Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe und Völkermord

Liebe und Völkermord

Titel: Liebe und Völkermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Imran
Vom Netzwerk:
noch auf eine Schlacht mit hohen Verlusten auf unserer Seite einstellen müssen. Gnade uns Allah, ich hoffe, unsere Männer werden so geduldig sein.“
    „ In der Tat, Geduld werden wir haben müssen. Wenn Ihr wollt, werde ich Eure Männer anführen.“
    Der Pascha hielt inne. „Nein, auf gar keinen Fall! Ihr seid mir zu wichtig. Wir können nicht riskieren, dass Ihr verwundet werdet.“
    Ali setzte sich wieder auf seinen Platz hin. Er seufzte. Der Deutsche nickte nur und erklärte sich mit der Entscheidung des Paschas einverstanden. Er hatte nicht wirklich vor, an der Front gegen die Aramäer zu kämpfen und womöglich sein Leben für die Muslime zu opfern. Das war nur eine Strategie von ihm, das Vertrauen des Paschas für sich zu gewinnen.
    „ Ich verfluche dieses Amt, in das mich Enver gesteckt hat. Ich verfluche diese Pflicht, die er mir auferlegt hat.“
    Von solch einer sensiblen Seite hatte sich der Pascha seinem Gast aus Europa noch nicht gezeigt. War es denn wirklich eine Depression? Der Pascha dachte sich, er müsse sich von einer menschlichen Seite zeigen, damit der Deutsche nicht denken sollte, er sei ein skrupelloser Schlächter. Wenn er dies von ihm dächte, würde er ihn in schlechter Erinnerung haben und womöglich nach seiner Rückkehr nach Deutschland seinen Landsleuten und vor allem den hübschen Damen ein falsches Bild von ihm präsentieren.
    „Wisst Ihr, Exzellenz, ich habe auch den Krieg satt. So viel Blut wurde schon vergossen und es gibt kein Ende. Ich würde mich gerne zur Ruhe setzen. Aber nicht in Deutschland. Vielleicht hier in Mesopotamien oder in Anatolien. Nach Deutschland möchte ich nicht wieder zurück.“
    „ Und ich wäre jetzt gerne in Deutschland. So verschieden sind die Menschen. Der Eine sehnt sich nach des Anderen Land.“
    Der Pascha lachte laut. Der Deutsche lachte mit.
    Ali hielt inne und schaute nachdenklich vor sich hin. Er schenkte dem Deutschen wieder Wein ein und schwieg die ganze Zeit. Dabei legte er den Zeigefinger seiner linken Hand vor seinem Mund. Der Deutsche schaute ihn ab und zu schüchtern an.
    Dann endlich runzelte Ali die Stirn. „Wir brauchen eine List. Nur mit Heimtücke werden wir sie ohne großes Blutvergießen besiegen und auslöschen können.“
    Heinz war sichtlich überrascht. Er nickte natürlich wieder. „Ihr habt recht. Die Griechen hätten Troja niemals ohne die List mit dem Pferd eingenommen. Zehn Jahre lang haben sie vergebens vor den Mauern Trojas gekämpft und sie nicht einnehmen können.“
    „ Ich danke Euch für dieses vortreffliche Beispiel aus der Geschichte meines Landes. Wir stammen von den Trojanern ab. Wir müssen aus der Geschichte lernen. Noch einmal darf uns so etwas nicht passieren. Es wird uns nicht passieren, sondern unseren ungebildeten Feinden.“
    Schweigend schauten sie sich gegenseitig an. Der Pascha wandte sich ab und schaute dann den Deutschen wieder an. Jedoch, nicht bevor er eine gute Idee für eine Hinterlist gegen die Aramäer hatte, wollte er seinen Mund nicht öffnen. Heinz überlegte, wie er dem Türken helfen konnte. Dann brach er das Schweigen. „Exzellenz, wenn Ihr sie überlisten wollt, müsst Ihr sie an ihrer schwächsten Stelle treffen. Um ihre Schwachstellen herauszufinden, müsst Ihr sie sehr gut kennen. Kennt Ihr die Aramäer?“
    „Ich kenne sie sehr gut. Ich behaupte, es gibt keinen Türken, der mehr weiß über sie als ich.“
    „ Gut. An welchem Punkt sind sie verwundbar? Mir fällt da ein, Ihr sagtet doch, sie seien sehr gläubig. Wir könnten zum Beispiel ihre Religion verhöhnen und sie so provozieren, um sie unsicher zu machen und aus der Reserve zu locken.“
    „ Das ist eine gute Idee. Ich danke Euch. Ich überlege gerade auch, wie wir sie austricksen können.“
    „ Wenn sie in Lager gespalten sind, so werden sie jetzt im Kampf eins sein. Mir fällt da ein, sie sind doch in verschiedene Lager gespalten, wenn ich nicht falsch liege. Die meisten von ihnen sind doch orthodoxe Christen, doch einige von ihnen sind auch Protestanten und Katholiken. Das spaltet sie. Bei uns in Europa haben sich die Protestanten und Katholiken sogar Jahrhunderte lang gegenseitig bekriegt. Ich bin mir sicher, bei diesem Punkt werdet Ihr sie schwächen können. Die Christen sind nie eins gewesen, Exzellenz.“
    „ Ihr seid der beste Verbündete, den man haben kann. Ich danke Euch, Herr Generalmajor. Wir werden sie dazu bringen, ihre eigenen Brüder an uns auszuliefern. So werden wir sie schwächen. Und wir

Weitere Kostenlose Bücher