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Liebe und Vergeltung

Titel: Liebe und Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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irgend jemandem teilen, obgleich sie es bedauerte, daß Lady Sara nicht ihre Stiefmutter wurde.
    Er war gewiß der klügste und bestaussehende Mann der Welt, doch manchmal irrte auch er. Bestimmt beurteilte er Lady Sara St. James ganz falsch. Vermutlich hatte es ein Mißverständnis gegeben, wie in den Romanen, die sie und ihre Cousinen heimlich lasen. Aber Lady Sara war ein herzensguter Mensch und nicht so böse, wie der Vater angedeutet hatte.
    Nachdem er sich verabschiedet und Eliza ihr Zimmer aufgesucht hatte, faßte sie einen kühnen Entschluß. Vielleicht ließ sich das Zerwürfnis zwischen Lady Sara und dem Vater bereinigen, und die beiden versöhnten sich. Dann konnte sie doch noch Papas Gemahlin werden. Eliza nahm sich fest vor, eine Gelegenheit zu finden, mit Lady Sara zu sprechen, um ihr zu sagen, wie sehr sie ihr fehlte. Sie wußte, auch Lady Sara mochte sie von Herzen gern und würde ihr sicher verraten, was in dem Brief gestanden hatte.
    Lady Sara St. James empfing Jane Miller im Morgenzimmer und sah sogleich, daß sie ein Mädchen vor sich hatte, das nicht leicht einzuschüchtern war. Miss Millers Miene drückte Unsicherheit aus, aber keine Furcht. Nur aus den blauen Augen sprach eine gewisse Scheu, als sie ehrerbietig knickste und abwartend stehenblieb.
    „Setz dich“, forderte Lady Sara sie freundlich auf. „Ich beiße nicht!“ Sara hatte angenommen, daß die im Freudenhaus verbrachten Jahre Spuren in Miss Millers Gesicht hinterlassen haben mußten, doch nun stellte sie überrascht fest, wie hübsch und gepflegt das Mädchen war. Nichts ließ darauf schließen, daß Miss Miller eine ehemalige Dirne war. Im Gegenteil, sie wirkte so adrett und wohlerzogen wie eine Tochter aus gutem Hause.
    „Vielen Dank, Mylady“, sagte Jenny lächelnd und nahm in einem Sessel Platz.
    „Wie ich höre, hast du bis jetzt noch nicht als Zofe gearbeitet. Bist du sicher, daß die Arbeit dir Freude machen wird?“
    „Ja, Madam!“ versicherte Jenny begeistert. „Ich bin sehr geschickt beim Frisieren, und schöne Dinge haben mir immer gefallen. Ich weiß, was eine Dame vorteilhaft kleidet und ob etwas von guter Qualität ist. Oh, verzeihen Sie, Madam, ich wollte nicht aufdringlich erscheinen. Sie haben es gewiß nicht nötig, von Ihrer Zofe beraten zu werden. Aber ich verspreche Ihnen, mich sehr sorgfältig um Ihre Garderobe zu kümmern, wenn ich die Stelle bekomme, und mich stets Ihren Wünschen zu fügen.“
    „Entspanne dich, Jane“, erwiderte Sara, über den Wortschwall schmunzelnd. „Ich denke daran, dich in meine Dienste zu nehmen, aber nicht, dich zu kaufen!“
    Jenny versteifte sich und preßte die Lippen zusammen.
    „Entschuldige, das war sehr gedankenlos von mir“, sagte
    Sara bestürzt. Zu spät fiel ihr auf, was sie geäußert hatte. „Um die Wahrheit jedoch beim Namen zu nennen, du warst käuflich, nicht wahr?“
    „Seine Hoheit hat Ihnen von meiner Vergangenheit erzählt?“ fragte Jenny mißtrauisch.
    „Nicht in allen Einzelheiten. Ich weiß nur, daß du gegen deinen Willen in einem dieser anrüchigen Etablissements festgehalten wurdest.“
    „Und mein bisheriges Leben schockiert Sie nicht, Madam?“ murmelte Jenny errötend.
    „Nein, aber deinetwegen tut es mir leid“, antwortete Sara voller Mitgefühl. Nur Jane wußte, was sie hatte ertragen müssen, und Tausende anderer junger Mädchen und Frauen mit ihr, die auch jetzt noch gezwungen waren, in Abhängigkeit dahinzuvegetieren. „Ich kann dir nur raten, die Vergangenheit zu vergessen, obwohl es schwer ist. Ich sichere dir jedoch zu, das Thema nie wieder zu erwähnen, wenn du für mich tätig werden möchtest, es sei denn, du kommst von dir aus darauf zu sprechen. Ich möchte nicht, daß irgend jemand im Hause über dich Bescheid weiß.“
    Jenny schluckte und kämpfte gegen die aufsteigenden Tränen an. „Sie sind eine wahre Dame“, flüsterte sie bewegt. „Wenn Sie mich einstellen, werden Sie die beste Zofe bekommen, die Sie je hatten. Das schwöre ich!“
    „Ich bin dazu bereit“, erwiderte Sara spontan und erhob sich. „Ich glaube, wir werden gut miteinander auskommen, denn du scheinst nicht das mürrische, griesgrämige Naturell zu haben wie deine Vorgängerin. Komm, ich werde dir zeigen, wo deine Unterkunft ist und meine Räume sich befinden.“ „Danke, Madam!“ sagte Jenny strahlend und stand auf. Verlegen fügte sie hinzu: „Möchten Sie nicht wissen, wie Seine Hoheit und ich uns kennengelernt haben?“
    Nun spürte Sara,

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