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Liebe und andere Zufalle

Liebe und andere Zufalle

Titel: Liebe und andere Zufalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Crusie Jennifer
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trotzdem versuchen Sie es immer noch«, bemerkte Min.
    »Nein, tue ich nicht«, widersprach Cal. »Als Sie mir sagten, dass man Ihnen den Laufpass gegeben hat, habe ich es aufgegeben.«
    Min überlegte sich das. »Tja, ich glaube, das haben Sie wirklich.«
    »Und tut es Ihnen jetzt nicht Leid, dass Sie den ganzen Abend über so bärbeißig waren?«, fragte Cal.
    »Nein«, erwiderte Min. »Denn davor haben Sie mich mit Ihrem Charme bombardiert, und das bedeutet, dass Sie etwas von mir wollten, Gott weiß, was …« - Sex, darauf würde ich ausnahmsweise meinen Kopf verwetten, du Mistkerl -, »… und dafür hatten Sie ein bisschen Ärger verdient.«
    Nach einigen Schritten gab Cal zu: »Okay, das scheint mir fair.«
    Min lächelte in der Dunkelheit vor sich hin und dachte Aha, er hat doch einen ehrlichen Knochen im Leib. Schade, dass es nur einer ist . Sie setzten ihren Weg schweigend fort, bis sie die Treppe erreicht hatten, die zu ihrer Behausung führte. »Hier sind wir. Ich danke Ihnen vielmals …«
    »Wo?«, fragte Cal und blickte sich um. »Ich sehe kein Haus.«
    »Da oben«, erwiderte Min und deutete auf den Hügel. »Hier fangen die Stufen an. Also können wir jetzt …«
    Cal spähte den Hügel hinauf in die Dunkelheit. »Herrje, gute Frau, das ist ja der reinste Mount Everest. Wie viele Stufen sind es?«
    »Zweiunddreißig«, antwortete Min, »und im Haus noch mal sechsundzwanzig bis zu meiner Dachwohnung.« Sie streckte die Hand aus. »Also sagen wir uns hier auf Wiedersehen. Vielen Dank für die Begleitung. Und alles Gute für die Zukunft.«
    Anstatt sie zu beachten, blickte er wieder den Hügel hinauf. »Von wegen. Ich lasse Sie in der Dunkelheit nicht alleine da hochsteigen.«
    »Das macht mir nichts«, meinte Min. »Achtundsiebzig Prozent der Frauen, die überfallen werden, werden von Männern aus ihrem Bekanntenkreis überfallen.«
    »Geht das schon wieder gegen mich?«, erkundigte sich Cal.
    »Nein. Ich kenne keine Männer, die zweiunddreißig Stufen hochsteigen würden, um mich zu überfallen, also bin ich in Sicherheit. Sie können ruhigen Gewissens nach Hause gehen.«
    »Nein«, entgegnete er geduldig. »Kann ich nicht. Na los, gehen Sie schon, ich bleibe hinter Ihnen.«
    Hinter ihr ? Zweiunddreißig Stufen lang würde er ihren Hintern vor der Nase haben? »Nein, das tun Sie nicht.«
    »Hören Sie, es ist spät, und ich bin müde. Könnten wir nicht einfach …«
    »Eher friert die Hölle zu, als dass Sie diese Stufen hinter mir hinaufgehen. Wenn Sie unbedingt mitkommen wollen, dann gehen Sie voran.«
    »Warum das?«, fragte er vollkommen verwirrt.
    »Sie glotzen mir nicht den ganzen Weg bis da oben auf mein Hinterteil.«
    Er schüttelte den Kopf. »Also wissen Sie, Dobbs, Sie sehen ja ganz vernünftig aus, aber kaum machen Sie den Mund auf …«
    »Los, gehen Sie die Stufen rauf, oder verschwinden Sie nach Hause«, beharrte Min.
    Cal seufzte und machte den ersten Schritt. »Warten Sie mal. Jetzt glotzen Sie mir den ganzen Weg bis da oben auf mein Hinterteil.«
    »Ja, aber Sie haben wahrscheinlich einen knackigen Hintern«, erwiderte Min. »Das hat eine ganz andere Dynamik.«
    »Dabei kann ich Ihren nicht mal erkennen«, meinte Cal empört. »Dazu ist es zu dunkel, und Ihre Jacke ist zu lang.«
    »Vorangehen oder nach Hause«, meinte Min beharrlich, also setzte sich Cal in Bewegung, die Stufen hinauf.
    Als sie am Ende der Treppe angekommen waren, zögerte er, und sie sah das alte Haus aus Stein und Stuck mit seinen Augen - düster und schäbig und überwuchert von Kletterrosen, die so alt waren, dass sie sich in ein Dornengestrüpp verwandelt hatten. »Es ist ein schönes Haus«, meinte sie verteidigend.
    »Bei Tageslicht sicher«, stimmte er höflich zu.
    »Genau.« Min schob sich an ihm vorbei die Steinstufen zur Haustür hinauf. Sie schloss auf. »Na also, sehen Sie? Jetzt können Sie nach Hause gehen.«
    »Das ist nicht Ihre Tür«, entgegnete er. »Sie sagten, es sind noch mal sechsundzwanzig Stufen bis zu Ihrer Wohnung.«
    »Na schön, dann begleiten Sie mich eben noch bis unters Dach.« Sie winkte ihn an sich vorbei in die quadratische Eingangshalle. In seiner Gegenwart wirkte die ausgeblichene blaue Tapete und die langweilige Holzverkleidung aus Eiche plötzlich schäbig anstatt gemütlich, und das verwirrte sie. »Da hinauf«, wies sie ihn an und deutete auf die enge Treppe, die an der Rückwand nach oben führte und noch enger wirkte, als Cal breitschultrig an ihrem Fuße stand. Er

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