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Liebe und Völkermord

Liebe und Völkermord

Titel: Liebe und Völkermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Imran
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er Englisch und Latein. So Vieles gab es da draußen, wusste er, so gerne wollte er fliehen, hinaus in die Welt. Doch trotz des Missmuts seiner Familie hielt er zu ihr. Er war der Auffassung, er müsse ein Wegweiser sein, ein Vorbild, und eines Tages würden auch die Badeboje ihn schätzen lernen.
    Nun war der Augenblick gekommen, an dem er Charakterstärke zeigen musste und an dem es sich zeigen würde, ob er Recht behielte und die Badeboje Einsicht zeigen würden. Schließlich würde nur er das Dorf aus dieser prekären Lage befreien können.
    Guten Mutes eilte er zum Haus des Bürgermeisters.
     
     
     
     
     

 
    Ali Pascha
     
     
    Der Generalmajor machte es sich in dem mit rotem Pelzstoff überzogenen Stuhl bequem. Die Menschen in dieser Gegend pflegten, sich auf Teppichen oder Matten auf den Boden hinzusetzen. Zum Glück des Europäers hatten die Vertreter der osmanischen Regierung spezielle Räume für Europäer in ihren Villen.
    Dijabakir war eine der ärmsten Provinzhauptstädte des Osmanischen Reiches. Das Anwesen des Ali Pascha, Statthalter der Provinz Südostanatolien, ragte aus dem verkümmerten Stadtbild wie eine Oase heraus.
    Bedienstete brachten den drei Herren ein köstliches Mahl. Happen von Rindfleisch und Aprach (gefüllte Weinblätter), eine der beliebtesten Speisen der Einheimischen.
    Mustafa Ali und Ali Pascha verschlangen das Essen im Nu, während der Deutsche sich innerlich zusammenreißen musste. Seine langen Reden während des Essens dienten eigentlich nur dazu, um von seiner Appetitlosigkeit abzulenken.
    „Schmeckt Euch unser Essen nicht, Herr Major?“, fragte der Pascha ihn mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht.
    Der Deutsche zwang seine Lippen, ein Lächeln zu formen. Er schüttelte den Kopf. „Nein, Exzellenz, ich bin diese Hitze nicht gewohnt. Ich rede zu viel und es ist schon kalt geworden.“
    Der Pascha war im Begriff seinen linken Arm zu heben, den Dienern anzudeuten, seinem Gast einen neuen Teller zu bringen, jedoch senkte er seine Hand noch rechtzeitig. „In Afrika ist es doch noch heißer.“
    Verlegen räusperte sich Rüdiger. „Wisst Ihr, in Deutschland haben wir allenfalls nur einen Monat lang im Jahr gutes Wetter. Dieses Land hier ist von Gott gesegnet, acht Monate im Jahr jeden Tag nur Sonne, davon können die Deutschen nur träumen.“
    Der Pascha verstand des Deutschen Schleimerei, jedoch nickte er freundlich und kam sogleich zum Hauptthema des Abends. „Ihr habt an der Seite von Generalleutnant Lothar von Throta den Aufstand der Herero niedergeschlagen. Erzählt mir etwas davon. Wie haben sich diese Wilden geschlagen?“
    „ Wisst Ihr, Exzellenz, der Afrikaner ist uns von Natur aus eigentlich überlegen. Ein Neger ist körperlich größer und kräftiger gebaut. Hätten wir Mann gegen Mann mit bloßen Händen gegen sie gekämpft, hätten wir freilich die Schlacht mit hohen Verlusten verloren. Jedoch, wir hatten Schusswaffen und sie nicht. Mithilfe der Technik können selbst die Schwächsten der Schwächsten die Stärksten der Starken besiegen.“
    Jüsbaschi Mustafa Ali schüttete ins Glas des Deutschen Rotwein ein. Er selbst trank nur Quellwasser. Der Pascha ebenso.
    „Ja, der Mensch hat die Gesetze der Natur Kraft seines Verstandes besiegt. Im Gegensatz zu Euren Wilden damals besitzen unsere Wilden Schusswaffen“, sagte der Pascha und verzog dabei seine Miene.
    „ Es ist ihnen per Gesetz verboten, Waffen zu tragen. Jedoch, was sollen wir machen? Sie beschaffen sich wieder und wieder neue. Meine Männer berichten mir, dass wahrscheinlich die Männer des Agha Tschalabi sie mit Waffen beliefern“, fügte der Jüsbaschi den Worten des Ali Pascha hinzu.
    Heinz Rüdiger hörte Mustafa Ali, dem Mann zu seiner Rechten, konzentriert zu, sein Haupt war dabei nach vorne gesenkt.
    „Meine Herren, wir befinden uns im Krieg. Euch, Mustafa Ali, und Euch, Generalmajor, bitte ich, die Befehle unserer Regierung strengstens zu befolgen. Auch wenn es Befehle sein könnten, die gegen Euer Gewissen sein mögen. Da ich bereits alles über Euch in Erfahrung bringen konnte, zweifle ich zu keinem Moment an Eurer Loyalität. Sonst hätte ich Euch heute nicht eingeladen.“
    „ Verzeiht mir, mein Herr, ich gehöre der Partei der Jungtürken an. Der Befehl der Partei steht für mich über den Gottes.“
    Der Pascha lächelte und nickte Mustafa zu. Gespannt wandte er seinen Blick dem Deutschen zu.
    „Wir sind Waffenbrüder. Jetzt im Krieg dürfen wir keine Uneinigkeit dem

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