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Liebe und Vergeltung

Titel: Liebe und Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Jahren, kaum älter als ein Kind, vom Vater verkauft.
    Jane kam in ein Freudenhaus, wo sie mehrere Jahre tätig war.“ „Ich verstehe.“ Sara verfiel in Schweigen und dachte, seltsam berührt, welch eigenartigen Tag sie verlebt hatte. Gestern zur gleichen Zeit war sie noch eine anständige Frau gewesen, die geachtete Verlobte eines angesehenen Mannes. In den vergangenen vierundzwanzig Stunden war sie kompromittiert, beleidigt und entehrt worden. Charles hatte die Verlobung mit ihr gelöst, und sie war eine neue mit Prinz Balagrini, ihrem Verführer, eingegangen. Und nun schlug er ihr vor, eine ehemalige Dirne in Dienst zu nehmen. Sie hatte ein unbehagliches Gefühl bei dem Gedanken, wie er das Mädchen kennengelernt haben mochte, und fragte sich unwillkürlich, ob er versuchte, eine frühere Geliebte im Haushalt seiner zukünftigen Gemahlin unterzubringen. Nein, das war nicht anzunehmen. Doch Sara hielt es für ratsamer, ihn nicht nach den näheren Umständen seiner Bekanntschaft mit Jane auszuhorchen. „Schick sie zu mir“, sagte sie entschlossen. „Wenn sie gefälliger ist als ihre Vorgängerin, kann sie die Anstellung haben.“ „Du willigst so schnell ein?“ wunderte sich Mikahl. „Stört ihre Vergangenheit dich denn nicht?“
    „Doreen lehnte mich wegen meiner ab“, antwortete Sara trocken. „Das gleicht die Sache wieder aus.“
    „Du bist der lebende Beweis, daß jemand, der in deinen Kreisen aufgewachsen ist, nicht notwendigerweise überheblich und borniert werden muß.“
    Sara lächelte über das Kompliment.
    Sacht strich Mikahl ihr über die Wange und den Hals und sagte in sinnlich sehnsuchtsvollem Ton: „Drei Wochen sind eine schrecklich lange Zeit!“
    Die Berührung rief Erinnerungen an den Nachmittag hervor, und rasch wich Sara einen Schritt zurück, ehe sie sich wieder von den Gefühlen mitreißen ließ. Mikahl wollte das Erlebnis gewiß wiederholen, doch sie wußte, daß sie so schnell nicht dazu bereit war. „Bitte nicht, Mikahl“, murmelte sie leise. „Ich möchte erst einige Zeit verstreichen lassen.“
    Er war betroffen, und schwieg eine Weile. „Habe ich dich so verstört?“ fragte er dann spröde. „Sei beruhigt, Sara, ich kann warten. Vielleicht ist es besser, wenn wir uns bis zur Hochzeit nicht mehr sehen, es sei denn, wir begegnen uns bei offiziellen Anlässen. Auf diese Weise bist du vor .. .hm .. .Entgleisungen meinerseits sicher.“
    „Du bist sehr verständnisvoll“, erwiderte Sara und war ihm für das Angebot dankbar.
    „Es fällt mir schwer“, gestand Mikahl lächelnd. „Ich bin jedoch kein Dummkopf, denselben Fehler ein zweites Mal zu begehen!“ Er nahm ihr Gesicht zwischen die Hände, gab ihr einen kurzen, heißblütigen Kuß und raunte ihr dann zu: „Laß uns in den Salon zurückkehren, ehe ich meinen guten Vorsätzen untreu werde.“
    Der Kuß hatte Sehnsüchte geweckt, und Sara war froh, daß Mikahl so viel Rücksicht auf sie nahm. Es erstaunte sie, daß ein leidenschaftlicher Mann wie er solches Einfühlungsvermögen aufbrachte. Und plötzlich gestand sie sich ein, daß sie ihn liebte, sich nicht nur körperlich zu ihm hingezogen fühlte, nicht allein seinem männlichen Flair erlag. Ihre Empfindungen waren mehr als flüchtiges Begehren, haltlose Hingabe oder zuneigungsvolle Sympathie. Die Erkenntnis erfüllte sie mit Staunen, das sich in verwirrte Freude und inneren Jubel wandelte. Die Arme um Mikahl schlingend, gab sie ihm einen vom Überschwang ihres Glückes zeugenden Kuß.
    Mikahl spürte, daß in diesem Augenblick eine Veränderung mit ihr vorgegangen war, und ahnte den Grund. Voller Zärtlichkeit erwiderte er ihren Kuß, schmiegte sie dann an sich und hielt sie an der Brust geborgen.
    Sara wünschte sich, diesen Moment der Seligkeit für immer festhalten zu können. Sie ängstigte sich ein wenig vor der Zukunft, da sie wußte, wie töricht es war, einen so unberechenbaren, rätselhaften Mann wie Mikahl zu lieben. Er begehrte sie, aber er teilte ihre Gefühle nicht. Vielleicht war er auch nicht fähig, ihr die Liebe zu schenken, die sie sich von ihm erhoffte.
    Doch ungeachtet aller Bedenken war sie sicher, daß sie ihre Liebe zu ihm nie bereuen würde.
    Um der Form zu genügen, hatte Mikahl sich von seinem Diener nach Chapelgate Court kutschieren lassen; auf der Rückfahrt nach Sulgrave Manor lenkte er selbst jedoch das Gespann.
    Kuram lehnte sich bequem zurück und genoß es, einmal nicht die Zügel halten zu müssen.
    Sobald Lord Alastair

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