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Liebe und Vergeltung

Titel: Liebe und Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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daran denke, wie viele Leute und Vierbeiner sich darin getummelt haben. Mir ist nie ganz klargeworden, wer die Menschen waren und in welcher Beziehung sie zu dir standen.“
    „Oft wußte ich es auch nicht“, gestand Mikahl schmunzelnd. „Aber du kannst mir glauben, daß die meisten nicht mit mir verwandt waren. Die Kafiren sind eben ein neugieriges und auch sehr gastfreundliches Volk.“ Er nippte an seinem Glas und erkundigte sich dann interessiert: „Kommst du gut mit dem neuen Buch voran?“
    „Gut wäre das falsche Wort“, antwortete Alastair und lachte leise. ,Aber ich mache Fortschritte. Es tut mir leid, daß ich dich in letzter Zeit etwas vernachlässigt habe. Nach den ersten beiden Wochen hatte ich jedoch den Eindruck, daß du meiner
    gesellschaftlichen Unterstützung nicht mehr bedarfst.“
    „Du mußt dich nicht entschuldigen“, erwiderte Mikahl ruhig. „Schließlich bist du nicht mein Kindermädchen. Ja, es stimmt, ich bin mit Einladungen überhäuft worden. Manchmal meine ich, daß einige der Gastgeber es besonders chic finden, daß ein halbwegs gezähmter Barbar der Mittelpunkt ihrer Feste ist. Im übrigen wollte ich dich auch nicht unnötig behelligen, wenn du von der Muse geküßt wirst.“
    „Geküßt?“ wiederholte Alastair grinsend. „Das Gegenteil ist der Fall! Wir liegen ständig miteinander im Streit, und von Inspiration kann nicht die Rede sein. Würde mein Verleger mich nicht Woche für Woche bedrängen, ihm das Manuskript zu liefern, hätte ich es längst aufgegeben, den Text abzuschließen. In der nächsten Zeit werde ich auch nicht zum Arbeiten kommen. Meine Mutter hat mir erklärt, es sei meine Pflicht, Sara und Sir Charles zu Ehren einen Ball zu veranstalten. Noch sind die Einladungen nicht verschickt, aber er wird drei Wochen vor der Hochzeit in Chapelgate Court stattfinden. Ich hoffe, du kannst kommen und einige Tage mein Gast sein. Zum ersten Male seit vielen Jahren wird das Haus dann wieder voller Leben sein.“
    Mikahl hatte Mühe, die Zufriedenheit zu verbergen, die er nach diesen Worten empfand. Alastair hatte ihm soeben die Möglichkeit gegeben, dem Ziel einen großen Schritt näher zu kommen. „Werden die Ehrengäste auch bei dir wohnen?“ erkundigte er sich beiläufig.
    „Ja. Sara, Weldon, meine Eltern und weiß der Himmel, wer noch!“ antwortete Alastair und seufzte leicht. „Am liebsten würde ich meutern, doch meine Mutter hat mir den Wind aus den Segeln genommen, weil sie sich um alles kümmern wird.“ „Es wird mir ein Vergnügen sein, an dem Fest teilzunehmen und deine Eltern kennenzulernen. Sie leben die meiste Zeit des Jahres in Norfolk, nicht wahr?“
    Alastair nickte. „Vater ist über siebzig und reist nicht mehr gern“, erklärte er, „obgleich er für einen Mann seines Alters noch bei recht guter Gesundheit ist. Sara zuliebe wird er jedoch nach Chapelgate Court kommen. Er hat sie sehr ins Herz geschlossen.“
    „Sie ist auch eine bemerkenswerte Frau“, stellte Mikahl in bewußt sachlichem Ton fest. „Ich begreife, warum du sie so
    gern hast.“
    „Offensichtlich ist es dir nicht gelungen, sie zu einer Auflösung der Verlobung zu bewegen“, erwiderte Alastair ernst.
    „Noch habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben.“ Nachdenklich schwenkte Mikahl den Cognac im Glas. Er hatte Lady Sara bei verschiedenen gesellschaftlichen Anlässen wiedergesehen und auch zweimal mit ihr getanzt. Nach allem, was zwischen ihnen geschehen war, fiel es ihm jedesmal sehr schwer, sie nur wie eine gute Bekannte zu behandeln. Und stets wünschte er sich, sie zu küssen und das zu vollenden, was er in Sulgrave Manor begonnen hatte. Was sie dachte, hatte er nicht herausfinden können. Sie hatte sich immer sehr höflich und distanziert benommen, als wäre er ein vollkommen Fremder. Sie war die perfekte Dame, leider!
    Irritiert leerte Mikahl das Glas. Es war müßig, über sie nachzugrübeln. Sie war für ihn nur ein Mittel zum Zweck, allerdings ein recht erfreuliches. „Ich bezweifele, daß sie viel für Weldon empfindet“, sagte er, stand auf und holte die halbgefüllte Karaffe. „Ich vermute eher, sie heiratet ihn nur, weil sie ihm ihr Wort gegeben hat.“ Er schenkte sich und dem Freund nach und nahm wieder Platz.
    „Ja, sie hat zuviel Ehrgefühl“, pflichtete Alastair ihm bei. „Manchmal übersteigt es jedes vernünftige Maß. Falls du wirklich ernsthafte Hinderungsgründe für eine Ehe mit Sir Charles kennst, solltest du sie meiner Cousine bald mitteilen.

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