Liebe und andere Zufalle
glaube, jetzt hab ich den Dreh raus. Was meinst du, das ist das erste Mal? Ich …« Sie dachte darüber nach. Er hatte Recht. Immer hatte er sie geküsst.
»Mach dir keine Gedanken deswegen«, beruhigte er sie und wandte sich ihr wieder zu. »Also …«
Min ließ die Einkaufstüte fallen, reckte sich auf die Zehen und küsste ihn wieder, diesmal voller Leidenschaft. Ihr wurde schwindlig, und sie hielt sich an seinem Hemd fest. Da umfing er sie und erwiderte den Kuss, bis sie glühte und bebte.
»Das ist Nummer zwei«, meinte Cal atemlos. »Nicht etwa, dass ich nachzählen würde.«
»Es hätten mehr sein sollen«, stellte Min fest und versuchte, wieder zu Atem zu kommen. »Ich meine, wir meinen es ja nicht so, aber ich hätte dir nicht die ganze Arbeit alleine überlassen sollen.«
»Hat mir nichts ausgemacht«, erwiderte Cal und zog sie enger an sich. Sie wusste, dass sie sich zurückziehen sollte, aber sie wollte nicht, denn er fühlte sich verdammt zu gut an. »Aber so mag ich's auch sehr gern.«
»Ich wollte nur nicht, dass du auf falsche Gedanken kommst«, erklärte Min und legte ihre Stirn gegen seine Brust.
»Auf welche denn zum Beispiel?«
Sie fühlte, wie er wieder ihren Scheitel küsste, und lächelte. »Na ja, dass ich …ähm … mehr will.«
»Richtig«, stellte Cal fest. »Einfach Freunde. Klar. Komm, küss mich.«
Min grinste und hob ihren Kopf. »Das zählt nicht, wenn du es von mir verlangst.«
»Es zählt immer«, entgegnete er und küsste sie, und sie drängte ihm entgegen und verlor das Gefühl für die Zeit und für alles außer seiner Umarmung. Dann schnappte er nach Luft und keuchte: »Vielleicht komme ich doch auf falsche Gedanken.«
»Nein«, wehrte Min ab und wich zurück. »Tu das nicht. Vergiss das alles.« Sie hob ihr Tränengas hoch. »Ich bin bewaffnet.«
»Na gut«, gab er nach, ließ sie los und warf sich auf die Couch. »Elvis, alter Freund, wie geht's?« Er hob die Hand, um Elvis hinter den Ohren zu kraulen, und Min wollte in Erinnerung daran, was David passiert war, schon »Nein« rufen. Elvis aber senkte den Kopf, damit Cal besser an ihn herankam, und schnurrte wohlwollend. »Weißt du, das ist wirklich ein netter Bursche.«
»Ich weiß.« Min versuchte, ihr klopfendes Herz zu beruhigen, als Elvis sich ihm zu Füßen wälzte. »Ich weiß gar nicht, wie ich's ohne ihn ausgehalten habe.« Sie hob die Einkaufstüte auf und setzte sich neben Cal auf die Couch. »Also, ich habe schon davon gehört«, begann sie und öffnete die Tüte. »Du wirst mir etwas schenken, von dem ich nicht mal wusste, dass ich es brauche.«
»Was meinst du damit, du hast schon davon gehört?«, fragte Cal, aber Min zog gerade einen Schuhkarton hervor.
»Bei Schuhen habe ich einen sehr eigenen Geschmack«, meinte sie kopfschüttelnd. »Da ist das Risiko einer Katastrophe sehr hoch.«
»Ich lebe gern gefährlich«, grinste Cal.
Min öffnete die Schachtel. Darin lagen fersenfreie Pantöffelchen mit Absätzen, wie sie sie liebte, aber sie waren mit weißem Fell bedeckt. »Was zum Teufel?«, rief Min aus, doch als sie sie herausholte, erkannte sie die Bunny-Gesichter in dem Fell. »Du hast mir Bunny-Slipper mitgebracht?«, jauchzte Min und hielt sie empor. Die Bunny-Häschen sahen sie an, süß und ein bisschen dusselig. » Bunny-Slipper mit offenem Zehenteil ? Die sind einfach unglaublich .«
»Ich weiß«, lächelte Cal und kraulte Elvis' Bauch. »Musik ist auch drin.«
»Lass mich raten«, meinte Min und griff nochmals in die Tüte. »Elvis Costello.« Sie zog eine CD hervor und las den Titel laut: »Elvis Presley, Die fünfzig schönsten Liebeslieder.« Sie sah Cal an. »Du hast mir Elvis Presley mitgebracht.«
»Das magst du doch«, erwiderte Cal. »Warum sollte ich dir etwas schenken, das ich mag?«
»Junge, Junge, im Schenken bist du wirklich gut«, erklärte Min und blickte wieder die Bunny-Häschen an. »Ich liebe diese Schuhe.«
»Jede Frau sollte Bunny-Slipper haben«, meinte Cal und hob einen davon auf. »Besonders Frauen mit Zehen wie deine.« Er packte ihren Fuß und streifte ihre Frotteesocke herunter, und Min wackelte mit ihren Zehen, deren Nägel diesmal rosa lackiert waren. »Wirklich heiße Zehen, Minnie«, stellte er fest und rieb mit dem Daumen über ihre Fußsohle.
»Und kitzlig«, warnte Min und versuchte, ihren Fuß zurückzuziehen, aber er schob schnell den Pantoffel darüber, und Min schloss die Augen und genoss mit einem Seufzen das angenehme Gefühl des Fells
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