder auf der Rückenlehne ausgestreckt hatte, den Kopf ganz nah an seiner geliebten Stereoanlage. Er schlug mit der Pfote gegen das Gerät, bis er die Wiedergabetaste traf, und »Heartbreak Hotel« aus den Boxen dröhnte.
»Dreh es leiser«, forderte Min ihn auf und wurde sich dann erst bewusst, dass sie mit einem Tier sprach. Sie ging hinüber und drehte am Lautstärkeregler. »Wirklich schlau, Elvis.«
Elvis schlug wiederholt auf die Vorwärtstaste, bis »Love Me Tender« ertönte.
»Na ja, es gibt Schlimmeres«, meinte Min und betrachtete den sich räkelnden Kater. »Etwa wenn dir die Musik aus den Julia-Roberts-Filmen gefiele.«
Elvis' Schwanz begann, zur Musik zu zucken, und Min gab es auf und ging sich ein Pflaster holen.
Cal rief auch am Dienstag nicht an, und Min gratulierte sich am Abend, dass sie ihn endlich los war, und fühlte sich elend deswegen. Da klopfte es an der Wohnungstür. Sie rührte noch einmal das Hühnchen in Marsala um und ging dann zur Tür, wobei sie eine Dose Tränengas vom Tisch nahm. Nach zwei vollen Tagen ohne Telefonanruf hoffte sie gerade auf einen Überfall, damit sie etwas Spannung abbauen konnte. Aber als sie die Tür öffnete, lehnte Cal im Türrahmen, die übliche Schachtel von Emilio's in der Hand, samt einer kleineren Einkaufstüte, und er wirkte erschöpfter, als sie ihn je gesehen hatte. Sein Hemdkragen stand offen, und die Krawatte hing ihm lose um den Hals, die Ärmel waren aufgerollt, und er war zerknittert und schmutzig und der Typ mit dem größten Sexappeal, den sie je gesehen hatte. Ihr Herz machte Sprünge, einfach weil sie so froh war, dass er gekommen war.
Er sagte »Hi« und erblickte das Tränengas. »Du brauchst nur ›Nein‹ zu sagen«, erklärte er. Da öffnete sie die Tür weiter, und er kam herein und küsste sie auf die Stirn. Sie schmiegte sich an ihn, weil er so stark wirkte und weil sie so froh war, ihn wieder zu sehen, und dann streckte sie sich aus einem Impuls heraus und küsste ihn sanft, ein Hallo-wie-geht's-dir-Kuss, der jetzt genau das Richtige zu sein schien.
Als sie zurücktrat, blickte Cal erstaunt drein.
»Was ist?«, fragte sie. »Das war ein Kuss unter Freunden.«
Er schüttelte benommen den Kopf und schob die Tür hinter sich mit der Schulter ins Schloss. »Das war …lieb. Hier.« Er reichte ihr die kleine Einkaufstüte. »Ich umwerbe dich. Du kriegst Geschenke.«
Min nahm die Tüte und fühlte sich verunsichert. »Schlecht, der Kuss? Hab ich's falsch gemacht?«
»Nein.« Er lächelte sie erschöpft an. »Du könntest es gar nicht falsch machen.« Sein Lächeln verblasste. »Aber es war das erste Mal.«
»Also wirklich«, protestierte Min. »Wir küssen uns doch schon seit Tagen.«
»Ich habe dich seit Tagen geküsst«, entgegnete Cal, ging mit Emilios Schachtel zum Tisch und warf im Vorübergehen sein Jackett auf den Stuhl. »Das ist das erste Mal, dass du mich geküsst hast, Minnie. Was riecht hier so gut?«
»Chicken Marsala natürlich«, antwortete Min. »Ich
Weitere Kostenlose Bücher