Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe und andere Zufalle

Liebe und andere Zufalle

Titel: Liebe und andere Zufalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Crusie Jennifer
Vom Netzwerk:
Sie beruflich?«, fragte sie.
    »Ich leite mit zwei Partnern zusammen ein Business-Seminar-Unternehmen.«
    »Sie sind Ausbilder?« Min war überrascht.
    »Ja«, erwiderte er. »Und Sie sind Versicherungsstatistikerin. Ich habe ziemlich viel Hochachtung vor Ihrem Beruf. Sie tun es für Geld, und ich tue es zum Spaß.«
    »Was denn?«
    »Einschätzen, ob man bei einer Sache auf den Erfolg setzen kann oder nicht.« Er blickte auf sie hinab. »Sie sind ebenfalls eine Spielernatur. Sie tun es mit den Millionen einer Versicherungsgesellschaft, und ich tue es mit Zehndollarscheinen.«
    »Ja. Aber ich verliere kein eigenes Geld«, entgegnete Min.
    »Ich auch nicht«, versetzte Cal.
    »Also gewinnen Sie jede Wette?«, erkundigte sich Min mit ungläubiger Stimme.
    »So ziemlich«, erwiderte Cal.
    »Was für ein Teufelskerl«, meinte sie ironisch. »Haben Sie deswegen eine eigene Firma aufgezogen? Damit Sie selbst das Risiko bestimmen können?«
    »Nein, ich wollte einfach nicht für jemand anderen arbeiten«, antwortete Cal. »Da blieb mir gar nichts anderes übrig.«
    »Dort muss ich abbiegen«, zeigte Min und verlangsamte ihre Schritte, als sie sich einer Straßenecke näherten.
    »Hören Sie, ich kann …«
    »Gehen Sie weiter«, befahl Cal, und Min gehorchte.
    »Und wie heißt Ihre Firma?«
    »Morrisey, Packard, Capa.«
    »Und Packard und Capa, das waren die beiden neben Ihnen in der Bar«, stellte Min fest. »Der große Blonde und der Bullen… äh der kräftige Typ.«
    »Klar.« Cal grinste. »Bullen…?«
    »Eine meiner Freundinnen meinte, er hätte einen Bullenkopf«, erklärte Min verlegen. »Sollte ein Kompliment sein.«
    »Na klar«, meinte Cal. »Sicher die Rothaarige, was?«
    »Sie haben sie bemerkt?«, fragte Min und empfand einen Stich.
    »Nein, der Bullenkopf hat sie bemerkt«, antwortete Cal.
    »Sagen Sie ihm nicht, dass sie das gesagt hat«, bat Min. »Sie würde nicht wollen, dass er verletzt ist.«
    »Um Tony zu Boden zu schicken, ist schon etwas mehr nötig«, meinte Cal, »aber ich werde nichts davon sagen.«
    »Danke.«
    Je weiter sie sich von den belebten Straßen entfernten, um so dunkler wurde es um sie her, und Min war ganz froh, nicht allein zu sein. »Und warum heuern die Leute Sie als Ausbilder an? Ich meine, gerade Sie und nicht jemand anderen?«
    »Weil wir unsere Trainingsprogramme individuell gestalten«, antwortete Cal. »Bei jeder der üblichen Fortbildungsmaßnahmen bleibt ein bestimmter Prozentsatz von Teilnehmern übrig, die das Ausbildungsziel nicht erreichen. Wir aber garantieren hundert Prozent Erfolg, und wir bleiben so lange
    dran, bis das erreicht ist.«
    »Das hört sich wie ein Werbespruch an.«
    »Aber es ist auch die Wahrheit.«
    »Und wie schaffen Sie das?«, fragte Min. »Mit Ihrem Charme?«
    »Was haben Sie denn gegen Charme?«, fragte Cal.
    »Dass er so selten ehrlich ist«, erwiderte Min.
    Cal seufzte. »Die Menschen verschließen sich meistens aus Angst. Als Erstes analysieren wir die Teilnehmer, um herauszufinden, wer vor was Angst hat und wie er damit umgeht. Manche sind regelrecht starr vor Angst, die kommen zu Roger. Roger ist ein sehr netter Mensch. Er kann jeden so weit beruhigen, dass er etwas lernt.«
    »Hört sich unheimlich an«, meinte Min und versuchte, sich Roger als einen dieser schleimigen Selbsthilfegurus vorzustellen.
    »Sie sind wirklich eine misstrauische Frau«, befand Cal. »Dann gibt es Menschen, die verstecken ihre Angst hinter schlauen Sprüchen und unterbrechen ständig den Unterricht. Die übernimmt Tony. Er versteht es, mit ihnen herumzuwitzeln, bis alle entspannt sind.«
    »Und welche übernehmen Sie?«, fragte Min.
    »Ich übernehme die zornigen«, antwortete Cal. »Die wütend auf sich sind, weil sie Angst haben.«
    »Und die lassen Sie mit Ihrem Charme die Angst vergessen«, setzte Min fort.
    »Nun ja, ich würde es zwar nicht so ausdrücken, aber man könnte es wohl auch so interpretieren.«
    Die zornigen . Sie gingen eine Weile schweigend nebeneinander her, und ihre Schritte erklangen im Gleichtakt.
    Min blickte zu ihm auf. »Dann muss Ihnen das heute Abend mit mir ja ganz vertraut gewesen sein.«
    »Von wegen«, entgegnete Cal. »Sie sind nicht wütend, weil Sie Angst haben. Ich glaube nicht, dass es überhaupt vieles gibt, wovor Sie Angst haben. Nein, Sie sind wütend, weil jemand sich Ihnen gegenüber lausig verhalten hat. Dagegen hilft Ihnen aller Charme der Welt nicht, solange Sie den tieferen Grund nicht geklärt haben.«
    »Und

Weitere Kostenlose Bücher