Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Liebe und Vergeltung

Titel: Liebe und Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
Vom Netzwerk:
Verhalten in Chapelgate Court hatte sie jeden Anspruch auf Mitleid verwirkt.
    Unwillkürlich ärgerte sich Charles und fluchte leise. Der Prinz hatte ihn für dumm verkauft. Dabei hatte er so viel für den schäbigen, verlogenen Halunken getan, ihn wie seinesgleichen behandelt und ihm Tür und Tor für lukrative Investitionen geöffnet! Doch auch der primitive Lüstling sollte ihm den Verrat büßen! Irgendwann, zur rechten Zeit, würde er ihm in die Augen sehen müssen und wissen, daß es kein Entrinnen gab.
    Fatalerweise mußte Charles sich auch in diesem Punkt Mäßigung auferlegen. Ein verfrühter Tod des Prinzen hatte gewiß ein finanzielles Durcheinander zur Folge und würde die L & S in Schwierigkeiten bringen. Die von Prinz Balagrini in die Gesellschaft eingebrachten Gelder waren notwendig, um ihr das Weiterbestehen zu ermöglichen. Noch konnte Charles sich seiner also nicht entledigen. Aber es bereitete ihm den größten Verdruß, mitansehen zu müssen, daß nur durch sein schlaues geschäftliches Taktieren die L & S endlich wieder profitabel geworden war und Summen in die Schatulle des Prinzen flossen, die er selbst gern eingestrichen hätte.
    Wie gut, daß er wenigstens darauf geachtet hatte, sich die Beschlußgewalt über alle zu treffenden Entscheidungen vorzubehalten, obgleich der Prinz die Majorität der Anteile besaß. Sobald die neu ausgegebenen Aktien verkauft waren, würde sich gewiß ein Weg finden, den unliebsamen Partner aus dem Unternehmen zu drängen. In der Zwischenzeit mußte Charles sich bedauerlicherweise anderer, versteckterer Mittel bedienen, um ihn für den Vertrauensbruch zu strafen.
    Die Kutsche hielt, und er wartete, bis der Lakai ihm den Wagenschlag geöffnet und die Trittstufen heruntergeklappt hatte. Er stieg aus und schüttelte leicht den Kopf, daß sein Bruder sich mit einer äußerlich so unscheinbaren Stadtresidenz begnügte. Das aus gelblichem Sandstein errichtete Haus war verhältnismäßig klein und hatte nicht einmal ein repräsentatives Portal, selbst wenn es im Innern eine gewisse Pracht ausstrahlte.
    Charles nahm sich vor, zunächst mit Heather zu sprechen und dann mit Elizabeth, fand die Absicht jedoch zunichte gemacht, als die Tochter ihm beim Betreten der Halle von der Treppe entgegengelaufen kam. Wahrscheinlich hatte sie die Equipage Vorfahren gesehen und es nicht abwarten können, bis er sie zu sich bitten ließ.
    Sie war ein entzückendes Geschöpf, wie ein lieblicher blondgelockter Engel. Wahrscheinlich war eine Tochter das einzige weibliche Wesen, dem ein Mann trauen konnte. Sie trug ein hübsches, von einer breiten weißen Seidenschärpe gegürtetes himmelblaues Kleidchen mit vielen Rüschen und gebauschten Ärmeln, und unter dem Rocksaum lugten spitzenbesetzte lange Pantalettes hervor. Desmond und seine Gattin waren geisttötend temperamentslos und des Titels nicht wert, den sie innehatten, aber sie achteten wenigstens darauf, daß Elizabeth ordentlich angezogen war und sich zu ihrem Vorteil entwickelte.
    „Papa!“ rief sie fröhlich, während sie mit wippenden Zöpfen die Stufen herunterhüpfte. „Ich wußte nicht, daß du kommen würdest.“
    „Beherzige die Etikette und benimm dich nicht wie ein Straßengör!“ ermahnte er sie streng.
    Erschreckt verlangsamte Eliza den Schritt und näherte sich eingeschüchtert dem Vater.
    Er strich ihr über das glatt gescheitelte Haar und sagte freundlicher: „Ich muß mit dir reden, Schätzchen. Komm, begleite mich in den Salon.“
    Im Vorbeigehen entdeckte Eliza auf dem marmornen Konsoltisch vor dem großen Pilasterspiegel einige Umschläge, die auf einem verschnörkelten Silbertablett lagen. Neugierig blieb sie stehen, blickte auf das oberste Couvert und sagte erfreut: „Oh, Lady Sara hat mir geschrieben! Ich erkenne ihre Handschrift.“
    Rasch nahm sie den Brief an sich, doch brüsk riß Charles ihn ihr aus den Fingern. „Ich will nicht, daß du ihn liest!“ sagte er barsch und hatte Mühe, die Wut zu bezähmen. Wie konnte Sara, diese Schlampe, es wagen, seiner Tochter, seinem unschuldigen, ahnungslosen Liebling, zu schreiben! Der Teufel mochte wissen, welches Gift die zügellose Metze verspritzt hatte. Bestimmt hatte sie versucht, Eliza gegen den Vater zu beeinflussen! Rasch schob Charles das Couvert in die Innentasche des Gehrocks und beschloß, es später zu öffnen. Außerdem nahm er sich vor, den Bruder darauf hinzuweisen, daß keiner der Dienstboten aus Haddonfield House kommende und für Eliza

Weitere Kostenlose Bücher