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Liebe und Vergeltung

Titel: Liebe und Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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dieser niederträchtigen Gesinnung ist wie du!“
    „Für eine Schlampe will ich gar nicht mehr arbeiten!“ entgegnete Doreen gehässig. „Schöne Kleider und ein eindrucksvoller Name machen noch lange keine wahre Dame! Dieser lüsterne Fremde hat ja nur eines im Sinn, und auch nur ein feiles Weib ist willens, es ihm zu geben. Ich bin eine ehrbare Frau, und mich ekelt der Gedanke, in Ihrer Nähe sein zu müssen! Aber ich gehe erst, wenn ich meinen Lohn bekommen habe. Ich weiß, was mir zusteht!“
    Sara war viel zu anständig, um sich vom Zorn zu ungerechtem Verhalten mitreißen zu lassen. Sie straffte sich würdevoll und sagte kalt: „Du kannst übermorgen nach Haddonfield House kommen und deine Sachen packen. Harlow wird dir das Geld aushändigen, desweiteren einen Monatslohn und zusätzlich ein rein sachlich gehaltenes Empfehlungsschreiben. Und nun geh mir aus den Augen!“
    „Mit Vergnügen!“ stimmte Doreen boshaft zu. „Viele Frauen, die man wirklich als Damen bezeichnen kann, haben in der Vergangenheit versucht, mich Ihnen abzuwerben. Sie müssen sich gedacht haben, daß ich eine ausgezeichnete Zofe bin, wenn ich es schaffe, aus einem häßlichen Krüppel ein halbwegs nett anzusehendes Wesen zu machen!“ Befriedigt, daß sie das letzte Wort gehabt hatte, drehte sie sich brüsk um, verließ das Boudoir und knallte die Tür hinter sich zu.
    Zitternd sank Sara auf den brokatbezogenen Schemel und dachte erschüttert darüber nach, daß zwischen Doreens häßlichen Äußerungen und den Beleidigungen, die Charles ihr am Abend zuvor entgegengeschleudert hatte, eine erschreckende Ähnlichkeit bestand. Behütet, wie sie bisher gelebt hatte, war sie nie solchen Anfeindungen ausgesetzt gewesen. Der Gedanke, daß andere Leute sich bald in ähnlicher Form über sie äußern würden, war im höchsten Maße unerfreulich. Nun, wenigstens würde sie es nicht zu hören bekommen, da solche Verleumdungen stets hinter dem Rücken des Betroffenen gezischelt wurden.
    Aber es war eine heilsame Lehre zu merken, daß ein liebedienerisches Gehabe nicht immer auf den wahren Charakter des Menschen schließen ließ. Doreen, die sich nie im Ton vergriffen hatte, stellte sich plötzlich als gemeine, böswillige Person heraus. In diesem Licht gesehen, war es vielleicht sogar möglich, daß Mikahls Behauptungen über Charles zutrafen. Doch wie schnell konnte man ins Gerede der Leute geraten! Ein Mann wie Mikahl wurde geringschätzig beurteilt, nur weil er Ausländer war.
    Langsam legte sich der Zorn, und unwillkürlich belustigt erkannte Sara, daß auch Doreen von Mikahls männlicher Ausstrahlung beeindruckt gewesen sein mußte. Sonst hätte sie ihn wohl kaum einen lüsternen Fremden genannt.
    Die Zofe der Duchess of Windermere hatte Lady Sara St. James in das tief dekolletierte Kleid geholfen, ihr die Frisur gerichtet und über den Locken am linken Ohr eine zauberhafte Tüllrose angebracht.
    Sara begutachtete sich einen Moment im Pilasterspiegel und fand, daß der rosafarbene Ton der Pongeseide ihr ausgezeichnet stand. Die durchsichtigen, schwarzgesäumten Volants am Dekollete und den kurzen Ärmeln betonten die schmale Taille, und der unterhalb der Hüften ansetzende Überwurf aus durchbrochener schwarzer Spitze hatte dasselbe Muster wie die elegante Bayadere, die Sara um die Schultern trug. Zufrieden mit ihrem Erscheinungsbild, verließ sie das Boudoir, schritt die Treppe zur Halle hinunter und begab sich in das Speisezimmer.
    Die Familie hatte sich bereits versammelt, und auch Prinz Balagrini war eingetroffen. Galant neigte er sich zum Kuß über Saras Hand, rückte ihr den Stuhl zurecht und zeigte sich beim Souper, wie versprochen, von seiner charmantesten Seite. Sara war beeindruckt, wie gut er sich in den familiären Rahmen einfügte, auch wenn sie hin und wieder den Eindruck hatte, daß er sich im stillen über manche Gepflogenheiten des englischen Adels amüsierte. Ihr konnte es gleich sein, da auch sie viele der Sitten überholt fand, obwohl sie in deren Geist erzogen und aufgewachsen war.
    Sie war froh, daß sie sich nicht sehr an den Gesprächen beteiligen mußte, da Alastair und seine Mutter zum größten Teil die Unterhaltung bestritten, während der Vater düsteren Angesichtes bei Tisch saß und recht wortkarg blieb.
    Nachdem er die Tafel aufgehoben hatte, zog er sich mit dem Prinzen in die Bibliothek zurück. Er wirkte sichtlich erleichtert, und seine Miene hatte sich beträchtlich erhellt, als er sich mit Prinz

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