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Liebe und Vergeltung

Titel: Liebe und Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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geheiratet. Ich möchte jedoch auch erfahren, wer du gestern warst.“
    Nicht fähig, den Ausdruck liebevoller Zärtlichkeit in Saras Augen zu ertragen, richtete Mikahl sich auf, wandte sich um und schlenderte zum Kamin. Das nachgedunkelte Bildnis eines berittenen Feldherren betrachtend, sagte er nach einer Weile tonlos: „Ein Großteil dessen, was Weldon geäußert hat, stimmt.“ Zu Sara zurückkehrend, griff er nach der auf dem Tisch stehenden Karaffe und fragte: „Möchtest du auch ein Glas, Sara? Wenn du die Geschichte meines Lebens hören willst, kann es eine lange Nacht werden.“
    „Ja, bitte“, antwortete sie und war froh, daß er sich durchgerungen hatte, von sich zu erzählen.
    Mit zitternder Hand schenkte Mikahl ihr und sich ein, reichte ihr das Glas und nahm in dem zweiten Fauteuil Platz.
    „Die Behauptung, du seist homosexuell und verrückt nach Charles, ist ganz sicher aus der Luft gegriffen, nicht wahr?“ Sara lehnte sich zurück und sah Mikahl unsicher an.
    „Manchmal erschütterst du mich“, murmelte er kopfschüttelnd. „Warum greifst du gerade diesen Punkt auf?“
    „Weil ich es nicht von dir glauben kann“, antwortete sie schlicht.
    „Du hast recht, in dieser Hinsicht hat Charles gelogen, in anderer jedoch nicht. Ein Punkt stimmt. Ich wurde nicht einmal fünf Meilen von hier entfernt geboren, in der Nähe der East End Docks.“
    „Unfaßbar!“ sagte Sara verblüfft. „Ich hätte nie gedacht, daß du Engländer bist.“
    „Die ersten acht Lebensjahre habe ich zwar in London verbracht, fühle mich deswegen jedoch nicht als Engländer“, widersprach Mikahl ruhig. „Außerdem war die Welt, in der ich groß geworden bin, ganz anders als die, in der du herangewachsen bist.“
    „Das läßt sich denken“, stimmte sie zu. „Wer waren deine Eltern?“
    „Niemand, der einer Dame wie dir je über den Weg laufen würde“, antwortete er trocken. „Meine Mutter hieß Annie, war ein Bauernmädchen aus Cheshire und brannte mit einem Soldaten nach London durch. Er verließ sie irgendwann, und danach wurde sie Schankmagd in einer der Hafenkaschemmen. Vater war ein irischer Matrose bei der Royal Navy und wohnte bei meiner Mutter, wenn er Landgang hatte. Er konnte sie nicht heiraten, weil er bereits eine Frau hatte, von der er getrennt lebte. Aber er soll sie geliebt haben, wie Annie mir immer stolz berichtete. Vielleicht hat sie sich das nur eingeredet, oder es stimmte sogar.“
    „Was ist aus deinen Eltern geworden?“
    „Vater starb bei Trafalgar, als ich zwei Jahre alt war. Ich entsinne mich seiner nicht, doch Annie hat stets behauptet, ich sähe ihm sehr ähnlich. An sie erinnere ich mich besser. Sie war hübsch, gutmütig und etwas oberflächlich im Wesen, nie zänkisch und stets zu einem Scherz aufgelegt. Nach Vaters Tod hatte sie unter den Seeleuten eine Reihe von Gönnern, die bei ihr nächtigten, wenn sie auf Urlaub waren, und ihr dann Geld für die Haushaltskasse gaben. Jahre später verkaufte sie ein goldenes Halsband, das einer der Liebhaber ihr geschenkt hatte, und ermöglichte mir mit dem Erlös den Besuch einer Elementarschule. Sie mußte vier Pence in der Woche bezahlen, und der Unterricht wurde von einer ältlichen Lehrerin vorgenommen, die uns Kindern das Schreiben und Lesen beibrachte. Auf diese Weise bin ich wenigstens kein Analphabet geworden.“
    „Wie hieß denn dein Vater?“
    „Michael Connery, und diesen Namen trage auch ich“, gestand Michael und fügte nachdenklich hinzu: „Eigentlich habe ich kein Recht, mich so zu nennen, da ich unehelich bin.
    Mutter hatte jedoch diesen Namen angenommen. Ich weiß nicht einmal, welchen Geburtsnamen sie trug.“
    „Michael Connery“, murmelte Sara und merkte unversehens, wie ähnlich es zu Mikahl Khanauri klang. „Ein Ire! Ich hätte es mir denken können! Als Charles dich bei unserer ersten Begegnung auf die ungewöhnliche Farbe deiner Augen ansprach, hast du erwidert, im Lande deines Vaters wären grüne Augen keine Seltenheit.“
    „Das ist die Wahrheit“, sagte Michael lächelnd. „Du kannst mir glauben, Sara, daß ich mich stets bemüht habe, dich nicht zu belügen.“
    Sie versuchte, sich die Dinge ins Gedächtnis zu rufen, die er über seine Person und Herkunft geäußert hatte. „Ja“, erwiderte sie nach einem Moment, „ich entsinne mich nicht, daß du je behauptet hast, in Kafiristan geboren zu sein. Du hast die Wahrheit immer schön umschrieben. Diese Kunst beherrschst du meisterhaft.“
    „Ich habe

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