Liebe und Vergeltung
während er auf Mr. Slade zuging, um ihn zu begrüßen.
„Großartig!“ antwortete Benjamin hingerissen. „Sie haben mehr für Ihr Geld bekommen, als ich ursprünglich erwartet hatte.“
„Gehen wir in mein Arbeitszimmer“, schlug Prinz Balagrini vor. „Die Bibliothek ist sicher genauso wirkungsvoll wie die Halle, doch etwas ungemütlich.“
Er führte den Besucher in einen mit türkisfarbenen Seidentapeten bespannten Raum, der mit schwarzlackierten, vergoldeten und Chinoiserien zeigenden Eckschränkchen, Konsoltischen und büchergefüllten Kabinetten eingerichtet war. Auf einem Bureau mit Ebenholzfurnier und polierten Bronzebeschlägen häuften sich Papiere, und davor standen zwei fast schmucklose Sessel, die wie die übrigen Sitzgelegenheiten mit safrangelbem Leder bezogen waren.
„Bitte, nehmen Sie Platz“, forderte der Prinz seinen Handlungsbevollmächtigten auf und fügte, nachdem man sich gesetzt hatte, lächelnd hinzu: „Ich bin froh, daß Sulgrave Manor
Ihnen zusagt. Schließlich waren Sie es ja, der es für mich gefunden und die Kaufverhandlungen geführt hat. Ich bin jedesmals aufs neue überrascht, wie geschickt Sie es verstehen, im Hintergrund zu bleiben und dennoch erfolgreich Abschlüsse zu tätigen.“
„Ach, so bemerkenswert ist das nicht“, wehrte Benjamin das Kompliment ab. „Man muß nur wissen, an wen man sich zu wenden hat. Beabsichtigen Sie, in Sulgrave Manor Veränderungen vorzunehmen?“
„Frühestens nach der Hochzeit“, antwortete Mikahl und lehnte sich im Fauteuil zurück. „Lady Sara wird sicherlich das eine oder andere ihrem Geschmack anpassen wollen.“ Sein Blick schweifte durch das Fenster zu den grünen Hügeln, die hinter einer Baumgruppe am Horizont erkennbar waren. Er war sicher, daß er der lieblichen Landschaft nie überdrüssig werden würde, und mehr denn je stimmte ihn die Entscheidung zufrieden, daß er Sulgrave Manor erstanden hatte. Den Anwalt ansehend, erkundigte er sich interessiert: „Gehen Weldons Geschäfte gut?“
„Ganz und gar nicht!“ sagte Benjamin und gestattete sich ein spöttisches Lächeln. „Wie erwartet sind die Bankiers nach der Auflösung seiner Verlobung mit Lady Sara unruhig geworden. Es war eine Kleinigkeit, seine Verbindlichkeiten zu ausgesprochen günstigen Konditionen zu übernehmen.“ Er öffnete das mitgebrachte Portefeuille, entnahm der Dokumentenmappe einige Papiere und setzte seine Lesebrille auf.
„Gut. Teilen Sie ihm mit, daß wir, falls er die Anleihen nicht innerhalb von dreißig Tagen zurückzahlt, die Zwangsvollstreckung aller seiner als Sicherheit gebotenen Liegenschaften betreiben werden.“
„Warum wollen Sie die Hypothekenforderungen nicht sofort geltend machen?“
„Weil ich Weldon genügend Zeit geben möchte, sich die Haare zu raufen“, antwortete Mikahl schmunzelnd.
Benjamin furchte die Stirn. Natürlich wußte er, daß der Baronet nicht zu Unrecht in die Enge getrieben wurde, doch Prinz Balagrini ließ ein befremdliches Vergnügen daran erkennen, Weldon zu vernichten. Manchmal erschreckte ihn dieser rücksichtslose Rachedurst, aber er hielt es für ratsamer, Seine Hoheit nicht nach den Gründen zu fragen. In seine
Notizen blickend, erklärte er: „Weldons Eisenbahnaktien sind momentan hoch im Kurs. Wenn er Glück hat, kann er darauf Geld aufnehmen und die Anleihen zurückzahlen.“
„Nur, wenn die L & S nicht an Wert verliert“, stimmte der Prinz zu und verschränkte die Arme vor der Brust. „Weiß Weldon schon, daß Jethro Crawley an mich verkauft hat?“
„Noch nicht, doch er wird es sicher bald erfahren.“
„Sobald er Kenntnis davon hat, möchte ich den Prozeß um die Höhe der Entschädigungen wiederaufgenommen sehen“, sagte Mikahl und empfand boshafte Freude darüber, den Feind noch weiter in Bedrängnis zu bringen. „Selbstverständlich wünsche ich auch, daß gegen die L & S im allgemeinen und Weldon im besonderen Anzeige wegen erpresserischer Praktiken erstattet wird. Und sollte Weldon sich erdreisten, den Streckenbau auf Crawleys früheres Terrain auszudehnen, das sie fast erreicht haben, werden Sie eine sofortige Einstellung der Gleisarbeiten per Gerichtsbeschluß beantragen.“ „Ich verstehe“, murmelte Mr. Slade. „Selbst wenn Sir Charles ein höheres Entgelt zahlen könnte, würde es ihm nicht viel nützen, da durch die vielen Prozesse der Wert der Firma beträchtlich sinkt.“
„Genau das ist meine Absicht“, bestätigte Mikahl gelassen. „Auf diese Weise
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