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Liebe und Vergeltung

Titel: Liebe und Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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cremefarbenem Untergrund, die in Blautönen bemalte Decke mit den filigranhaften Ornamenten. Zu sehr beschäftigte ihn die Frage, wie Lady Sara sich entschieden haben mochte, und bei ihrem Eintritt wandte er sich sofort um.
    Ihm entging nicht, daß sie kühl und distanziert war, doch gerade diese unnahbare Reserviertheit empfand er als Herausforderung. Bewundernd schweifte sein Blick über das blau und lindgrün gestreifte helle Kleid mit den breiten, auf den Ärmeln aufliegenden Spitzenjockies und dem passenden, schwarzgesäumten Fächerkragen. Das Haar war in der Mitte gescheitelt, im Nacken zu einem kunstvollen Knoten hochgeschlungen und an den Ohren zu drei gelockten Wellen aufgedreht. Sara sah bezaubernd aus, und unwillkürlich verspürte Mikahl den Wunsch, ihren schlanken Hals zu küssen. Doch dazu ergab sich, wie er hoffte, vielleicht später die Gelegenheit.
    Der spontane Entschluß, Lady Sara zu heiraten, war zweifellos eine seiner besten Entscheidungen gewesen. Er würde alles daran setzen, Sara davon zu überzeugen. Zunächst jedoch war es ratsam, nichts zu überstürzen.
    Sie fand es nicht nötig, Prinz Balagrini zum Platznehmen aufzufordern oder ihm gar die Hand zum Kuß zu reichen. Selbst der Anblick seines blessierten Gesichtes entlockte ihr nur die erstaunte Frage: „Was ist Ihnen denn widerfahren, Hoheit?“
    „Alastair hielt es für richtig, mich handgreiflich daraufhinzuweisen, daß mein gestriges Verhalten Ihnen gegenüber nicht schicklich war.“
    „Das ist ihm sichtlich gelungen“, erwiderte Lady Sara und hob die Brauen. „Hoffentlich ist er nicht zu Schaden gekommen?“
    „Nicht mehr als ich. Manchmal ist es eben gut, wenn ein Gewitter sich entlädt und die Luft reinigt.“
    Vom Gang her drangen Stimmen in den Salon, und unwillkürlich verkrampfte sich Sara. Nachdem sie sich entfernt hatten, sagte sie unbehaglich: „Ich vermute, alle Welt redet bereits darüber, was gestern in der Bibliothek vorgefallen ist.“
    „Sie irren, Madam“, widersprach Mikahl und merkte, daß sich hinter Lady Saras beherrschtem Äußeren große innere Unruhe verbarg. „Vor einigen Minuten habe ich von Alastair erfahren, daß Ihr Verlobter abgereist sei, ohne sich jemandem anvertraut zu haben. Wahrscheinlich hat er seine Wut gemäßigt und fand es ratsamer, sich wie ein Gentleman zu betragen und Schweigen zu bewahren. Natürlich konnte es nicht unbemerkt bleiben, daß etwas vorgefallen sein mußte. Schließlich waren eine Zeitlang weder die Gastgeber noch die Ehrengäste zu sehen. Niemand weiß jedoch Genaueres.“
    Sara schüttelte den Kopf. „Sir Charles hat einen Hang zur Rachsucht“, wandte sie beklommen ein. „Er hat sich deshalb nicht über den Zwischenfall geäußert, weil er das Haus so schnell wie möglich verlassen wollte. Morgen wird jedoch ganz London Bescheid wissen.“ Wieder waren aus dem Korridor Geräusche zu vernehmen, und erneut schaute sie sich besorgt um.
    „Ich schlage vor, wir begeben uns in den Garten. Dort sind wir ungestörter“, sagte Mikahl, um ihr die Befangenheit zu nehmen.
    Sara zögerte. „Gut“, willigte sie nach einem Moment der Unsicherheit ein. „Ich möchte mich indes nicht zu weit vom Haus entfernen.“
    Prinz Balagrini verneigte sich, hielt ihr die Tür auf und schwieg, bis sie, unbemerkt vom Persona' oder den noch verbliebenen, vor der Abreise stehenden Gästen, die südliche Terrasse erreicht hatten. Dann nahm er Lady Sara beim Arm und sagte, als sie sich versteifte: „Heute sind Sie sehr nervös, Madam!“
    „Wundert Sie das?“ erwiderte sie ungehalten. „Ich war noch nie gezwungen, mit einem Mann, der mein Ansehen ruiniert hat, darüber zu sprechen, ob ich ihn heiraten werde. Natürlich ist das kein Thema, das ich sehr erfreulich finde!“
    „Vielleicht sollten Sie mir, wie Ihr Cousin, ein oder zwei schallende Ohrfeigen geben. Durch die Rauferei hat sich sein aufgestauter Zorn entladen. Bei Ihnen wäre es sicher nicht anders.“ Mikahl lächelte belustigt. „Ich gestehe, von zarter Hand gezüchtigt zu werden, kann manchmal sehr reizvoll sein.“
    Verblüfft schaute Sara ihn an und mußte wider Willen lachen. „Sie sind unmöglich, Sir!“ sagte sie kopfschüttelnd. „Was in aller Welt soll ich mit Ihnen machen?“
    „Mich heiraten!“ antwortete er trocken. „Dann hätten Sie viel Zeit, meine Manieren ganz nach Gutdünken zu schleifen.“
    „Ihre Manieren sind nicht das einzige, was einer nachhaltigen Korrektur bedarf, stellte Sara erheitert

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