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Liebe und Völkermord

Liebe und Völkermord

Titel: Liebe und Völkermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Imran
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Feind offenbaren, das würde er zu unserem Nachteil ausnutzen. Herr Statthalter, ich bin Euer ergebenster Diener.“
    Der Pascha gab sich nach außen hin charmant und weltoffen. Er pflegte sein Äußeres. Im Gegensatz zu Enver Pascha und den anderen Parteimitgliedern zog er es vor, keinen Schnauzbart zu tragen. Auch wenn er die Gesellschaft von hübschen Frauen und das Rauchen von Zigarren liebte, war er ein höchst disziplinierter und ambitionierter Mann im Alter von 35 Jahren. Er war undurchschaubar. Menschen seiner Gesellschaft hielten ihn für einen Hedonisten, doch im nächsten Augenblick konnte er sich zu einem unnachgiebigen Sklavenpeiniger wandeln.
    Als sechsjähriger Junge zog er mit seinen Eltern von Saloniki nach Konstantinopel. Dort besuchte er auf Wunsch des Vaters die besten Schulen der Region. Viele seiner Lehrer waren Griechen. Er lernte während seiner Zeit an der Hochschule seinen späteren Förderer Enver Pascha kennen. Als Absolvent eines Philosophie-Studiums sollte er sich selbst die Grundlagen als vortrefflicher Redner schaffen. Eben diese Redekunst verhalf ihm später zu einem schnellen Aufstieg in der politischen Rangordnung des Reiches.
    Früh erkannte er das Ende der Herrschaft der Sultane und wechselte zum richtigen Zeitpunkt zu den vielversprechenden Jungtürken. Dabei dachte er nicht an das Wohl des Reiches oder seines Volkes, sondern erzwang skrupellos nur seinen eigenen sozialen Aufstieg.
    Er heiratete seine Jugendliebe, Aischa, eine seiner ehemaligen Mitschülerinnen. Ihre Eltern waren anfangs gegen die Vermählung, jedoch ließ ihnen Alis unaufhaltsamer Sieg in der Politik keine andere Wahl. Aischa hegte zwar Gefühle für Ali, jedoch konnte sie Alis Opportunismus nicht ausstehen. Sie entschied sich dafür, ihr Leben dem Hai zu opfern.
    Ali wurde ein mächtiger Mann des Reiches und nahm sich alles, was er bekommen konnte. Auch die Frauen. Er heiratete drei weitere Male. Dies war eigentlich für die Mitglieder der Jungtürken-Partei unüblich.
    Wie ergeben er seiner Regierung und seiner Partei war, zeigte er damit, indem er auf Wunsch Talaat Paschas seine dritte Ehefrau für eine Nacht lieh. Jemand anderer hätte die Bitte des Talaat als persönlichen Affront aufgefasst, nicht jedoch Ali. 
    „ Ich danke Euch. Vor einigen Tagen sprach ich persönlich mit Enver Pascha, unserem Kriegsminister. Er ist besonders wegen den drohenden Aufständen der Araber im Süden des Reiches besorgt. Wir müssen annehmen, dass die Alliierten sie unterstützen werden. Des Weiteren müssten wir uns um eine Lösung der Armenier-Frage kümmern. Auch von ihnen droht ein Aufstand. Einige von ihnen werden vom Russischen Reich unterstützt. Sie befinden sich im Herzen unseres Reiches. Vor zwei Jahren haben wir nahezu alle unsere europäischen Provinzen verloren. Wenn wir diese Gefahr nicht rechtzeitig von uns abwenden, bedeutet dies das Ende unseres geliebten Reiches.“
    „ Herr Statthalter, wie ich erfahren habe, leben über drei Millionen Armenier in dieser Region. Wir hatten es damals lediglich mit nur 100.000 Barbaren zu tun.“
    „ Wenn man die Aramäer hinzurechnet, sind es sogar deutlich mehr, Herr Statthalter“, meinte der Jüsbaschi.
    „ Die Aramäer stehen unter dem Einfluss der kurdischen Fürsten. Für die Regierung spielt es keine Rolle, ob nun Armenier oder Aramäer. Wir müssen ein homogenes Reich schaffen, mit nur einer Nation und einer Religion. Die Christen müssen beseitigt werden. Verzeiht mir, Herr Generalmajor.“
    „ Ihr braucht Euch nicht zu entschuldigen, Herr Statthalter. Christ ist nicht gleich Christ. Seht, in Europa bekriegen Christen einander. Glaubt nicht, ich würde wegen der meiner nahe verwandten Religionszugehörigkeit dieser Leute die geringste Sympathie für sie empfinden. Zudem, wenn ich Euch richtig verstanden habe, werdet Ihr zu einem späteren Zeitpunkt auch gegen Eure muslimischen Glaubensbrüder vorgehen?“
    „ So ist es. Die Araber müssen endgültig unterworfen werden. Wir werden versuchen, sie zu türkisieren. Wenn es zu Aufständen von ihrer Seite kommen sollte, werden wir auch gegen sie wie mit den Armeniern vorgehen.“
    „ Verzeiht mir, Herr Statthalter, gestattet mir wieder auf meine Frage zurückzukommen. Wie gedenkt Ihr, gegen solch eine große Zahl von Vieh vorzugehen?“
    „ Eure Ausdrucksweise gefällt mir, Herr Generalmajor. Die Regierung hat bereits über diese Frage debattiert. Wie Ihr wisst, die Baghdad-Bahn verläuft durch dieses Gebiet. Im

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