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Liebe und Vergeltung

Titel: Liebe und Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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auszudrücken, das Sie für mich getan haben“, erklärte Jenny und stellte das Glas auf einem Tischchen ab.
    „Sie müssen sich nicht bedanken“, widersprach Benjamin und schüttelte lächelnd den Kopf. „Sie haben sich zur Genüge revanchiert. Seit Sie sich um meine Sachen gekümmert haben, ist meine Garderobe in bestem Zustand.“
    „Ach, das ist nicht der Rede wert“, tat Jenny das Lob achselzuckend ab, ging zu Mr. Slade und schlang die Arme um ihn. Sich an ihn schmiegend, sagte sie leise: „Ich möchte mehr tun.
    Ich finde es nicht richtig, nur zu nehmen und nichts zu geben. Ich weiß, daß Sie von Anfang an Verlangen nach mir hatten. Um Ihnen zu beweisen, wie sehr ich Ihre Güte zu schätzen weiß, werde ich heute nacht bei Ihnen schlafen.“ Sekundenlang war Benjamin wie erstarrt. Dann erwachte seine Lust. Jane war so schön, so verführerisch und begehrenswert. Jäh wurde ihm bewußt, daß sie nur aus dem Gefühl der Dankbarkeit willens war, das Lager mit ihm zu teilen. Hastig, um nicht der Versuchung zu erliegen, löste er sich aus Jennys Armen und sagte mit belegter Stimme: „Nein, Jane. Es ist besser, wenn Sie nicht zu mir kommen.“
    Wahrscheinlich hatte er Angst, sich anzustecken. „Mit mir ist alles in Ordnung, Sir“, versicherte sie ernsthaft. „Sie haben mich ja nie danach gefragt, doch der Doktor, der mich untersuchte, hat mir bestätigt, daß ich gesund bin. Und ich weiß, wie ich verhüten kann. Ich verspreche Ihnen, Sie werden das Zusammensein mit mir nicht bereuen!“
    „Jane, was Sie Vorhaben, ist nicht nötig“, wandte Benjamin leicht verzweifelt ein. „Sie haben mir schon so viel gegeben, mehr, als Sie wahrscheinlich ahnen.“
    Sie schaute ihn schelmisch an und sagte kokett: „Ach, Sie wollen nur ein Ehrenmann sein, Sir! Ich bin aber nicht mehr unschuldig. Sie müssen also nicht befürchten, Sie hätten mich ausgenutzt. Es macht mir wirklich nichts aus, die Nacht mit Ihnen zu verbringen.“
    Wenn sie ihn absichtlich hatte kränken wollen, war es ihr voll und ganz gelungen. Benjamin hatte Mühe, die Fassung nicht zu verlieren und gelassen zu bleiben. „Ich weiß, daß es Ihnen nicht viel bedeuten würde“, murmelte er spröde. „Daher finde ich es ja auch nicht in Ordnung.“ Rasch drückte er ihr einen flüchtigen Kuß auf die Stirn. „Viel Glück, Jane. Sie haben es verdient.“
    „Kann ich denn nicht hin und wieder zu Besuch kommen?“ rief sie ihm unsicher nach, als er zur Tür ging. „Ich möchte Ihnen so gern erzählen, wie es mir bei Lady Sara gefällt.“ Benjamin blieb stehen, drehte sich um und antwortete, obgleich sicher das Gegenteil ratsamer gewesen wäre: „Ja, es würde mich freuen, dich wiederzusehen.“ Eilends verließ er dann die Bibliothek und rechtfertigte sich im stillen für die Entscheidung, den Kontakt mit Jane Miller aufrecht halten zu wollen. Er mochte sie nicht aus den Augen verlieren, zumindest so lange nicht, bis sie einen Verehrer hatte. Doch bis dahin würde einige Zeit verstreichen, und in diesen Wochen und Monaten hatte er wenigstens etwas, worauf er sich freuen konnte.
    Jenny blieb in der Bibliothek und versuchte zu begreifen, warum sie unvermittelt das Gefühl hatte, daß ihr etwas verlorengegangen war.
    Sie konnte sich nicht erklären, warum Mr. Slade sie abgewiesen hatte. Bisher hatte sie geglaubt, die Beweggründe zu kennen, warum Männer zu einer Frau kamen. Ganz gewiß spielte Zuneigung keine Rolle, wenn jemand seine Lust befriedigen wollte.
    Es erschien ihr unverständlich, daß ein Mann Verlangen nach einer Frau hatte und sie nur deshalb nicht besaß, weil er etwas für sie empfand.
    Der Gedanke, daß Mr. Slade sie achtete und schätzte, war so schön, so überwältigend, daß es ihr schwerfiel, ihn in seiner vollen Tragweite zu erfassen.
    Vielleicht gelang es ihr eines Tages, Benjamine Slade und seine Motive zu verstehen.

18. KAPITEL
    Bewundernd schaute Benjamin Slade sich um. Er war zum ersten Male in Sulgrave Manor und in höchstem Maße beeindruckt. Der Park war eine herrliche Anlage; die symmetrischen Wasserbecken verliehen der Vorderfront eine herrschaftliche Note, und die Fassade bot ein glänzendes Beispiel schlichter harmonischer Eleganz.
    Ehrfürchtig bestaunte er den Prunk der imposanten Halle, die riesigen, überlebensgroßen goldenen Statuen auf den braungefleckten Mamorsäulen und die von verschlungenen Bändern umrahmten Rosetten der rot und grün getönten Decke.
    „Gefällt es Ihnen?“ fragte Mikahl belustigt,

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