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Liebe und Völkermord

Liebe und Völkermord

Titel: Liebe und Völkermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Imran
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Gemeinsam mit Aziz an Isas rechter Hand schritten sie den Gehweg des Dorfes entlang zu Murads Haus, das letzte am oberen, nördlichen Ende des Dorfes. Abuna Petrus schlug vor, er sollte an die Tür des Hauses klopfen, doch Isa bestand darauf, als Erster anzuklopfen. Er tat es, doch die Tür ging nicht auf. Isa lauschte an der Tür, die drei Anderen horchten. Aziz' Herz schlug immer schneller. Er war so ängstlich wie ein Lamm auf der Schlachtbank. „Vielleicht sind sie nicht zuhause, Großvater.“
    Aziz betete, Gott möge ihn von dieser schweren Aufgabe erlösen. Isa indes hörte ein gedämpftes weibliches Geschrei. Er ahnte Schlimmes. Er schlug nun mit der Faust seiner linken Hand auf die Tür ein. Der Mönch und Antar schauten sich gegenseitig verwirrt an. Isa schrie: „Murad, mach die Tür auf! Mach endlich die Tür auf!“
    Antar fasste Isa an der Schulter an. „Beruhige dich, Isa!“
    Isa stieß Antars Hand von seiner Schulter weg. Antar griff nun zu und zog ihn zurück. Isa wehrte sich. Er drehte sich zu Antar um. Plötzlich öffnete sich in diesem Moment die Tür und Murad sprang mit einem großen Hackmesser in seiner linken Hand aus der Tür heraus auf Isas Rücken. Er stach mehrmals auf ihn ein. Der Großvater verstummte und fiel zu Boden. Pater Petrus schrie, sie sollten innehalten mit diesem Wahnsinn. Murad beachtete ihn nicht. Murad, der Sohn, hielt seine Mutter zurück. Sie hatte ihren Mann von der grausamen Tat abhalten wollen.
    Der kleine Aziz schrie laut auf. Antar sprang auf Murad drauf und rang mit ihm. Er packte seine Arme und drückte sie nach hinten, um seinen Rücken herum. Er drückte noch fester und hoffte, Murad würde das Messer fallen lassen. Doch Murad hielt das Messer immer noch fest in der Hand. Antar konnte ihn nicht länger halten, so löste sich der Muchtar von ihm. Er geriet nun wieder in Rage und schlug auf Antar ein und durchtrennte seine linke Hand. Nur noch der Daumen blieb an seiner Hand. Antar schrie laut auf vor Schmerzen. Aziz heulte. Er rannte weg.
    Nun kam Maria an. Sie schrie laut.
    Sarife und Ablahad, Sejde und Isa folgten. Danach kamen die Alten Muksi Antar und Aljas und darauf der Rest der verbliebenen Dorfbewohner.
    Antar warf sich zu Boden, schrie jedoch nicht. Er ergriff Murads linkes Bein und zog daran. Murad schrie wütend wieder auf und schlug noch einmal auf Antar ein. Die Frauen schrien und heulten. Pater Petrus weinte und schüttelte den Kopf. Endlich kamen dann Steifo, Makko und Danho, die jüngeren Brüder des Antar, herbei, mit Gewehren in ihren Händen. Danho schubste die Leute vor ihm zur Seite, auch Maria, blieb dann stehen und hielt das Gewehr auf Murad gerichtet. „Hör auf! Lass das Messer fallen oder ich schieße!“
    Murad hielt inne und schaute zu Danho auf. Sein Hemd war rot durch das Blut der beiden von ihm erschlagenen Männer geworden. Blut der von ihm Ermordeten tropfte von seinem Kinn herunter. Steifo und Makko richteten ebenfalls ihre Waffen auf den Bürgermeister. Sie standen einen Schritt hinter Danho, links und rechts von ihm.
    Murad ließ das Messer fallen und fiel dann auf seine Knie. Er legte seine Hände auf seine Augen und schrie laut. Steifo und Makko senkten ihre Gewehre, doch nicht Danho. Das viele Blut hatte ihn verstimmt. So schlimm hatte er es sich nicht vorgestellt. Wenn Murad zu solch schrecklichen Taten fähig war, was würde er noch tun? Danho entschied also, sich lieber seiner zu entledigen. Er schoss auf den Muchtar, direkt in sein Herz. Augenblicklich regte Murad sich nicht mehr und fiel zur Seite auf den Boden. Danho senkte sein Gewehr. Er trat näher an die Leichen heran. Drei tote ältere Männer lagen dort übereinander vor ihm. Mit Tränen in den Augen schüttelte er den Kopf. Steifo kam zu ihm. „Bist du verrückt? Warum hast du ihn umgebracht? Er hatte doch das Messer fallen lassen!“
    Hinter ihnen hatte sich inzwischen eine große Menge von Menschen angesammelt. Es wurde immer lauter, die Frauen heulten, schrien und schlugen wild um sich, die Kinder weinten und rührten sich nicht von der Stelle und die Männer stritten sich, wer schuldig bei dieser Tragödie sei. Inmitten dieses Tumultes stand Pater Petrus. Nun konnte er verstehen, warum Abuna Isa seinen Verstand verloren hatte. Sein Mund blieb offen. Er wusste nicht, was er tun sollte. Er schaute einfach regungslos der tobenden Menschenmenge zu.
    Plötzlich sprang Murad, Murads Sohn, schreiend aus dem Haus heraus und stürzte sich auf Danho. Der nichts

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