Liebe und Verrat - 2
nicht so aus, als ob es dir gut ginge! Ich habe dich noch nie so blass gesehen. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn du das Bett nicht so früh verlassen hättest.«
»Aber Luisa! Ich habe fast zwei Tage lang geschlafen! Ich musste einfach an die frische Luft. Einen Tag in der Sonne und meine Wangen werden wieder Farbe bekommen. Du wirst schon sehen.«
Ich lächle sie an, weil ich nicht eingestehen will, dass ich mich in der Tat sehr erschöpft fühle. Mir ist schwach zumute und ich bin wackelig auf den Beinen, obwohl ich gut gegessen, mich gewaschen und frisch angekleidet habe.
»Ja, das mag schon sein. Es ist herrlich hier.« Sie ist ganz atemlos vor Begeisterung und wirkt gesund und ausgeruht in ihrem fliederfarbenen Gewand. »Ich kann’s kaum erwarten, dich herumzuführen! Rhys hat mir so viele erstaunliche Dinge gezeigt!«
Verwirrt runzle ich die Stirn. »Rhys?«
Luisa zuckt mit den Schultern und gibt sich den Anschein von Gleichmut, während sie gleichzeitig puterrot wird. »Er ist einer der Brüder, die mir die Insel gezeigt haben. Er war sehr zuvorkommend.«
Ich grinse und fühle mich schon ein bisschen mehr wie ich selbst. »Da bin ich mir ganz sicher!«
»Ach du!« Spielerisch schlägt sie mir auf den Arm und drückt mich dann ein zweites Mal fest an sich. »Oh Lia! Ich habe dich ja so vermisst!«
Ich lache. »Ich würde auch gerne behaupten, dass ich dich vermisst habe, aber da ich die vergangenen beiden Tage im Tiefschlaf verbracht habe, war ich überhaupt nicht in der Lage, irgendjemanden oder irgendetwas zu vermissen.«
»Nicht einmal Dimitri?«, fragt sie mit einem schalkhaften Lächeln.
»Nicht einmal Dimitri.« Sie schaut überrascht, wenn auch nur für eine Sekunde. »Bis zu dem Moment, an dem ich erwachte. Jetzt vermisse ich ihn schrecklich!«
Sie lacht, und ihr Lachen braust durch das Zimmer wie ein starker Wind, genauso, wie ich es in Erinnerung habe. Plötzlich merke ich, dass Una noch immer neben mir steht, und komme mir sehr unhöflich vor.
»Oh, es tut mir so leid. Ich habe euch einander gar nicht vorgestellt!«
Verwirrung wandert über Luisas Gesicht. Sie folgt meinem Blick zu Una und fängt an zu lächeln. »Una? Aber wir kennen uns doch schon längst, Lia. Sie hat mir Gesellschaft geleistet und mir über deine Genesung Bericht erstattet.«
»Wunderbar«, sage ich. »Dann sind wir alle miteinander bekannt.«
Ich will Luisa gerade nach Edmund fragen, als sich hinter mir die Tür öffnet. Ich drehe mich um. Das Sonnenlicht, das durch die halb geöffnete Tür dringt, ist so strahlend hell, dass die Gestalt im Rahmen wie ein goldener Feuerball wirkt. Als sich die Tür schließt und der Raum wieder im Dämmerlicht liegt, hält mich nichts mehr. Voller Freude renne ich quer durch die Bibliothek.
Auf eine höchst undamenhafte Art und Weise werfe ich mich Dimitri in die Arme. Es kümmert mich nicht. Keinen Augenblick. Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit, seit ich den Blick seiner dunklen Augen auf mir gespürt habe.
Er lacht und vergräbt sein Gesicht in meinem Haar. »Ich freue mich, dass ich offenbar nicht der Einzige bin, der Höllenqualen ausgestanden hat.«
»Du hast Qualen ausgestanden?«, frage ich, die Wange an seinen Hals gedrückt.
Er lacht wieder. »Jede Sekunde, die du weg warst.« Er lehnt den Kopf zurück, um mich besser anschauen zu können, und dann küsst er mich auf die Lippen, ohne sich darum zu kümmern, dass Luisa und Una direkt neben uns stehen. »Wie geht es dir? Wie fühlst du dich?«
»Etwas schwach vielleicht und immer noch müde. Aber wenn ich mich noch eine Weile ausruhe, werde ich wieder ganz die Alte sein.«
»Dazu gibt es keinen besseren Ort als Altus. Komm, ich will dir ein bisschen was von der Insel zeigen. Es wird dir guttun, vor die Tür zu kommen.«
Ich schaue Una an. »Habe ich deine Erlaubnis?«
Ich weiß nicht, warum ich das frage, aber es kommt mir so merkwürdig vor, einfach nur über die Insel zu spazieren, wo ich doch eigentlich hier bin, um nach den fehlenden Seiten zu suchen.
»Aber natürlich.« Sie wedelt abwehrend mit der Hand und spricht weiter, als ob sie meine Gedanken lesen könnte. »Du hast noch genug Zeit, um mit Lady Abigail über den Zweck deines Besuchs zu sprechen. Außerdem schläft sie sowieso nach wie vor.«
Ich wende mich zu Luisa. »Macht es dir etwas aus?«
Sie grinst. »Überhaupt nicht! Ich habe eigene Pläne.«
Dimitri führt mich zur Tür, aber ich nehme mir fest vor, Luisa später gründlich über
Weitere Kostenlose Bücher