Liebe und Völkermord
setzen. Auf dem Tisch lagen drei Becher und eine Feldflasche. Ali bot ihm Wein an, der Preuße konnte das Angebot nicht ablehnen und so kredenzte der Pascha seinem Verbündeten aus Berlin den herrlichen Rotwein aus Griechenland.
Nachdem sie ihre Förmlichkeiten ausgetauscht hatten, kam der Deutsche endlich zu seinem Hauptanliegen. „Wisst Ihr, Pascha, ich zweifle nicht die Ehre des türkischen Volkes an. Ihr und Jüsbaschi Mustafa Ali Bey seid ehrbare Männer. Doch diese Kurden scheinen mir doch ziemlich suspekt, vor allem ihr Anführer, dieser Agha Muhammad Ali. Glaubt Ihr, Ihr könnt ihnen vertrauen, wenn es zur offenen Schlacht kommt?“
„ Wisst Ihr, mein deutscher Freund, die Menschen hier haben eine andere Mentalität als die Menschen in Europa. So etwas wie Manieren oder Gepflogenheiten kennen sie nicht wirklich. Sie verhalten sich wie sie wollen. Uns jedoch ist das gleichgültig. Wir haben weder Interesse an ihnen selbst noch an ihrem Land.“
„ Verzeiht mir, Exzellenz, aber warum schickt Ihr dann Eure Männer für sie in die Schlacht?“
„ Weil wir es müssen. Ein Tier muss man füttern, damit es brav bleibt. Die Kurden werden die Aramäer für uns beseitigen. Wir sind uns bewusst, dass nicht alle von ihnen uns wohlgesinnt sind und einige von ihnen verlangen sogar eine Autonomie für ihr Volk.“
„ Also könnt Ihr ihnen doch nicht trauen.“
„ Die Religion bindet sie an uns. Es hat gewirkt.“
„ Ich glaube, die Männer sind nur auf ihren persönlichen Vorteil aus. Die Christen sind reich.“
„ Ja, gewiss, sie sind die neuen Siedler. Der Befehl wurde bereits von der Regierung erlassen. Ihr wisst auch, wie man vorgehen muss, um solch ein großes Reich aufrechtzuerhalten.“
„ Ja, ich weiß, was Ihr meint. 'Teile und herrsche', wie es die Römer getan haben.“
„ Es waren nicht die Aufstände seitens der Barbaren, die das römische Reich vernichtet haben. Es waren die Religionen. Das Christentum hat das Ende der Herrschaft Roms über die Welt herbeigeführt.“
Der Deutsche dachte über diese These des Paschas nach. Er trank währenddessen aus dem Becher. Der Pascha hatte unrecht seiner Meinung nach, dennoch musste er dem Türken zunicken, einerseits der Höflichkeit und des Respekts wegen, andererseits aus Furcht, seine gute Beziehung zu ihm zu gefährden. Dann hob der Pascha seine rechte Hand, als würde er jemanden bei seinem Geschäft anhalten wollen. „Esst Ihr Schweinefleisch, Herr Generalmajor?“
„Ja, das tu ich. Ihr auch, Exzellenz?“
Der Pascha lachte. „Nein, uns Muslimen ist das Essen von Schweinefleisch verboten. Es ist auch besser so. Stellt Euch vor, unsere Soldaten würden Schweinefleisch essen. Das würde sie träge machen. Ebenso trinken sie keinen Alkohol. Zum Glück hat der Prophet diese strengen Vorschriften aus alter Zeit übernommen. Er wusste, wie man gute Soldaten heranzieht.“
Wieder wollte der Preuße ihm widersprechen, galten doch die Preußen als die diszipliniertesten Soldaten der Welt, trotz des allseits bekannten hohen Konsums von Alkohol und des gelegentlichen Verzehrs von Schweinefleisch durch die Deutschen. Jedoch musste er sich wieder zurückhalten und nickte. Doch dann schaute Ali zu seiner linken Seite und schloss seine Augen, sie wurden zu Schlitzen. „Obwohl, wenn Ihr Preußen doch Schweinefleisch esst und sauft, wieso habt Ihr dann die besten Soldaten der Welt? Das ist mir schon früher aufgefallen.“
Heinz wusste nicht, ob er nun lächeln oder streng gucken, ihm zustimmen und seine Meinung zum Thema äußern oder lieber schweigen sollte. Er beschloss für sich, lieber zu schweigen.
Ali schaute ihn eine ganze Weile lang an und wartete auf ein Wort des Deutschen. Doch er sprach nicht. Dann stand der Türke auf und schritt das Zelt auf und ab. Heinz blieb sitzen, drehte sich zur Seite um und schaute den Pascha an.
„ Ich werde gleich den Befehl zum Angriff auf die Mauer geben. Meine Späher konnten mir leider nicht sagen, wie viele Krieger sie haben.“
„ Unsere konnten es leider auch nicht. Wir gehen davon aus, dass sie mindestens 1000 bewaffnete Männer haben.“
„ Bei Allah, dann wird es nicht leicht sein, sie zu vernichten!“
„ Wir haben gestern Abend einen Angriff auf sie gestartet und haben zwanzig Männer verloren. Unsere Männer konnten die Mauer nicht überwinden und mussten sich zurückziehen.“
„ Das war so nicht geplant. Wir hatten keinen Widerstand seitens der Aramäer erwartet. Nun werden wir uns auch
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