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Liebe und andere Zufalle

Liebe und andere Zufalle

Titel: Liebe und andere Zufalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Crusie Jennifer
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erstieg zwei Treppenfluchten bis zu einem engen Treppenabsatz, und sie folgte ihm dichtauf.
    Er hatte wirklich einen großartigen Hintern.
    Und das ist auch alles, was nett an ihm ist , ermahnte sich Min. Sei vernünftig und verliere nicht deinen Kopf. Du wirst ihn nie wiedersehen .
    »Na ja, wenigstens wissen Sie, dass, wer immer Sie zwei Mal nach Hause begleitet hat, es ernst mit Ihnen meint«, bemerkte er, als er oben ankam.
    Dabei wandte er sich zu ihr um, und Min, die zwei Stufen unter ihm war, den Blick fest auf seinen Hintern geheftet, stieß mit dem Gesicht direkt gegen seinen Ellbogen, der sie hart über einem Auge traf. Aus dem Gleichgewicht gebracht, taumelte sie rückwärts, bekam gerade noch das Geländer mit beiden Händen zu fassen und ließ sich auf eine Stufe sinken.
    »Herrje«, rief er. »Das tut mir Leid.« Er beugte sich über sie, aber sie wehrte ihn ab.
    »Nein, nein«, entgegnete sie. »Selbst schuld. Bin Ihnen zu dicht gefolgt.« Autsch , dachte sie und betastete vorsichtig ihr schmerzendes Augenlid. Das hast du davon, wenn du ober flächlich wirst und versuchst, das Biest objektiv zu betrachten .
    »Lassen Sie mich sehen«, bat er und versuchte, in ihre Augen zu blicken. Sanft legte er eine Hand an ihre Wange und hob ihr Kinn an.
    »Nein.« Sie fegte seine Hand beiseite, als sie ein Prickeln auf ihrer Haut fühlte. »Alles in Ordnung mit mir. Abgesehen davon, dass ich zu den achtundsiebzig Prozent Frauen gehöre, die von Männern aus ihrem Bekannten…«
    »Ach, haben Sie Erbarmen mit mir«, stöhnte er und richtete sich auf. »Sind Sie wirklich in Ordnung?«
    »Ja.« Sie erhob sich wieder und umrundete ihn, um ihre Wohnungstür aufzuschließen. »Sie können jetzt gehen.«
    »Na gut.« Er nahm ihre Hand und drückte sie kurz. »Nett, Sie kennen gelernt zu haben, Dobbs. Tut mir Leid wegen Ihres Auges. Ich wünsche Ihnen noch ein schönes Leben.«
    »Aber sicher«, versetzte Min. »Ich entsage den Männern und lege mir eine Katze zu.« Sie schlüpfte hinein und schlug ihm die Tür vor der Nase zu, bevor er noch etwas erwidern konnte. Ich wünsche Ihnen noch ein schönes Leben. Über wen will er sich damit lustig machen ?
    Neben der Tür stand die chinesische Lampe ihrer Großmutter, und als sie sie einschaltete, erstrahlte ihr schäbiges, aber gemütliches Wohnzimmer in sanftem Licht. Die Anzeigelampe an ihrem Anrufbeantworter blinkte, also ging sie hinüber und drückte auf den Knopf. Dann lauschte sie und rieb sich dabei die Schläfe.
    »Min«, ertönte die Stimme ihrer Schwester. »Ich wollte nur sichergehen, dass du die Anprobe morgen nicht vergisst. Ich freu mich auf dich.« Diana hörte sich etwas jammervoll an, was nicht ihre Art war, und Min spulte zurück und hörte sich die Nachricht noch einmal an. Irgendetwas stimmte da nicht.
    »Die Dobbs-Mädchen haben kein Glück«, sprach sie vor sich hin und dachte an Calvin Morrisey. Sie ging hinüber zu dem abgenutzten Kaminsims und blickte über die dort aufgereihten Schneekugeln hinweg in den fleckigen Spiegel, der einst in der Diele ihrer Großmutter gehangen hatte. Ein unscheinbares rundliches Gesicht und unscheinbares braunes Haar, das hatte Cal Morrisey den ganzen Abend über vor Augen gehabt. Und jetzt auch noch ein blaues Auge. Seufzend nahm sie die Schneekugel in die Hand, die Bonnie ihr zu Weihnachten geschenkt hatte: Aschenputtel und ihr Prinz auf den Stufen ihres blauen Schlosses, und Tauben flogen über ihnen dahin. Cal Morrisey würde sich gut auf diesen Stufen machen. Sie hingegen würde man zum Dienstboteneingang verweisen. »Bin einfach keine Märchengestalt«, murmelte sie und setzte die Schneekugel wieder ab. Dann ging sie hinüber, schaltete ihre Stereoanlage ein und drückte auf die Vorwärtstaste, bis Elvis begann, »The Devil in Disguise« zu singen.
    »Und vergiss gefälligst nicht, dass Calvin Morrisey genau das ist, Dobbs«, ermahnte sie sich selbst laut. »Ein Teufel im Engelsgewand.« Dann ging sie ins Badezimmer, um sich Arnika auf die beginnende Schwellung zu streichen und ein heißes Bad zu nehmen, um die Erinnerung an diesen Abend fortzuwaschen. Zumindest den Teil mit David. Danach hatte es ein paar Momente gegeben, die nicht gar so übel gewesen waren.
    Aber sie würde Calvin Morrisey auf gar keinen Fall wieder sehen.
    Als Cal am nächsten Morgen zur Arbeit kam, schien die Sonne durch die großen Fensterscheiben des Studiobüros, Kaffeeduft erfüllte den Raum, Roger winkte ihm von seinem Schreibtisch beim

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