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Liebe und Vergeltung

Titel: Liebe und Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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vor der Königin zu entkräften“, erwiderte Alastair und ritt ein Stück auf dem schmaler werdenden Weg voraus, bis wieder genügend Platz für beide Reiter war. „Ich gebe zu, ich war erstaunt, daß du um eine Antwort verlegen gewesen bist. Dein Wort hätte gegen Weldons gestanden. Außerdem lagen die Gründe für den geschmacklosen Auftritt auf der Hand. Sir Charles selbst hatte ja dafür gesorgt, daß jeder die Geschichte von der gelösten Verlobung erfuhr. Alle hätten angenommen, daß der Ausbruch an Boshaftigkeit nur auf verletztem Stolz beruht.“
    „Das mag sein“, räumte Michael ein. „In dem Moment war ich jedoch der Meinung, man würde eher Weldon, einem Mann aus euren Kreisen, glauben und nicht mir, dem Ausländer. Im übrigen habe ich nicht erwartet, daß meine Freunde für mich lügen würden.“
    „Ich habe nicht gelogen“, widersprach Alastair lächelnd, „höchstens die Wahrheit etwas beschönigt. Es stimmt doch, daß ich dich in Kafiristan kennenlernte, und bei den Bewohnern des Dorfes hast du größtes Ansehen genossen. Dein Haus war das geräumigste, auch wenn man es vielleicht nicht als Palast bezeichnen kann. Und Sara hat auch nicht geschwindelt. Sie hat eben sehr unkonventionelle Ansichten darüber, was ein standesgemäßer Gemahl ist.“
    „Ihr beide seid genauso schlimm wie ich“, erwiderte Michael lachend.
    „Wurdest du wirklich in London geboren?“
    „Ja. Mein Vater Michael Connery war ein irischer Matrose, und Mutter eine Engländerin, die im East End in einer Hafenschenke arbeitete. Ich bin unehelich, da die beiden nie gehei-ratet haben. Vater hatte bereits eine Frau, von der er getrennt lebte. Ich wurde nach ihm benannt und habe, wie Mutter, seinen Familiennamen angenommen. Mir scheint, du bist nicht sehr überrascht?“
    „Nein“, gab Alastair ruhig zu. „Schon in Kafiristan hatte ich den Eindruck, daß du kein Sohn des Landes bist oder höchstens eine einheimische Mutter beziehungsweise einen Kafiren zum Vater hattest. Seit du in England weilst, bin ich mehr und mehr zu der Überzeugung gelangt, daß einer deiner Eltern europäischer Herkunft gewesen sein muß.“ „Tatsächlich? Wie bist du zu dieser Schlußfolgerung gekommen?“
    „Durch Kleinigkeiten“, antwortete Alastair achselzuckend. „Zum Beispiel durch die Art, wie du denkst. Sie ist eher westlich denn orientalisch geprägt.“
    „Nun, da du so weit gereist bist, wird es dir sicher leichterfallen, solche Dinge zu bemerken“, erwiderte Michael und war doch etwas erstaunt, auf welch unbewußte Weise er sich verraten hatte. „Stört es dich denn nicht, daß ich nur ein Bastard aus dem Hafenviertel bin?“
    „Findest du, daß deine Herkunft ein Schandfleck ist?“ fragte Alastair kühl.
    „Nein“, sagte Michael nachdenklich. „Eigentlich bin ich sogar stolz auf sie. Wäre ich in einer beschützteren Umgebung aufgewachsen, hätte ich mich nie durchzusetzen gelernt.“ „Dann hast du nicht den geringsten Anlaß, dich der Umstände zu schämen, die dich zu dem gemacht haben, der du heute bist“, meinte Alastair und sah das Thema damit als erledigt an.
    Michael wußte, welche Standesvorurteile die englische Gesellschaft hatte, und war froh, daß weder seine Gattin noch sein bester Freund diese überheblichen Ansichten teilten. Schweigend ritt er neben ihm weiter, wachsam die Gegend im Auge behaltend.
    „Wie gedenkst du, mit Sir Charles zu verfahren?“ erkundigte Alastair sich nach einem Weilchen.
    „Ich weiß es nicht. Er muß sterben, weil er viel zu vielen Menschen Unrecht angetan hat und weiterhin eine große Gefahr für sie bedeutet. Erst vor zwei Tagen hat er durch seine Handlanger versucht, das Haus meines Bevollmächtigten in Brand setzen zu lassen. Wären nicht die beiden Wächter, die ich zu Benjamin Slades Schutz abgestellt hatte, aufmerksam geworden, hätten alle in dem Feuer umkommen können. Und dann wären auch sämtliche Aufzeichnungen über Weldon vernichtet worden. Die Frage ist nur, wie ich ihn unschädlich machen soll. Ich habe nicht viel Vertrauen zu englischen Gerichten.“
    „Warum ziehst du überhaupt einen Prozeß in Betracht?“ Alastair lächelte spöttisch. „Ich war der Meinung, du selbst willst Weldon umbringen.“
    Michael erstarrte innerlich und bemühte sich, es nicht zu zeigen. Nach Slade hatte nun auch Alastair ihn durchschaut. „Umbringen ist das falsche Wort“, entgegnete er ruhig. „Ich würde es eher eine Hinrichtung nennen.“
    „Und warum nimmst du sie

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