Liebe und andere Zufalle
sind.« Sie griff wieder nach dem Brot. »Die Statistiken beweisen, dass Männer vor allem an drei Dingen interessiert sind: berufliche Karriere, Sport und Sex.«
Cal legte seine Gabel hin. »Na, wenn das nicht sexistisch ist.«
Min leckte sich einen Krümel von der Lippe, und sein Zorn verrauchte. Sie war sehr hübsch anzusehen, wenn sie nicht gerade böse dreinblickte: zarte, cremeweiße Haut, weit auseinander stehende, dunkle Augen, ein nettes, kleines Näschen und volle, weiche, rosige Lippen …
»Ja, ich weiß«, erwiderte sie. »Aber es stimmt doch, oder?«
»Was?« Cal bemühte sich, den Faden nicht zu verlieren. »Ach, Sport und Sex? Nicht im Geringsten. Schließlich leben wir im einundzwanzigsten Jahrhundert. Wir haben auch gelernt, sensibel zu sein.«
»Ach wirklich?«
»Na sicher«, entgegnete Cal. »Sonst würde uns ja keine mehr flachlegen.«
Sie verdrehte die Augen, und er nahm die Flasche auf und schenkte ihr Wein ein.
»Ich darf nichts mehr trinken«, wehrte sie ab. »Ich habe schon zu viel intus.«
Er schob ihr das gefüllte Glas wieder hin. »Ich kümmere mich darum, dass Sie sicher nach Hause kommen.«
»Und wer kümmert sich darum, dass ich vor Ihnen sicher bin?«, gab sie zurück, und er stellte abrupt die Flasche ab.
»Also, das war unter die Gürtellinie«, erklärte er in schärferem Ton, als er beabsichtigt hatte.
Ihre Blicke begegneten sich, und er dachte Ach, verdammt, fängt das schon wieder an . Da nickte sie plötzlich und meinte: »Sie haben Recht. Sie haben nichts getan, um das zu verdienen. Ich entschuldige mich.« Nachdenklich runzelte sie die Stirn. »Eigentlich muss ich mich für alles entschuldigen. Wissen Sie, mein Freund hat mir eine halbe Stunde, bevor Sie mich ansprachen, den Laufpass gegeben …«
»Ahaa«, erwiderte Cal.
»… und ich war vor Wut vollkommen außer mir. Und dann wurde mir plötzlich klar, dass ich nicht mal sicher bin, ob ich ihn überhaupt noch mag , und dass ich in Wirklichkeit auf mich selbst wütend war, weilich bei der ganzen Sache so dumm bin.«
»Sie sind nicht dumm«, widersprach Cal. »Fehler zu machen, ist nicht dumm, sondern die Möglichkeit, dazuzulernen.«
Verwirrt blinzelte sie ihn an. »Danke. Na, jedenfalls ist dieser verkorkste Abend nicht Ihre Schuld. Ich meine, Sie haben Ihre Fehler, aber Sie sollten nicht für seine Fehler bezahlen. Es tut mir Leid.«
»Schon gut«, erwiderte er, ebenfalls verwirrt. Welche Feh ler? »Trinken Sie lieber Ihren Wein. Er ist gut.«
Sie hob ihr Glas an die Lippen und nippte. »Sie haben Recht. Der ist ausgezeichnet.«
»Gut. Wir müssen öfter zum Essen herkommen«, stellte er fest und gab sich dann selbst einen Tritt, weil sie nie wieder zusammen irgendwohin gehen würden.
»Schon wieder ein blöder Spruch«, kommentierte Min ohne Schärfe. »Wir gehen nie wieder zusammen irgendwohin, und das wissen Sie ganz genau. Was ist das nur mit Ihnen? Kaum erblicken Sie eine Frau, da werden Sie schon zum Wolf?«
Cal wich in seinem Stuhl zurück. »Okay, war das auch wegen Ihres Exfreunds? Ich bin ja eigentlich nicht paranoid, aber Sie sind definitiv darauf aus, mich fertig zu machen.«
»Seien Sie nicht so ein Jammerlappen«, gab Min zurück und brach sich wieder ein Stück Brot ab. »Sie haben ein großartiges Gesicht und einen Körper, bei dem Frauen weiche Knie bekommen. Was gibt's da noch herumzujammern?«
Cal grinste. »Bekamen Sie bei mir auch weiche Knie?«
Min biss in ihr Brot und kaute. »Ja, bis Sie anfingen zu jammern«, nickte sie, nachdem sie hinuntergeschluckt hatte. »Jetzt weiß ich Bescheid, und der Zauber ist dahin.«
Cal beobachtete, wie sie sich über ihre volle Oberlippe leckte, und zwei Monate Enthaltsamkeit plus langjährige Gewohnheit bestimmten seine Reaktion. »Geben Sie mir eine Chance«, bat er. »Ich wette, ich kann den Zauber wieder zum Leben erwecken.«
Ihre Zungenspitze verharrte auf ihrer Lippe, ihr Blick begegnete dem seinen einen langen, dunklen, aufregenden Moment lang, und diesmal lag das Funkeln in ihren Augen. Alle Geräusche um ihn herum verstummten, und jeder Nerv in seinem Körper erwachte und schrie: Die will ich .
Dann verschwand ihre Zungenspitze, und er schüttelte den Kopf, um ihn wieder klar zu bekommen, und dachte: Nicht in einer Million Jahren .
»Ich wette nie«, erwiderte Min. »Statistisch gesehen ist Glücksspiel eine schlechte Einkommensquelle.«
»Es ist gar keine Einkommensquelle«, widersprach Cal. »Es ist ein Lebensstil.«
»Gibt
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