Liebe und Vergeltung
erwecken. Ich muß wohl nicht betonen, daß niemand auf meine Spur kommen darf. Wenn du Unterstützung brauchst, nimm dir einige der Burschen aus den Bordellen. Und noch etwas. Angenommen, Lord Alastair Carlisle befindet sich bei ihm, muß auch er sterben!“
William nickte. „Und wie soll ich mit Lady Sara verfahren?“ fragte er gelassen.
„Sie darf nicht ums Leben kommen“, antwortete Charles hastig. „Mit ihr habe ich andere Pläne.“
Der Butler hatte das Eintreffen Sir Charles Weldons gemeldet, und Miles St. James, Duke of Haddonfield, war nicht überrascht, daß der Baronet ihn aufsuchte. Nach dem peinlichen Vorfall beim Ball mußte jedem klar sein, daß Charles und Prinz Balagrini sich feindselig gesonnen waren, und auch Miles hatte sofort begriffen, daß er und seine Tochter in die Auseinandersetzung verwickelt werden würden. Und das war einzig und allein seine Schuld.
Harlow öffnete die Tür der Bibliothek und ließ den Baronet eintreten.
Miles sah sogleich, daß Sir Charles übernächtigt wirkte und äußerst schlechter Stimmung war. „Guten Morgen, Charles“, begrüßte er ihn und wies höflich auf einen Sessel. „Gehe ich fehl in der Annahme, daß zwischen Ihrem Besuch und dem Zwischenfall gestern abend ein Zusammenhang besteht?“
Charles nahm Platz und antwortete gereizt: „Sie irren sich nicht. Was ich über Ihren Schwiegersohn geäußert habe, entsprach ganz der Wahrheit. Hätten Ihr Neffe und Ihre Tochter sich nicht eingemischt, wäre dieser Heuchler als Hochstapler entlarvt worden!“
Miles lehnte sich zurück und sagte etwas spöttisch: „Daß Sie solche Betonung auf den Umstand legen, es wären mein Schwiegersohn, mein Neffe und meine Tochter, läßt mich vermuten, daß Sie mich für ihr Verhalten verantwortlich machen.“
„Hätten Sie Sara im Bewußtsein ihres Standes und strengerer Moralbegriffe erzogen, wäre Sie heute meine Gattin“, erwiderte Charles scharf. „Dann hätte ich auch nicht die Probleme, mit denen ich jetzt kämpfen muß. Aber da sie ein gewissenloses, leichtfertiges Frauenzimmer ist, mußte sie sich diesem hergelaufenen Kerl an den Hals werfen und ihn heiraten. Und nun hat der Verbrecher sich in den Kopf gesetzt, mich zu ruinieren.“
„Tatsächlich?“ Der Herzog ließ nicht erkennen, was er dachte, da die Erfahrung ihn gelehrt hatte, wie gefährlich es war, Weldon gegenüber Gefühle zu zeigen.
„Sind auch Sie diesem Lügner ins Garn gegangen?“ fragte Charles verblüfft. „Ist es Ihnen so gleich, wie schmutzig seine Vergangenheit ist?“
„Er ist der Gatte meiner Tochter, alles andere ist für mich nicht von Bedeutung!“ stellte Miles kühl fest. „Sara zuliebe gedenke ich nicht, das gute Verhältnis zu ihm zu beenden. Im übrigen kann ich nicht umhin zu bemerken, daß er sich stets ausgesuchter Höflichkeit befleißigt, was ich von Ihnen nicht behaupten kann.“
„Sie werden den Tag verfluchen, an dem Sie diesem Bastard begegnet sind“, brauste Charles auf. „Ich werde Ihnen jetzt erzählen, wer er wirklich ist.“
Miles St. James hatte Mühe, eine reglose Miene zu wahren, während Sir Charles ihm voller Häme berichtete, wie er Michael Connery in Tripolis kennengelernt hatte. Zweifellos schmückte der Baronet die abscheuliche Geschichte noch aus, dennoch war es schrecklich zu hören, daß Sara einen Mann mit so verwerflicher Vergangenheit geheiratet hatte. Aber Miles maßte sich nicht an, die Tochter zu verurteilen. Er wußte,
er hatte das Recht verwirkt, den Stab über sie zu brechen.
Charles schwieg und schaute den Duke of Haddonfield gespannt an.
„Was soll ich dazu sagen?“ fragte der Herzog betont ruhig. „Ich finde, Sie sollten aufhören, Saras Gatten mit Schmutz zu bewerfen und lieber auf den eigentlichen Grund Ihres Besuches zu sprechen kommen. Sie wollen doch etwas von mir.“ „Ja, achtzigtausend Pfund“, antwortete Charles unumwunden. „Und zwar sofort! Michael Connery hat meine Schuldscheine aufgekauft, die ich in den nächsten Tagen bei ihm auslösen muß. Da er in jeder Hinsicht mein Ansehen untergraben hat, will nun niemand mir etwas vorstrecken.“ Charles lächelte anzüglich. „Folglich bin ich auf Sie verfallen, mein Lieber.“
„Mein Lieber?“ wiederholte Miles St. James, Duke of Haddonfield, gedehnt. „Wir sind keine Freunde, Sir Charles. Im Gegenteil, ich fühle mich eher als Ihr Opfer.“
„Die damit verbundenen Vergnügungen haben Ihnen doch immer Spaß gemacht“, entgegnete Charles und grinste
Weitere Kostenlose Bücher