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Liebe und Vergeltung

Titel: Liebe und Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Verführungsszene verzichten können.“
    „Deine Cousine ist eine intelligente Frau und hat einen starken Charakter“, entgegnete Mikahl, setzte sich wieder und stellte die Karaffe vor sich auf dem Tisch ab. „Aber sie hat ein sehr beschütztes Leben geführt. Glaubst du, sie hätte mir zugestanden, daß ein Mann ihrer Gesellschaftsklasse, ein Freund ihres Vaters, solcher Verderbtheit fähig ist? Nein, das ist kaum anzunehmen! Die ganze Angelegenheit ist so abstoßend, daß ich nicht derjenige sein wollte, der Lady Sara erklären mußte, wie niederträchtig Menschen sein können.“
    „Ich finde, du unterschätzt Sara“, widersprach Alastair und schüttelte leicht den Kopf. „Sie hat einen wachen Verstand, ein gesundes Urteilsvermögen und ist nicht so schnell aus der Fassung zu bringen. Warum hast du angekündigt, sie heiraten zu wollen? Hast du Gewissensbisse?“
    „Den Luxus von Schuldgefühlen leiste ich mir nicht“, entgegnete Mikahl gelassen. „Das führt zu nichts! Natürlich bedauere ich, daß Lady Sara durch die Ereignisse verletzt worden ist, doch das ließ sich nicht vermeiden.“
    Alastair nahm das Taschentuch fort und sah, daß die Blutung aufgehört hatte. Er leerte sein Glas und hielt es dem Freund zum Nachschenken hin. Dann trank er einen Schluck Cognac, seufzte und sagte achselzuckend: „Rein theoretisch basiert eine Ehe auf gegenseitiger Zuneigung, und aus praktischen Erwägungen besteht sie auf Lebenszeit. Falls Sara deine Gattin wird, nur um sie vor dem Skandal zu bewahren, könnte es ein Schritt sein, den ihr bereuen werdet und der sich ganz besonders für sie als falsch herausstellt.“
    „Soll das heißen, daß du gegen die Ehe bist?“
    „Ich hege zumindest die größten Zweifel, wie sinnvoll sie ist“, bekannte Alastair unumwunden. „Abgesehen von kulturellen und religiösen Unterschieden besteht zwischen dir und Sara auch in anderer Hinsicht ein Abgrund. Das freundlichste, was ich über deine ethische Einstellung äußern kann, ist die Feststellung, daß bei dir der Zweck stets die Mittel heiligt.“ „Sicher“, bestätigte Mikahl und hob eine Braue. „Welchen Prinzipien sollte ich denn sonst folgen?“
    „Dem Grundsatz von Gut und Böse“, antwortete Alastair trocken. „Zumindest Sara hat ihn sich zur Regel gemacht.“ „Ach, das ist mir zu hoch gegriffen. Was die praktische Seite des Lebens anbelangt, kommen Lady Sara und ich sehr gut miteinander aus.“
    Alastair merkte, daß der Freund den Sinn seiner Bemerkung nicht erkannt hatte. „Gut und Böse sind keine abstrakten Begriffe!“ hielt er Mikahl vor und war froh, daß Sara bestimmt so viel Weitblick hatte, um sich nicht zu einer überstürzten Einscheidung gedrängt zu fühlen.
    „Es ist mein Prinzip, anderen Menschen nicht unnötig zu schaden!“
    „Nun, das ist nicht das schlechteste“, räumte Alastair ein. „Ich weiß nur nicht recht, was du unter unnötig verstehst.“ „Warum hast du Lady Sara denn nicht geheiratet?“ erkundigte Mikahl sich verwundert. „Ehen unter Cousins ersten Grades sind in England doch zulässig, nicht wahr? Ihr beide habt die gleichen Ansichten und Interessen und steht euch doch sehr nahe.“
    Alastair strich sich über das zerzauste Haar und überlegte, was er antworten sollte. Aus verschiedenen Gründen konnte und wollte er Mikahl nicht mitteilen, daß er längst mit einer von Saras Freundinnen verheiratet war, seine Frau Juliet ihn vor fast zwölf Jahren verlassen hatte und jetzt als Abenteurerin irgendwo im Orient lebte. „Sara und ich sind uns viel zu ähnlich“, erklärte er langsam. „Du weißt, ihre Mutter war die Schwester meiner Mutter. Ich entsinne mich nicht, ob ich je erwähnt habe, daß sie eineiige Zwillinge waren. Als Kinder hatten Sara und ich oft Schwierigkeiten, die beiden auseinanderzuhalten. Es war sehr verwirrend, da wir wie Geschwister aufgewachsen sind. Und wie Bruder und Schwester stehen wir auch zueinander. In der Tat, ihr fühle ich mich mehr verbunden als meinem Halbbruder.“
    „Warum?“
    „Nicholas ist viele Jahre älter und der Erbe unseres Vaters“, erläuterte Alastair. „Ich habe mich ihm entfremdet, weil er und seine Angehörigen sich gegen Vaters zweite Ehe gesträubt hatten. Der Grund ist leicht erklärt. Sie wollten das Familienvermögen nicht auf weitere Kinder aufgeteilt wissen. Gegen Habgier ist eben kein Kraut gewachsen. Nicholas ist zwar ein steinreicher Mann, bekommt jedoch nie genug. Und nun geht jeder von uns seiner Wege. So

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