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Liebe und Vergeltung

Titel: Liebe und Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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längst nicht so reizvoll wie in der Tat! Vielleicht meinst du ja auch, du wüßtest im großen
    ganzen Bescheid, und hast nur zu bestimmten Punkten Fragen. Stell sie ruhig. Bei mir mußt du nicht schüchtern sein.“
    Sara verschluckte sich und errötete. „Es ... ist... nicht erforderlich“, erwiderte sie hustend, „daß du mich... aufklärst.“
    „Ich verstehe“, murmelte Marguerite, erhob sich und ließ die Nichte allein.
    Sara war klar, daß sie durch ihr Erröten der Tante tatsächlich zu verstehen gegeben hatte, wie unnütz das freundlich gemeinte Ansinnen gewesen war. Sie frühstückte, läutete dann der Zofe und trug ihr auf, das Bad zu richten. Eine Weile später begab sie sich in das Ankleidezimmer, um sich für die Trauung herrichten zu lassen.
    Jenny frisierte sie, half ihr dann in die Robe aus cremefarbener Tobinseide und zupfte die vielen Spitzen am hochgeschlossenen Kragen, den Ärmeln und am weiten, goldbestickten Rock zurecht. Schließlich setzte sie ihr den blumenbekränzten, bodenlangen Schleier auf die hochgesteckten Lökken, betrachtete sie hingerissen und brach ungeniert in Tränen aus.
    „Sie sind die schönste Braut, die man sich vorstellen kann, Mylady“, schluchzte sie bewegt. „Ich weiß, Sie werden sehr glücklich werden.“
    Unwillkürlich wünschte sich Sara, sie könnte Jennys Zuversicht teilen.
    Gefaßt und würdevoll schritt sie in die Halle hinunter, ließ sich vom Vater in die Equipage helfen und hoffte während der Fahrt zur Kirche auf ein freundliches Wort.
    Er plauderte jedoch nur über Belanglosigkeiten, und sein gesamtes Verhalten war kühl und reserviert. Erst beim Aussteigen äußerte er leise: „Ich wünsche dir viel Glück, Kind, und bedauere, daß deine Mutter diesen Tag nicht miterleben kann.“
    So wie Sara darauf verzichtet hatte, in Weiß zu heiraten, folgte ihr statt der sechs Brautjungfern, die ihr bei einer glanzvollen Hochzeit in London das Geleit gegeben hätten, jetzt nur Tante Marguerite unter den brausenden Klängen der Orgel zum Traualtar.
    Die Sonne fiel durch die herrlichen alten Glasfenster des gotischen Bauwerkes, doch innerlich war Sara wie erstarrt.
    Schwer stützte sie sich auf den Arm des Vaters. Mittelpunkt zu sein, hatte ihr stets widerstrebt, da es ihr jedesmal ihr Gebrechen in Erinnerung rief. Mit klammen, kalten Fingern hielt sie das Bouquet aus weißen Rosen, Nelken und Hortensienblüten, während sie durch den Gang schritt.
    Bauern, Pächter und Dienstboten füllten die Bänke der kleinen Dorfkirche, und in den ersten Reihen hatten nur die engsten Freunde und Verwandten der St. James’ Platz genommen. Von Mikahls Seite waren zwei Gäste gekommen, ein ernster, zurückhaltender Geschäftsfreund und sein indischer Diener.
    An der Seite des Bräutigams angekommen, ließ der Vater sie allein und begab sich zu seinem Platz.
    Unwillkürlich schwankte Sara und fragte sich, welche Bedeutung das Gelöbnis ewiger Liebe und Treue für einen Mann haben konnte, der nicht einer christlichen Religion angehörte. Wahrscheinlich nicht sehr viel. Mehr als alles andere wünschte sie sich, ihn, der immer noch ein Fremder für sie war, zum Gatten zu nehmen, doch wenn sie den Mut aufgebracht hätte, wäre sie in diesem Moment geflohen. Die Musik war verklungen, und in der Stille erschien ihr jedes Geräusch plötzlich unnatürlich laut, ja selbst das Rascheln des silberdurchwirkten Florschleiers auf den Fliesen hallte ihr in den Ohren.
    Alastair, der Trauzeuge war, hatte offenbar gemerkt, wie nervös sie war, denn er zwinkerte ihr beruhigend zu.
    Bang blickte sie zu Mikahl, den sie seit der Ankunft in Haddonfield Hall nicht zu Gesicht bekommen hatte. Er sah hinreißend aus, und Stolz auf den attraktiven Bräutigam erfüllte sie. Ein taillierter schwarzer Frack umspannte die breiten Schultern, über dem hohen Hemdkragen trug er ein von einem Diamanten gehaltenes schwarzes Cachenez. Die Weste war silberbestickt und die schmalgeschnittenen Pantalons betonten seine männliche Figur.
    Und dann schaute Mikahl Sara an, und sie sah in seinen grünen Augen die gleiche beruhigende Bitte, die er ausgesprochen hatte, bevor er sie bei Tattersall’s auf den Schimmelhengst hob. „Vertrauen Sie mir!“ hatte er damals gesagt, und auch diesmal war sie bereit, sich seinem Schutz anheimzustellen.
    Sie reichte ihm die Hand und mußte lächeln, da er sie, entge-gen aller Sitte, an die Lippen hob und einen weichen Kuß auf die Fingerspitzen drückte. Mikahl erwiderte das

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