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Liebe und Vergeltung

Titel: Liebe und Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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kleinen Mädchen.“
    Auf den ersten Blick war Lady Sara St. James für Mikahl eine Enttäuschung. Er hätte gedacht, daß Weldon sich nicht nur eine hochgeborene, sondern auch sehr attraktive Frau aussuchen würde. Aber vielleicht hatte es keine hübschere unter den Töchtern des Hochadels gegeben. Lady Sara war von kleinem, schlankem Wuchs und hatte gelocktes kupferrotes Haar. Der Erscheinung nach zu urteilen, war sie ganz und gar nicht die Frau, die beim Betreten eines Raumes alle Blicke auf sich gezogen hätte.
    Sie hatte den Arm um ein flachsblondes Mädchen von etwa zehn Jahren gelegt, das sie hingebungsvoll anschaute und etwas sagte. Sie lachte, wies auf das Buffet und sah dem davonlaufenden Kind einen Moment nach. Dann verließ sie den Schatten der Buche, und Mikahl hielt den Atem an.
    Unversehens schien sie eine andere zu sein. Das schmale, feingeschnittene Gesicht besaß eine zeitlose Schönheit, die jeden für sie einnehmen mußte. Es strahlte eine innere Gelassenheit und heitere Gemütsruhe aus, die auch Mikahl beeindruckte. Im Licht der Sonne leuchtete das Haar nun in einem wundervoll warmen Kastanienton auf, den Mikahl ganz bezaubernd fand. Im stillen billigte er Weldons Wahl. In ihrer Person verband Lady Sara die Vorzüge einer erlauchten Geburt mit natürlichem Flair, anmutigem Liebreiz und unwiderstehlicher Anziehungskraft. Jetzt fand Mikahl den Plan, sie und Weldon zu trennen, erst recht lohnenswert. Auf diese Weise ersparte er ihr die Ehe mit einem verderbten Mann, nahm ihm das gesellschaftliche Aushängeschild und würde selbst auf seine Kosten kommen.
    Da Alastair einen Bekannten begrüßte und noch mit ihm sprach, beschloß Mikahl, sich allein zu Lady Sara St. James zu begeben und sich vorzustellen. Er nahm vom Tablett eines
    Lakaien einen gefüllten Champagnerkelch und schlenderte durch die Schar der Geladenen. Obgleich er nicht unverhohlen angestarrt wurde, entging ihm nicht, daß man ihn verstohlen beobachtete. Wahrscheinlich fragte man sich, wer er war. In diesen Kreisen mußte ein unbekanntes Gesicht ganz besonders auffallen. Er gab sich den Anschein, nichts zu merken, ging gemächlich weiter und achtete darauf, Lady Sara nicht aus den Augen zu verlieren.
    Sie verstand es vorzüglich, die Honneurs zu machen, wechselte mit jedem, der ihr begegnete, einige Worte, oder winkte einen der zahlreichen Lakaien heran, um einem durstigen Gast ein neues Glas reichen zu lassen.
    Je näher Mikahl ihr kam, um so deutlicher sah er die Ähnlichkeit mit ihrem Cousin. Sie schien sich nicht nur auf das Äußere zu beschränken. Beide hatten etwas gemein, das bei Alastair nicht so ausgeprägt, bei Lady Sara jedoch viel erkennbarer war. Im ersten Moment konnte Mikahl sich nicht erklären, was es war. Doch dann, als er schließlich vor ihr stand, wußte er es.
    Lady Saras Augen war anzusehen, daß sie viel Kummer und Leid durchgemacht haben mußte.
    Im selben Moment, als Sara den hochgewachsenen schwarzhaarigen Gentleman sah, wußte sie, daß er der Freund ihres Vetters sein mußte. Er sah allerdings nicht wie ein Mann aus dem Fernen Osten aus. Die Gesichtszüge entsprachen nicht denen eines Asiaten, und die Haut hatte auch nicht deren sandelholzfarbenen Ton. Zudem war er ganz nach europäischer Mode gekleidet. Dennoch war Sara sicher, daß er der Prinz sein mußte. Vermutlich gründete ihre Überzeugung sich auf die federnde Art seines Ganges, die an ein geschmeidiges Raubtier erinnerte.
    Es überraschte sie nicht, daß einige Damen ihn diskret beobachteten. Er hatte das Fluidum eines Mannes, das Frauen sinnlichen Träumen über kräftig gewachsene, unzivilisierte Naturburschen nachhängen ließ. Unwillkürlich mußte Sara über die törichten Gedanken lächeln und wollte den Prinzen willkommen heißen, brachte jedoch keinen Laut über die Lippen. Wie gebannt schaute sie dem Fremden in die Augen. Sie waren von einer seltsamen Farbe, einem verwirrend hellen
    Grün, das sie noch nie bei jemandem gesehen hatte. Und der Blick war merkwürdig faszinierend, verheißungsvoll und vielversprechend. Man hätte sich in ihm verlieren, Ehre und Anstand aufgeben und die ganze Welt vergessen können. Entsetzt über den Weg, den ihre Überlegungen genommen hatte, zwang Sara sich in die Wirklichkeit zurück, reichte Alastairs Freund die Hand und sagte lächelnd: „Ich bin Sara St. James, die Gastgeberin. Ich nehme an, Sie sind Prinz Balagrini?“
    Er neigte sich zum Kuß über ihre Hand, schaute sie dann mit gespielter

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