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Liebe und Marillenknödel

Liebe und Marillenknödel

Titel: Liebe und Marillenknödel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Sternberg
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meine Mutter.
    » Kannst auch Schnaps bestellen«, sage ich und versuche, nicht zu flehend zu klingen. Plötzlich habe ich wahnsinnige Angst, mit den Cousinen allein zu bleiben.
    Meine Mutter schüttelt den Kopf. » Geht ihr mal und besprecht das«, sagt sie.
    Ich starre sie an. Was meint sie? Was ist denn nur bitte los hier?
    » Na komm, Gisela, gehen wir«, sagt mein Vater.
    » Okay«, sage ich und gehe mit qualmendem Kopf hinüber zu den Zwillingen. Die beiden bestellen Earl Grey für sich und Sekt für mich, aber ich bin zu verwirrt, als dass ich mich darüber wundern würde. Ganz ehrlich, das alles ist gerade doch ein bisschen viel. Erst gestern war die Beerdigung meiner Großtante, und schon einen Tag später haben wir einen Termin im berühmtesten Luxushotel Hamburgs, bei dem ich erfahre, dass ich eine Pension erben werde. Eine Pension in den Bergen. Ich.
    » So, was machen wir jetzt mit dir?«
    Lydias Stimme schreckt mich auf. Ich bin einen Moment lang abgelenkt gewesen, gerade eben ist doch tatsächlich Udo Lindenberg durch die Halle geschlurft.
    » Was meinst du?«, frage ich und sehe ihr ins Gesicht.
    » Na ja, du könntest dich natürlich schon an einen Makler wenden, aber ehrlich gesagt, wir haben ein Angebot von einem Unternehmer vor Ort vorliegen, das so gut ist, dass wir finden, du solltest einfach zuschlagen.«
    » Zuschlagen?«, frage ich. Langsam komme ich wieder zu mir. Diese Biester haben also tatsächlich vor, Alrein zu verkaufen?
    » Ja, Alpine Relax, ein Hotelkonzern, der gerade ganz groß baut. Die wollen im Gadertal die erste Adresse werden, na ja, und das lassen die sich gern auch etwas kosten.«
    » Spinnt ihr?«, sage ich und baue mich, soweit das im Sitzen geht, vor den Zwillingen auf. » Tante Johanna schreibt in ihrem Testament, ich soll den Gasthof behalten – und ihr schlagt mir vor, ihn zu verscherbeln?«
    » Ich vertraue darauf, dass Sophie etwas Besseres … Blablabla …« Helena rollt genervt die Augen. » Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass diese Formulierung rechtsbindend ist?«
    » Das ist mir völlig egal«, sage ich und werde langsam lauter. » Ich muss ihr doch ihren letzten Wunsch erfüllen!«
    » Und was willst du bitte schön tun? Willst du den Gutshof vielleicht übernehmen? Das Ding ist völlig heruntergewirtschaftet, das Personal hat fast nichts mehr zu tun, es kommen kaum noch Gäste!«
    » Woher willst du das wissen?«, frage ich schnippisch.
    Helena hebt scheinheilig die Schultern.
    » Ihr seid dort gewesen? Ohne mir etwas zu sagen?«
    » Sophie, du hättest dich doch nur aufgeregt. Ich meine, Tante Johanna lag seit diesem Oberschenkelhalsbruch im letzten Herbst flach, und es wurde immer klarer, dass sie sich nicht davon erholen würde. Man weiß ja, wie schnell das geht in dem Alter, du stürzt, und mit einem Schlag kommst du nicht mehr auf die Beine.«
    » Heißt das, ihr wusstet Bescheid und habt mir nichts gesagt?«
    » Sie hat das letzte halbe Jahr in einem wirklich hübschen Pflegeheim in Brixen verbracht«, versucht Helena mich zu beschwichtigen.
    » Wunderschön«, sagt Lydia mit großen Augen. » Wir haben die Prospekte gesehen!«
    » Ihr, ihr, ihr … fiesen Biester«, presse ich hervor. Ich kann es kaum glauben. Wenn man einen Film über meine Familie drehen würde, würden sämtliche Kritiker schreien: Klischee! Klischee!
    » Hör zu, Sophie, die Leute von diesem Hotel sind völlig versessen darauf, das Grundstück von Alrein dazuzukaufen. Die bezahlen dir einen richtig guten Preis, 550 000 Euro. Na komm, du kannst doch auch ein bisschen Kohle gebrauchen. Wolltest du nicht immer mal ein Buch schreiben oder so was? Den Traum könntest du dir endlich erfüllen!«
    Igitt. Helena sollte ein Buch schreiben, nicht ich. Das Impertinenz-Prinzip – durch Unverfrorenheit zum Erfolg. Mit einem Vorwort von Bahn-Chef Rüdiger Grube. Würde sicher ein Bestseller. Schade, dass ich nicht mehr in der Branche bin.
    Andererseits: Mit einer halben Mille auf dem Konto müsste ich vielleicht nie wieder bei einem Verlag arbeiten. Vielleicht könnte ich wirklich ein Buch schreiben. Ich könnte das Geld anlegen und von den Zinsen leben. Ich könnte mir das nudefarbene Kaschmirkleid auch noch in Schwarz kaufen!
    » Na, Sophie? Was sagst du?« Helena schaut mich neugierig an. » Du könntest dir von dem Geld natürlich auch endlich einmal schöne Möbel für deine Wohnung kaufen!«
    Schöne Möbel? Meine Wohnung ist bereits schön eingerichtet! Sehr schön sogar! Was für

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