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Liebe und Vergeltung

Titel: Liebe und Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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zufriedenstellen! Ich weiß, was Männer wünschen! Und wenn Sie darauf bestehen, kann ich jede Nacht die immer noch Unverdorbene spielen.“

„Ich suche keine Mätresse“, entgegnete Mikahl und ärgerte sich, daß er Jane auf Gedanken gebracht hatte, die gänzlich abwegig waren. „Im übrigen würde ich mir dann eine Frau und kein halbwüchsiges Mädchen nehmen.“
    „Bitte, Sir, kann ich Sie nicht umstimmen?“ bestürmte sie ihn, und ihre Stimme war voller Hoffnung. „Ich schwöre, Sie werden es nicht bereuen!“
    Gerührt von dem flehentlichen Blick gab Mikahl aus Mitleid mit dem armseligen Geschöpf nach und entschloß sich, ihr zu helfen. „Wenn du wirklich mit diesem Geschäft aufhören willst“, erwiderte er streng, „könnte ich dir Unterkunft und eine Arbeit besorgen, von der du dich ernähren kannst.“ Sekundenlang war Jenny sprachlos. „Natürlich möchte ich hier fort“, sagte sie dann bewegt. „Aber Mrs. Bancroft wird mir nie gestatten, das Haus zu verlassen.“
    Mikahl überlegte, wie er es anstellen könnte, Jane Miller aus dem Bordell zu schaffen. Es wäre ein Leichtes, sie Mrs. Bancroft abzukaufen, doch es war viel aufregender und auch billiger, sie zu entführen. „Bist du immer in diesem Zimmer?“ erkundigte er sich und fuhr, als sie nickte, in gedämpftem Ton fort: „Dann hör mir jetzt gut zu. Ich komme morgen nacht zwischen zwei und drei Uhr her und mache mich dir bemerkbar. Wenn du Steinchen gegen das Fenster schlagen hörst und allein bist, öffne es, damit ich dir ein Seil zuwerfen kann.“ „Ich bezweifele, daß ich das Schiebefenster aufmachen kann“, wandte Jenny stirnrunzelnd ein. „Es ist vor einiger Zeit gestrichen worden und wahrscheinlich verklebt.“
    Mikahl stand auf, schob die roten Samtvorhänge fort und versuchte, den unteren Teil des Fensters hochzudrücken. Der Rahmen ließ sich nicht bewegen. Rasch holte er das kurze
    Stilett aus dem Frack, nahm es aus der Scheide und zog die Klinge an den Kanten der Scheibenfassung entlang. Erneut bemühte er sich eine Weile, das Schiebefenster zu öffnen, bis es endlich nachgab und sich nach oben bewegen ließ.
    Er beugte sich hinaus und blickte auf eine enge, düstere Gasse, die das Gebäude vom nächsten Häuserblock trennte. Kein Lichtstrahl drang aus dem Bordell. Vermutlich waren alle Fenster verdunkelt. Er zählte sie, um das Zimmer des Mädchens wiederzufinden, und hoffte, daß in der nächsten Nacht im Haus niemand auf den Gedanken kam, frische Luft schnappen zu wollen. „Komm her und bewege das Fenster“, forderte er Jane Miller auf. „Wir müssen sehen, ob du es morgen allein bewältigen kannst.“
    Eifrig eilte sie zu ihm und schob es mehrmals auf und zu. „Ja, es macht keine Mühe“, sagte sie und fügte ängstlich hinzu: „Werden Sie ausharren, Sir, falls ich nicht gleich fliehen kann?“
    „Ja, eine halbe Stunde“, willigte er ein. „Wenn du dann immer noch verhindert bist, kehre ich übermorgen nacht zur gleichen Stunde zurück und zwar so lange, bis uns deine Flucht gelungen ist. Du wirst die Schlaufe des Seiles irgendwo sicher anbringen, am besten hier an einem der Bettpfosten. Es hat Knoten, an denen du dich beim Hinunterklettern festhalten kannst. Traust du dir das zu?“
    „Ich schaffe es!“ versicherte Jenny knapp.
    Mikahl fand, er wäre nun lange genug bei ihr geblieben, um den Anschein zu erwecken, daß er sie besessen hatte. „Ich gehe jetzt“, sagte er auf dem Weg zur Tür. „Richte das Bett so her, daß Mrs. Bancroft keinen Verdacht schöpft.“ „Selbstverständlich!“ erwiderte Jenny gekränkt. „Ich bin doch nicht dumm!“
    „Ich verlasse mich auf deine Erfahrungen.“ Mikahl lächelte flüchtig und fragte noch einmal in ernstem Ton: „Bist du sicher, daß du mir dein Schicksal anvertrauen willst? Du weißt doch nicht, ob ich nicht vielleicht schlimmer bin als Mrs. Bancroft.“
    „Das stimmt“, gab Jenny zu und zuckte mit den Schultern. „Dieses Risiko muß ich eben auf mich nehmen. Hier habe ich keine Zukunft, und eine solche Chance wird mir bestimmt nicht noch einmal geboten.“
    „Du bist ein mutiges Mädchen, Jane Miller.“
    „Oder doch sehr unvernünftig“, entgegnete sie lächelnd. Mikahl bedauerte nicht, daß er sich entschlossen hatte, ihr zu helfen. Sie war aufgeweckt und wagemutig und hatte ein neues, besseres Leben verdient. Er zweifelte auch nicht daran, daß sie die unvermutete Gelegenheit gut nutzen würde. Er nickte ihr zu, verließ das Zimmer und fand

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