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Liebe und Vergeltung

Titel: Liebe und Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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wie Sie auf diesen Gedanken kommen“, entgegnete Mikahl und schaute sie unschuldig an. „Vielleicht sind Sie von Natur aus argwöhnisch? Wenn Sie es wünschen, komme ich gern am Nachmittag zurück, um den unterbrochenen Morgenbesuch fortzusetzen. Ich befürchte nur, daß ich dann einer unter vielen sein werde, die Ihnen Glückwünsche zu dem gelungenen Gartenfest aussprechen möchten. Da Sie keine Zeit finden werden, mich auf gesellschaftliche Fauxpas hinzuweisen, schlage ich vor, daß Sie jetzt in eine Ausfahrt mit mir einwilligen. Das wäre eine gute Gelegenheit, mich mit allem Notwendigen vertraut zu machen.“
    „Nun verstehe ich, warum Sie ein so erfolgreicher Geschäftsmann sind“, erwiderte Sara voller Bewunderung. „Ihnen gelänge es sogar, einem Beduinen Sand zu verkaufen!“ Sie hielt inne und drehte sich erstaunt um.
    Der Butler hatte die Tür geöffnet und ließ drei Dienstmädchen eintreten, die Vasen mit prachtvollen Rosenbouquets in den Salon brachten. Sie stellten sie auf den vergoldeten Blumentischchen ab, knicksten und zogen sich zurück. Entgeistert blickte Sara die herrlichen Sträuße an.
    „Weiße Rosen sind doch hoffentlich ein annehmbarer Ausdruck der Dankbarkeit?“ fragte Mikahl lächelnd.
    „Ja“, antwortete Sara fassungslos. „Im allgemeinen begnügt man sich jedoch mit einer kleineren Menge, einer sehr viel kleineren.“
    „Eine Rose für jeden schönen Augenblick, den ich in Ihrer Gesellschaft verbringen durfte“, sagte Mikahl, ging zu einem der Gebinde und zog eine einzelne Blüte heraus. Lady Sara über die Blume hinweg anschauend, atmete er den Duft ein, reichte ihr dann die Rose und meinte charmant: „Weiße Rosen zum Zeichen jungfräulicher Reinheit. In ganz London gäbe es nicht genug, um Ihrem unschuldigen Liebreiz gerecht zu werden, Madam.“
    Verwirrt über die romantische Geste, nahm sie die Blume entgegen und beschloß, dem Prinzen zu sagen, er müßte sich etwas zurückhaltender betragen. Sonst würde jede Frau, die er so beschenkte, unweigerlich glauben, er mache ihr den Hof. Sie roch an der nur halbgeöffneten Knospe und seufzte. Eigentlich war es schade, Seine Hoheit zur Mäßigung anzuhalten. Man hätte besser den Engländern mehr Galanterie beibringen sollen, statt den charmanten Kafir zu bewegen, das ritterliche Benehmen zu zügeln!
    Erneut wurde die Tür geöffnet, und der Herzog betrat den Salon.
    Mikahl sah einen mittelgroßen, etwa sechzigjährigen Mann von schmaler Statur, der sich jedoch straff und aufrecht hielt und eine Würde ausstrahlte, die ihm gewiß jedermanns Aufmerksamkeit eintrug.
    Lady Sara machte die Herren miteinander bekannt und war erleichtert zu sehen, daß die ungehaltene Miene des Vaters sich nach einigen Minuten höflicher Konversation erhellte. Der Prinz begegnete ihm mit Hochachtung und großer Ehrerbietung und hatte ihn offenbar mühelos für sich eingenommen.
    Plötzlich sagte der Duke of Haddonfield wohlwollend: „Sara, ich sehe keinen Grund, warum du bei dem schönen Wetter nicht mit Prinz Balagrini in den Park fahren solltest. Ich werde ihm Gesellschaft leisten, bis du dich umgekleidet hast.“
    „Ich... nun gut, ich werde mich beeilen“, erwiderte Sara überrascht. „Wenn Sie mich bitte entschuldigen würden, Hoheit.“ Sie begab sich in ihr Boudoir, ließ sich rasch von der Zofe aus dem eleganten Vormittagsgewand und in ein mit zarten roten Ranken besticktes Kleid aus hellem Crepe helfen und den dazu passenden Hut aufsetzen. Sie schlug den langen Schleier zurück, nahm das Reticule und den seidenen Sonnenschirm und eilte zum Moorefield-Salon zurück.
    Der Prinz von Kafiristan verabschiedete sich von Seiner Gnaden, geleitete Sara zu der vor dem Portal wartenden Karriole und half ihr in den Wagen.
    Sie zupfte den weiten Rock glatt und sagte beiläufig: „Langsam glaube ich, daß Sie ein Schwindler sind, Sir.“
    Er warf ihr einen scharfen Blick zu. „Was bringt Sie denn auf
    diesen Gedanken, Madam?“
    „Es mag sein, daß Sie zum ersten Male in London sind“, erklärte sie lächelnd, „aber ich bin sicher, Sie haben bereits mit Europäern verkehrt. Wahrscheinlich in Indien oder Städten des Fernen Ostens, wo es Ausländer gab. Wenn Sie wollen, beherrschen Sie den richtigen Umgangston geradezu meisterhaft. Sie haben meinen Vater förmlich um den Finger gewickelt.“
    „Wie darf ich das verstehen? Gewiß doch nicht wörtlich.“ erwiderte Mikahl belustigt.
    „Natürlich nicht! Das bedeutet, daß man jemanden auf seine

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