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Liebe und Verrat - 2

Liebe und Verrat - 2

Titel: Liebe und Verrat - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Zink
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er.
    Ich habe keine Lust, mir anzuhören, welche Vorurteile Menschen gegen mich haben, die mich nicht einmal kennen. Aber Dimitri will mit mir darüber reden, und deshalb werde ich ihm zuhören.
    »Also schön«, sage ich, ohne ihn anzuschauen. Ich halte meine Augen fest auf den Pfad vor mir gerichtet.
    Er seufzt. »Du bist das einzige Tor, das jemals nach Altus kam. Das jemals in Altus willkommen geheißen wurde. Es ist … nun, es war bislang einfach nicht vorstellbar. Niemals. Zu keinem Zeitpunkt. Bislang war das Tor immer der erklärte Feind. Eine Schwester, ja, aber gleichzeitig ein Feind der Schwestern. Vielleicht sogar ein noch ärgerer Feind, genau aus diesem Grund. Deine Mutter und dein Vater entzogen sich dem Urteil der anderen, wenigstens derjenigen hier auf der Insel, indem sie beschlossen, woanders zu leben.«
    »Ist die Tatsache, dass ich hier bin, nicht Beweis genug? Dass ich mein Leben und das Leben der Menschen, die ich liebe, riskiert habe, um diese Reise zu unternehmen?« Ich bin mir bewusst, dass der Ärger in mir stärker wird. Es ist nicht die Rage, die ich angesichts von Sonias Betrug empfand, sondern ein langsames Köcheln, das in mir hochbrodelt, bis es – möglicherweise – explodiert.
    »Lia … Bis du die fehlenden Seiten gefunden und mit ihnen die Prophezeiung beendet hast, können die Schwestern nicht mit Gewissheit sagen, was für Absichten du hast. Deine Mutter …«
    Ich bleibe stehen und funkele ihn an. »Ich bin nicht meine Mutter. Ich liebe sie, aber ich bin nicht sie.«
    Er seufzt resigniert auf. » Ich weiß das. Aber sie wissen es nicht. Sie können ihr Urteil – und ihre Hoffnung – nur auf das bauen, was sie über die Vergangenheit wissen. Deine Mutter versuchte, sich den Seelen zu widersetzen. Sie wollte gegen sie ankämpfen. Aber am Ende war es ihr nicht möglich, sie unter Kontrolle zu halten. Das ist es, was die Schwestern von Altus wissen, und das ist es, was sie fürchten.«
    Ich gehe weiter, langsamer diesmal. Er folgt mir, und eine Zeit lang wandeln wir still nebeneinander her. Es dauert eine Weile, bis ich die Worte aussprechen kann, dir mir auf der Zunge brennen. Aber ich muss es sagen. Ich muss die Frage aussprechen, die ich am meisten fürchte. Ich versuche, das Zittern aus meiner Stimme zu verbannen.
    »Wirst du geschnitten, weil du … weil du dich mit mir eingelassen hast?« Er gibt mir nicht sofort Antwort, vermutlich weil er überlegt, wie er seine Worte abmildern kann. »Sag es einfach, Dimitri. Was bleibt uns denn, wenn nicht einmal wir beide offen und ehrlich miteinander sprechen können?«
    »›Schneiden‹ ist ein bisschen zu viel gesagt«, erklärt er mit weicher Stimme. »Sie begreifen es nicht. Ich wurde bereits vor das Oberste Gericht zitiert, weil ich dir gegen den Kelpie geholfen habe. Das ist schon skandalös genug für jemanden in meiner …«
    »Position?«, beende ich den Satz an seiner Stelle.
    Er nickt. »So könnte man es nennen. Und jetzt kommt da noch die romantische Affäre mit einer Schwester hinzu, die eindeutig zum Tor bestimmt wurde, und zwar nicht zu irgendeinem Tor, sondern zum Engel des Chaos, der Samael die Rückkehr in diese Welt ermöglichen könnte.«
    »Das klingt ja, als würdest du sie verteidigen.« Die Bitterkeit in meiner Stimme ist nicht zu überhören.
    »Nein. Ich versuche nur, ihren Blickwinkel einzunehmen und ein eigenes, faires Urteil zu fällen, wenn sie dazu nicht in der Lage sind.«
    Ich kann unmöglich wütend sein. Jedes Wort, das Dimitri sagt, ist die reine Wahrheit. Noch wichtiger ist, dass ich immer mehr über ihn erfahre und immer mehr die Gewissheit bekomme, dass er ein guter Mensch ist. Wie kann ich ihm diese Tugenden vorwerfen?
    Diesmal bin ich es, die nach seiner Hand greift. Sie fühlt sich so groß an in meiner, und doch habe ich das Verlangen, ihm denselben Schutz angedeihen zu lassen, den er mir bot. Ich weiß nicht, wie wirkungsvoll ich ihn vor irgendjemandem mit Einfluss beschützen könnte, aber plötzlich weiß ich, dass ich alles tun würde, um Unheil von ihm abzuwenden.
    »Dann können wir wohl nur eins machen.«
    »Und das wäre?«
    »Sie vom Gegenteil überzeugen.«
    Und in diesem Moment, als ich ihm geradewegs in die Augen lächele, bin ich mir sicher, dass es uns gelingen wird.

22
    Hand in Hand spazieren wir zur anderen Seite der Insel. Der Weg windet sich hügelabwärts zu einem Wäldchen, und ich merke, dass wir seit einer ganzen Weile niemandem mehr begegnet sind. Die absolute

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