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Liebe und Vergeltung

Titel: Liebe und Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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ihm nicht so, wie er möchte. In den beiden letzten Wochen haben Sara und ich verschiedene gesellschaftliche Anlässe besucht und natürlich beobachtet, daß über uns getuschelt wurde. Sara ignorierte das Gemunkel und benahm sich so gelassen, als sei nichts Ungewöhnliches vorgefallen. Ihr bewundernswerter Gleichmut und die Ausstrahlung unantastbarer Würde verfehlten nicht den Eindruck auf die Leute. Und dank ihres Charmes nahm sie jeden für sich ein. Am Ende eines Festes haben wir immer wieder festgestellt, daß die Stimmung zu ihren Gunsten umgeschlagen war und die üble Nachrede nur auf Weldon zurückfallt. Er wird bald merken, daß viele, die er für seine Freunde gehalten hat, sich von ihm distanzieren.“
    „Nun, daß Sara dem Klatsch erfolgreich die Stirn zu bieten vermag, wundert mich nicht“, sagte Alastair und schaute den Freund ernst an. „Aber wie behandelt man dich?“
    „Wie immer“, antwortete Mikahl schmunzelnd. „Man starrt mich verstohlen an, hin und wieder bekomme ich auch leichte
    Herablassung zu spüren, aber im allgemeinen kann ich nicht klagen. Offenbar haben die Leute begriffen, daß sie mich als Saras Gatten zur Kenntnis nehmen müssen, und sind gewillt, es ihr zuliebe zu tun. Ich finde es ungemein erheiternd, plötzlich so respektiert zu werden.“
    Nachdenklich schaute Alastair den Freund an. Es fiel schwer, in dem eleganten, modisch gekleideten Mann den rauhen Gesellen zu erkennen, der er früher gewesen war. Nur wenn das Gespräch sich um Weldon drehte, erschien in Mikahls grünen Augen ein harter, gnadenloser Ausdruck. Alastair hoffte, daß die Affäre um Sir Charles so schnell wie möglich zum Abschluß kam. Das war sicher für alle Beteiligten besser.
    „Etwas sehr Unerwartetes ist geschehen, Sir Charles“, murmelte Walter Baines und blickte verlegen auf das Schriftstück. Er wußte, der Baronet würde die Neuigkeit nicht gelassen aufnehmen. „Die Bank hat Ihre Schuldscheine unter dem Nominalwert abgestoßen. Der neue Besitzer besteht auf einer Tilgung der Anleihen innerhalb von dreißig Tagen.“
    Charles meinte, sich verhört zu haben, und starrte verblüfft den Buchhalter an. „Warum hat die Bank das getan?“ fragte er ungläubig. „Wir stehen doch seit Jahren miteinander in den besten Geschäftsbeziehungen!“
    „Hm, das ist richtig, Sir. Sie galten der Bank als kreditwürdig, weil Sie beruflich großen Erfolg hatten und auch gewisse ... hm ... andere Erwägungen eine Rolle spielten. In den letzten eineinhalb Jahren sind Ihre Schulden jedoch zu beträchtlicher Höhe aufgelaufen, und Sie haben immer nur die Zinsen abgegolten. Außerdem ...“ Walter Baines räusperte sich, sah Sir Charles an und sagte betreten: „Ein Bankangestellter hat mir vertraulich mitgeteilt, daß der Direktor zusätzlich durch die Auflösung Ihrer Verlobung mit Lady Sara St. James nervös geworden ist. Natürlich ist das lächerlich, aber Sie wissen ja, Sir, wie konservativ Bankiers denken.“
    „Der Teufel soll diesen Schwachkopf holen!“ fluchte Charles aufgebracht. „Wieviel Reserven habe ich noch?“ „Keine, abgesehen von dem kleinen Betrag, der für die täglichen Haushaltsausgaben notwendig ist“, antwortete der Buchhalter ernst. „Sie haben ja alle übrigen Gelder in die Finanzie-rung der L & S gesteckt.“
    „Ich werde genötigt sein, einen Kredit auf meine Eisenbahnaktien aufzunehmen“, murmelte Charles stirnrunzelnd, „auch wenn der Gedanke mir ganz und gar nicht behagt. Finden Sie jemanden, der willens ist, mir die Anleihe zu einem erträglichen Zinssatz zu gewähren. Ach, wer hat eigentlich meine Schuldscheine aufgekauft?“
    „Das kann ich Ihnen nicht sagen, Sir.“ Entschuldigend zuckte Walter Baines mit den Schultern. „Ein Advokat hatte sich mit der Bank in Verbindung gebracht und ihr das Angebot im Namen eines anderen Anwaltes unterbreitet. Wer das ist, ließ sich nicht feststellen.“
    „Finden Sie es heraus!“ befahl Charles unwirsch. „Und wenn Sie wissen, wer es ist, erkundigen Sie sich, ob er damit einverstanden wäre, sich mit einer Tilgung zu begnügen, die höher ist als die von ihm ausgegebene Summe, jedoch niedriger als der Nominalbetrag.“
    „Wie Sie wünschen, Sir“, erwiderte Walter Baines, nahm seine Unterlagen und verließ rasch das Arbeitszimmer.
    Düster vor sich hinstarrend, blieb Charles sitzen und haderte mit dem Schicksal. In den vergangenen Jahren hatte er viel Geld in politische Kreise fließen lassen, um seine Geschäftsinteressen zu

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