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Liebe und Vergeltung

Titel: Liebe und Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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hatte Wut, Entsetzen und ein gewisses Schuldbewußtsein ausgedrückt, doch instinktiv war Sara klar gewesen, daß seine Entrüstung nicht nur ihr galt. Vermutlich hatte der Prinz ihn getäuscht und ihn wissentlich in die peinliche Situation gebracht. Freiwillig hätte Alastair sich niemals bereitgefunden, Handlanger in diesem entwürdigenden Spiel zu sein.
    Sara rieb sich die schmerzende Stirn und fragte sich, welche Motive Prinz Balagrini bewogen haben mochten, sie derart bloßzustellen. Gedankenlosigkeit war sicherlich nicht der Grund, und Arglist wohl noch weniger. Sara konnte sich nicht denken, daß er so tief sinken und ihre Zukunft aus reiner Boshaftigkeit ruinieren würde.
    Es fiel ihr auch schwer zu glauben, daß er sie so sehr liebte, um sich zu dieser kompromittierenden Szene hinreißen zu lassen und so die Einwilligung ihres Vaters in eine Heirat zu erzwingen. Es war ihr nicht entgangen, wie überrascht der Prinz über sich selbst gewesen war, nachdem er um ihre Hand angehalten hatte, weitaus mehr jedenfalls als zuvor über die unwillkommene Unterbrechung. Sie war sicher, er würde zu seinem Wort stehen, doch warum, das konnte sie sich wirklich nicht erklären.
    Vor allem aber fragte sie sich bedrückt, wie sie sich verhalten sollte. Sie hatte sich damit abgefunden, daß sie Weldon heiraten würde, und nie an eine Ehe mit Prinz Balagrini gedacht, obgleich sie sich von Anfang an zu ihm hingezogen fühlte. Nun jedoch hatte sich alles geändert, und es lag an ihr, ihn zu akzeptieren oder nicht. Nie hatte sie sich vor einer schwierigeren Entscheidung gesehen.
    Der Beschluß, Weldon zu heiraten, war ihr leichtgefallen, da sie sich ausmalen konnte, was sie erwartete. Bei Prinz Balagrini, diesem Mann aus dem fernen, wilden Kafiristan, lagen die Dinge jedoch ganz anders. Sie hatte keine Vorstellung, wie ihre Zukunft sich an seiner Seite gestalten mochte. Gewiß, in seiner Nähe lebte sie auf, doch eine Ehe mit ihm ließ zu viele Fragen offen.
    Bedrückt rieb sie sich die pochenden Schläfen. Sie konnte nicht verstehen, warum sie sich so verändert hatte. Sobald sie mit dem Prinzen zusammen gewesen war, fehlte ihr später das Verständnis für das eigene Verhalten. Sie konnte nicht billigen, wie sie sich in seiner Gegenwart benahm, und kam sich selbst fremd vor.
    Nicht wissend, zu welchem Entschluß sie gelangen sollte, fand sie es besser, sich ein wenig abzulenken. Sie erhob sich, ging zu dem zierlichen Chiffonier und setzte sich. Ein Blatt Papier zur Hand nehmend, grübelte sie darüber nach, wie sie Charles’ Tochter die Nachricht mitteilen sollte, daß sie nicht ihre Stiefmutter wurde. Sie wußte, sie würde das Mädchen mehr vermissen als den Vater und hätte auch gern weiterhin Kontakt zu Elizabeth gehabt, sie zum Tee eingeladen, kleine Einkaufsbummel mit ihr unternommen oder Spaziergänge gemacht. Doch es war klar, daß Charles seiner Tochter den Umgang mit einer, wie er sich ausgedrückt hatte, schmierigen, ekelhaften Schlampe, einem billigen, kleinen Luder, nie gestatten würde.
    Nach mehreren sie nicht befriedigenden Versuchen schrieb sie schließlich:
    Meine liebe Elizabeth,
    es wird Dich überraschen zu hören, daß Dein Vater und ich beschlossen haben, nicht zu heiraten. Wir passen nicht zusammen. Du wirst mir sehr fehlen, aber ich bewahre die Erinnerung an Dich im Herzen. Ich umarme Dich und versichere Dir, daß ich Dich stets lieben werde.
    Sara St. James
    Die Worte erschienen ihr unzulänglich und drückten nicht aus, wie sehr sie das Kind ins Herz geschlossen hatte. Vor allem konnten sie kaum über die Enttäuschung hinweghelfen, die Elizabeth bei der Nachricht empfinden mußte, daß die von ihr akzeptierte Frau nicht ihre mütterliche Freundin werden würde.
    Wieder einmal hatte ein unschuldiges Kind unter den Auseinandersetzungen der Erwachsenen zu leiden. Die Zeilen waren jedoch der einzige Trost, den Sara dem Mädchen angedeihen lassen konnte. Hoffentlich erreichten sie Elizabeth, ehe Weldon ihr verbot, Briefe von Saras Hand zu erhalten.
    Müde erhob sie sich, streifte das Deshabille ab und begab sich zu Bett. Die auf dem Konsoltischchen brennende bronzene Öllampe ließ sie ungelöscht. In dieser Nacht fürchtete sie sich vor der Dunkelheit.
    Mit gefaßter Miene, in starrer, abweisender Haltung, betrat Lady Sara St. James nachmittags um zwei Uhr den etruskischen Salon und blieb mitten im Raum stehen.
    Mikahl hatte kaum einen Blick für seine Umgebung gehabt, die roten Silhouetten auf

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