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Liebe und Völkermord

Liebe und Völkermord

Titel: Liebe und Völkermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Imran
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und prüfte das Wasser. „Er hat recht! Da sind Spuren von Blut in dem Wasser!“
    Einige der Männer nörgelten und fluchten herum. Sie waren so durstig. Die im Fluss badenden Söldner blieben weiterhin drin.
    Sie hatten vor einigen Tagen die fliehenden Aramäer bis zum Fluss verfolgt und dort erschlagen. Ihre Leichen hatten sie in den Fluss geworfen. Offenbar schwammen die Leichen immer noch irgendwo im Fluss und ihr Blut floss immer noch. Oder es waren die Horden ihrer Verbündeten, welche die Aramäer bei ihren Säuberungsaktionen in den Fluss warfen. Diese Erklärungen alarmierten und schockierten den Pascha sofort. Er wollte vor dem Jüsbaschi in Iwardo eintreffen. Er befahl den Männern, sich sofort wieder in Reihe aufzustellen und weiterzumarschieren. So marschierten sie Kilometer um Kilometer nordwärts in Richtung Iwardo. Östlich und westlich von ihnen konnten sie in der Ferne die verlassenen Dörfer der Aramäer sehen. Ümit marschierte mit seinem Gefährten Hassan nur zwei Reihen hinter Ali Muhammad Mustafa, jenem Söldner, welcher Sejde, die Frau des reichen Paulus aus Kafro, erschlagen hatte und reich geworden war. Er misstraute den mit einer Christin verheirateten Türken. In seinen Augen war dieser Ali Muhammad ein potentieller Verräter.
    Ali Muhammad marschierte neben Omar Muhammad. Omar war der einzige Araber aus Arabien unter den Söldnern. Hassan, Ümits Freund, hatte eine aus Damaskus stammende Mutter. Auch wenn die Araber in jenen Tagen von der Hohen Pforte als gefährlich und potentielle Verräter eingestuft worden waren, wurden diese beiden Männer ohne Bedenken seitens des Paschas für den Dienst eingezogen. Dies war offiziell kein Feldzug nur im Auftrag des Sultans sondern aller muslimischen Völker. Sie marschierten gemeinsam also nicht als Türken oder Kurden oder Araber sondern als Muslime.
    Ümit klopfte seinem Vordermann, Amir, auf die rechte Schulter und zuckte mit dem Kopf, als Zeichen, Amir solle Ali Muhammad schubsen. Amir schüttelte den Kopf. Hassan schaute Ümits Vorhaben zu. Er fasste Ümit am Ellbogen seines rechten Armes an und deutete ihm damit an, solch einen Blödsinn nicht zu machen. Ümit verzog seine Miene und presste seine Lippen zusammen. Amir drehte sich noch einmal zu ihm um, dann runzelte er seine Stirn und schaute ungläubig zwischen Ümit und Hassan. Er schrie: „Bewaffnete Ungläubige!“ Er zeigte mit dem Zeigefinger seiner linken Hand in Richtung Osten. Dort oben auf dem Hügel hatte sich eine kleine Truppe von zwanzig Aramäern vor den Truppen der Türken versteckt. Sie waren auf dem Weg nach Iwardo, als sie die Söldner der Osmanen erblickten und sich zurückhielten. Nun war ihr Versteck durch eine kurze Unachtsamkeit einer ihrer jungen Mitstreiter aufgedeckt worden und ihnen blieb keine andere Wahl, als das Feuer auf das Heer der Türken zu eröffnen.
    Bis alle Türken den Angriff der Aramäer aus dem Hinterhalt bemerkten, waren einige von ihnen schon vom Kugelhagel ihrer Feinde getroffen worden und lagen tot auf dem Boden. Die Türken wandten sich südwärts, stellten sich jeweils in Zwanzigerreihen auf und feuerten auf die Aramäer auf dem Hang diesseits des Hügels. Der Hügel erstreckte sich über hundert Meter nordwärts, er war von allen Seiten leicht zu überqueren. Die Lage war aussichtslos für die Aramäer. Sie rannten zurück, über den Hügel, in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Doch dann nahmen die Türken ihre Verfolgung auf. Dutzende Soldaten in ihren Rüstungen umzingelten im Tal auf der gegenüberliegenden Seite fünfzehn noch lebende in Lumpen gekleidete Aramäer. Ihnen war die Munition ausgegangen. Ümit war begierig, sie alle auf der Stelle zu erschießen. Er feuerte einen Schuss auf einen der Christen ab.
    „Haltet ein! Nicht feuern!“, schrie der Pascha. Er war gerade angekommen und trabte auf seinem Ross hinter dem Kreis seiner Männer. „Sie könnten Informationen haben, die uns nützen. Holt mir ihren Anführer her!“
    Ümit und Hassan traten aus dem Kreis heraus und erfüllten den Befehl des Paschas. Sie schlugen auf die Männer ein und schließlich konnten sie den Anführer der Truppe ausfindig machen, Klemens aus Ehwo. Sie ergriffen ihn von beiden Seiten und schleiften ihn zum Pascha und warfen ihn vor seinem Ross hin. Alis Pferd war unruhig, er zog die Zügel, doch wollte es einfach nicht innehalten.
    Klemens lag kniend vor dem Pascha auf dem Boden. Er schaute die ganze Zeit auf den Boden und schwieg.
    „ Ihr

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