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Liebe und Gymnastik - Roman

Liebe und Gymnastik - Roman

Titel: Liebe und Gymnastik - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmondo de Amicis
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Sekretär dieser Rede und diesem Applaus gelauscht und die Gestalt der Maestra, immer heller strahlend und fast über sich hinauswachsend, bewundert hatte. Als sie geendet hatte, schaute er sich um, als erwachte er aus einem Traum, und fand sich auf einmal so heftig im Würgegriff von Traurigkeit und Selbstmitleid, dass er nur mühsam die Tränen zurückhalten konnte. Da hörte er eine bekannte Stimme ihn rufen: «Signor Celzani!», und als er sich umwandte, erblickte er das aus tausend Falten lächelnde Gesicht des Cavaliere Pruzzi, noch bebend vor Begeisterung unter seiner schief sitzenden Perücke. «Haben Sie gehört, hm?», sagte er zu ihm, seinen runden Bauch vorstreckend, «was für Lehrerinnen wir in Turin haben? Man kann nicht behaupten, die Stadtverwaltung lege ihr Geld schlecht an!» Und sei es nun aufgrund der Begeisterung oder auch aus einer gewissen Reue über seine vorsätzliche Zurückhaltung, womit er bei jener denkwürdigen Gelegenheit den Sekretär auf die Folter gespannt und einen Schleier des Geheimnisses über die junge Frau gebreitet hatte – jedenfalls überschüttete er sie jetzt mit Lob, wobei er Don Celzani, der hinausgehen wollte, am Rockkragen festhielt. Er habe, sagte er, erst kürzlich etwas über die Vergangenheit der Maestra Pedani erfahren. Sie habe eine lange Liste von Verdiensten. So hatte sie sich dem Schulamtsleiter von Mailand hilfreich erwiesen, indem sie der Einwohnerschaft eines Dorfes, das sie nicht haben wollte, weil sie von Amts wegen dorthin versetzt worden war, unerschrocken Widerstand leistete, und als man sie zwang zu gehen, in Begleitung einer Kompanie Bersaglieri dorthin zurückgekehrt sei und nach dem Abzug der Soldaten mit bewundernswerter Standhaftigkeit auf ihrem Posten ausgeharrt habe. In der Gemeinde Camina habe sie sich beim Löschen eines Brands verdient gemacht. In derselben Gemeinde habe sie einen Jungen aus einem reißenden Fluss gerettet und sich dadurch eine Auszeichnung für Zivilcourage verdient. «Was halten Sie davon?», fragte er zum Schluss, als er wieder zu Atem gekommen war. «Und jetzt hat sie Turin alle Ehre gemacht, Teufel noch mal, im Angesicht ganz Italiens. Wir haben viele Sorgen, das ist wahr, wir tragen große Verantwortung, aber manchmal wird man wenigstens dafür belohnt!» Und zu dem fast schon leeren Saal gewandt, fügte er noch hinzu: «Aber tüchtig, tüchtig, sehr tüchtig.»
    Doch der Sekretär achtete schon kaum mehr auf ihn und ließ ihn bald stehen. Wie benommen stieg er die Treppe hinunter. Im Vorraum traf er auf eine Menge, die einen Kreis bildete. Er ahnte, dass in seiner Mitte die Pedani stand, und trat näher. Tatsächlich war sie es, umringt und gefeiert; er erkannte die grünen Federn an ihrem Hut. Während er sich auf Zehenspitzen stellte, um ihr Gesicht zu sehen, hörte er hinter sich die Stimme von Maestro Fassi, und als er sich umwandte, sah er, wie der inmitten eines Grüppchens Reden schwang, das Gesicht fahl, und wütend den großen Schnurrbart zwirbelte. «Schlussendlich», sagte er, «war das doch bloß Propaganda. Große Worte, große Rhetorik, aber in puncto Wissenschaft?» Und er bezichtigte sie des Plagiats. «Die Ideen, das mag ja noch angehen», schrie er, «aber die Formulierungen, ganze Sätze hat sie von mir übernommen, ohne zu geruhen, meinen Namen auch nur einmal zu erwähnen; aber ich kann euch sagen, der ganze Wortlaut, eins zu eins, als ob sie alles mitstenografiert hätte. Verdammt, was für eine Frechheit! Und da verlasse sich noch mal einer auf die Vertraulichkeit von Gesprächen. Jetzt macht sie sicher ihren Weg! Oh, was für eine schöne Welt von Scharlatanen!»
    Die Pedani hatte indessen Mühe voranzukommen. Als sich die Menge der Verehrer etwas gelichtet hatte, eilte Ingenieur Ginoni schwungvoll auf sie zu und rief, indem er ihre Hände drückte: «Hervorragend! Sie haben mich fast überzeugt, mehr sage ich nicht!» Dann trat Professor Padalocchi mit schleppenden Schritten heran, um sie zu beglückwünschen. Dann folgte der Oberschulrat. Es nahm kein Ende mehr. Endlich war sie nur noch von zwei Dutzend Lehrerinnen umringt, die anderen betrachteten sie aus der Ferne; und da konnte der Sekretär, ohne selbst gesehen zu werden, einen Blick auf sie werfen. Noch nie war sie ihm so schön erschienen, so strahlend, so herrlich! Es war, als vibrierte ihr ganzer Körper in diesem schlichten, eng anliegenden schwarzen Kleid, als wäre er beständig von Kopf bis Fuß von einem Beben durchrieselt. Die

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