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Liebe und Vergeltung

Titel: Liebe und Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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nennen“, antwortete Mikahl lächelnd und verneigte sich. Er wußte längst, daß Weldon eine Tochter hatte. Ihre Mutter Alice war die Tochter des reichen Bankiers Clifton gewesen, deren Mitgift es dem Baronet ermöglicht hatte, sich geschäftlich zu etablieren. Vor drei Jahren war die damals achtjährige Elizabeth Halbwaise geworden. Sie wirkte gefällig und umgänglich, doch ob das ihr wahres Wesen war, ließ sich auf den ersten Blick nicht erkennen. Unwillkürlich fragte sich Mikahl, was aus ihr werden mochte, wenn sie auch den Vater verlor. Wahrscheinlich würde Weldons Bruder sie bei sich aufnehmen.
    „Wenn Sie Charles und mich jetzt bitte entschuldigen würden, Hoheit?“ wandte Lady Sara sich an Prinz Balagrini. „Es ist jemand gekommen, den wir begrüßen müssen. Ich hoffe, Sie bald wiederzusehen, Sir.“
    Sie schlenderte mit dem Baronet davon, und Mikahl merkte, daß sie leicht das rechte Bein nachzog. Vielleicht war das der Anlaß, warum sie so häufig diesen wehmütigen Blick hatte. Er überlegte, ob er Alastair darauf ansprechen sollte, entschloß sich jedoch, selbst den Grund herauszufinden. Das erschien ihm sehr viel reizvoller, denn schließlich war selbst die wohlerzogenste Dame nicht gegen jede Schmeichelei gefeit. Es war gewiß sehr interessant festzustellen, welche ungezähmten Gefühle unter Lady Saras Maske kühler Selbstbeherrschung brodelten.
    „Ein interessanter Mensch, dieser Prinz von Kafiristan“, bemerkte Sir Charles zu Lady Sara. „Ich nehme an, er ist ein Freund deines Vetters Alastair?“
    "Ja."
    „Gehört Kafiristan zu Indien?
    „Nein, es ist ein eigenes, noch sehr unerforschtes Land, das im Hindukusch liegt.“
    „Er muß ein unternehmungslustiger und sehr reicher Mann sein, wenn er sein Volk verläßt und nach Europa kommt.“ „Er hat sich sein Vermögen im Orienthandel erworben. Es soll unermeßlich groß sein, hat Alastair mir gesagt.“
    „Ich glaube, du hast den Prinzen beeindruckt. Fördere eure Bekanntschaft. Es kann sehr nützlich sein, ihn zu kennen.“ „Ich habe ihm bereits gestattet, mir seine Aufwartung zu machen“, erwiderte Sara kühl. Sie hatte nichts dagegen, daß Alastair sie bat, Seine Hoheit gesellschaftlich zu protegieren; es störte sie jedoch, von Charles aufgefordert zu werden, ihm zuliebe mit einem finanzkräftigen Investor Umgang zu pflegen. Aber da Charles von ihr erwartete, daß sie seinem geschäftlichen und sozialen Status Glanz verlieh, mußte sie sich leider fügen.

4. KAPITEL
    Lady Sara St. James saß noch am Frühstückstisch, als der Butler in das Morgenzimmer kam und sichtlich befremdet sagte: „Entschuldigen Sie die Störung, Eure Ladyschaft. Ein Herr möchte Sie sprechen. Ein ... hm ... Prinz von Kafiristan.“
    „Um diese Zeit?“ Im ersten Moment war Sara irritiert, doch dann freute sie sich. „Möchtest du ihn kennenIernen?“ wandte sie sich an den Vater.
    „Weiß er nicht, wann es sich schickt, jemandem einen Besuch abzustatten?“ brummte Miles St. James, Duke of Haddonfield, und furchte mißbilligend die Stirn.
    „Offensichtlich nicht“, antwortete Sara und erhob sich. „Aber es wird ihm bald geläufig sein, da ich ihm versprochen haben, ihn mit unseren Gebräuchen vertraut zu machen.“ Sie begab sich in den Moorefield-Salon, der seinen Namen von den herrlichen Teppichen hatte, die nach Robert Adams Entwürfen hergestellt worden waren.
    Seine Hoheit stand am Fenster und schaute in den Garten, drehte sich jedoch sogleich um und sagte mit gewinnendem Lächeln: „Ich hoffe, ich bin nicht ungelegen gekommen, Mylady. Sie haben mir erlaubt, Ihnen heute morgen einen Besuch zu machen.“
    Lady Sara reichte dem Prinzen die Hand zum Kuß und erwiderte schmunzelnd: „Ich vergaß, Ihnen zu erklären, Hoheit, daß Morgenbesuche nur in der Zeit von zwei bis fünf Uhr nachmittags angebracht sind.“
    „Ein Morgenbesuch am Nachmittag?“ Verdutzt hob Mikahl eine Braue. „Das ist unlogisch, Madam.“
    „Gesellschaftliche Spielregeln sind nicht immer vernünftig“, stellte Sara trocken fest und fügte belustigt hinzu: „Wür-den Sie bitte meine Hand loslassen, Sir?“
    „Oh, verzeihen Sie“, entschuldigte er sich und setzte eine geknickte Miene auf.
    Seine Augen hingegen strahlten Sara an, und um einen strengen Ton bemüht, äußerte sie: „Ich kann mich des Eindruckes nicht erwehren, Sir, daß Sie ganz bewußt den Umstand ausnutzen, Ausländer zu sein, um sich gewisse Rechte herausnehmen zu können.“
    „Ich weiß nicht,

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