Liebe und andere Zufalle
die Augen, um ihre Verzweiflung nicht sehen zu müssen.
»Es ist Min«, stieß Cynthie hervor. »Ich weiß, dass es Min ist. Sieh mal, sie ist eine nette Frau, aber sie ist nicht wie ich.«
»Ich weiß«, erwiderte Cal. »Das ist das Problem.« Cynthies Gesicht verzerrte sich, und er wiederholte: »Es tut mir Leid, Cyn.«
Er schloss die Tür vor ihrer Nase und lehnte sich noch eine Weile dagegen. Er versuchte, sich nicht auszumalen, was er ihr angetan hatte, wollte nicht einmal an jemand anderen denken.
Außer an Min.
Bring das in Ordnung , befahl er sich selbst und setzte sich dann, um zu überlegen, wie er das anpacken sollte.
Ungefähr zur selben Zeit, als Shanna Cal die Leviten las, seufzte Liza an Mins Esstisch: »Das schmeckt wirklich sehr gut«, während sie ihren letzten marsalagetränkten Pilz aufspießte. Dann fuhr sie fort: »Sag mir noch mal, warum das hier sein muss?«
»Weil wir jeden Dienstagabend Chicken Marsala gegessen haben«, erklärte Min und stocherte ohne Begeisterung in ihrem Hühnchen herum. Unterdessen strich Elvis um ihre Knöchel und wartete auf die Reste. »Und ich versuche, diese Erinnerung zu vernebeln.«
»Sehr praktisch«, erwiderte Liza. »Aber du fühlst dich hundeelend, also gibt es wahrscheinlich nicht genügend Nebel auf dieser Welt, Baby.«
»Darf ich mal die Butter haben, bitte?«, bat Diana und nahm sich noch ein Stück von Emilios Brot.
Bonnie schob ihr den Teller mit Butter zu. »Hast du etwas von ihm gehört?«, fragte sie Min.
»Natürlich nicht«, antwortete Min und stachelte ihren Ärger erneut an, damit sie nicht daran denken musste, dass sie seit zwei Tagen auf einen Telefonanruf wartete. »Er ist wütend auf mich . Ist das zu glauben? Er ist wütend auf mich . Habe ich vielleicht gewettet? Neeein. Aber er ist …«
»Herr jeee , Schluss jetzt«, fiel Liza ihr ins Wort. »Seit zwei Tagen keifst du seinetwegen herum. Finde dich damit ab: Der Mann hat irgendwie Recht.«
Min legte ihre Gabel nieder, und Diana erstarrte, die Hand mit dem Buttermesser in der Schwebe.
»Er hat nicht Recht«, schnauzte Min zurück. »Dieses ganze Elend kommt doch daher, weil er nicht Recht hat, und jetzt fällst du mir in den Rücken? Reicht es vielleicht noch nicht, dass Bonnie mich mit diesem Märchenquatsch zugetextet hat, jetzt musst du auch noch …«
»Das ist kein Quatsch«, entgegnete Bonnie. »Du hattest dein Märchen. Du hattest deinen gut aussehenden Märchenprinzen, der dich liebte. Es hat funktioniert.«
»Es hat nicht funktioniert«, widersprach Min und hieb krachend mit ihrer Hand auf den Tisch. »Er hat eingeschnappt reagiert und ist gegangen . Ich Glückspilz kriege einen Prin zen, der immer einschnappt . Und deswegen ist er kein Prinz . Und deswegen glaube ich diesen Quatsch nicht. Ich glaube nicht an das Märchen, okay?«
»Ich glaube, das spielt keine Rolle«, meinte Bonnie, sanft wie immer. »Denn das Märchen glaubt an dich.«
Min wandte sich Liza zu. » Sag du's ihr .«
»Sie hat Recht.«
Min ließ sich auf ihrem Stuhl zurückfallen. »Ach, um Himmels willen. Wenn das hier nicht meine Wohnung wäre, würde ich nach Hause gehen.«
»Na ja, sieh es mal von seinem Standpunkt aus«, empfahl Liza. »Er hat die Wette nicht akzeptiert. Er versuchte, sich nicht mit dir zu treffen, aber er konnte nicht anders, als immer wieder zu kommen, weil er verrückt nach dir war, und du hast ihn dauernd geküsst und dann wieder abgewiesen. Er war geduldig, er hat einen Anstandsbesuch bei deinen Eltern gemacht, er war nett zu deinen Freundinnen, er fand deine Schneekugel wieder, er brachte dir das Kochen bei, herrje, er hat dir sogar eine Katze gebracht, und dann stellt sich heraus, dass du ihn die ganze Zeit, während er sich ein Bein für dich ausgerissen hat, zum Narren gehalten hast.«
»Habe ich nicht«, widersprach Min, aber ihr Ärger war bereits ziemlich abgekühlt.
»Er ist wirklich ein Schatz«, meinte Diana und leckte sich etwas Butter von der Lippe.
»Liza hat Recht«, erklärte Bonnie. »Du weißt doch, wie schrecklich es die Jungs in der Schule hatten. Sie reagieren alle empfindlich darauf, wenn man sie dumm nennt. Und du hast Cal genau an seinem wunden Punkt getroffen, und das vor seinen Freunden, vor Cynthie und vor David.«
»Autsch«, machte Min schwächlich. Sie versuchte, ihren alten Zorn wieder zu beleben, aber nachdem sie ihn zwei Tage geschürt hatte, hatte sie nichts mehr nachzulegen.
»Ich weiß, du musstest wütend sein, um mit dem Schmerz
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