Liebe und Völkermord
nickte ihnen zu, er war voll zufrieden mit der Leistung der Christen.
Der Scheich kam nach vorne. Er klopfte Murad und Orhan auf den Rücken, als Zeichen seines Dankes und seines Respekts.
Nun stand ihnen der gefährlichste Teil ihrer Mission bevor. Sie mussten über das weite Grundstück ziehen und die beiden Wächter vor dem Haus beseitigen. Wenn die beiden Wächter sie herannahen sehen würden, würden sie mit ihren Gewehren auf sie zielen und erschießen. Es war also ein Spiel auf Glück. Sie konnten aus dieser Entfernung zwei hochgewachsene Gestalten vor dem Tor des zweistöckigen Hauses erkennen. Jetzt nach Mitternacht waren sie vermutlich schläfrig, genauso wie es die toten kurdischen Söldner gewesen waren. Im Gegensatz zu den von Murad und Orhan getöteten Wächtern standen jene aufrecht, also waren sie vielleicht doch noch wach. Der Scheich hob seine rechte Hand und senkte sie, als Zeichen, die Aramäer sollten sich zurückhalten und erst einmal abwarten. Also warteten sie alle.
Nach etwa einer halben Stunde konnte Uday sehen, wie einer der Soldaten hinter dem Haustor verschwand. Jetzt war ihre Gelegenheit gekommen. Uday schritt voran, der Scheich blieb stehen, drehte sich zu den Aramäern um und klopfte jedem von ihnen auf den Rücken. Nun war er der letzte Mann in der Schlange.
Udays Herz schlug schneller. Er freute sich, er war nun seinem Ziel, seinem Glück, ganz nahe gekommen. Sie würden leicht die Wächter überwinden können, dachte er. Er schlich weiter heran, von der rechten Seite des Hauses aus gesehen. Die dunkle Gestalt vor dem Tor rührte sich nicht. Ob seine Augen geschlossen waren oder nicht, konnten Uday und die Aramäer nicht erkennen.
Nur noch 20 Schritte und sie würden das Tor erreichen. Die Gestalt rührte sich immer noch nicht. Auch Aziz' Herz war erleichtert. Bisher war keiner seiner Verwandten bei der Mission umgekommen und er war zuversichtlich, dies würde so bleiben.
Nun waren es nur noch zehn Schritte bis zum Tor. Sie erreichten die rechte Außenwand des Massivbaus. Bis dahin waren sie auf erdigem Boden über das Feld geschlichen. Nun mussten sie auf Kalksteinboden schreiten, um zum Tor des Hauses zu gelangen.
Als Uday sein linkes Bein auf die Terrasse setzte, entstand ein Geräusch ähnlich einem Knacken beim Treten auf eine Nussschale im Wald. Die Gestalt vor dem Tor drehte sich plötzlich um. Uday zog ängstlich sein Bein zurück und trat hinter die Wand. Der Scheich trat nach vorne. Er hob seine linke Hand, die Aramäer sollten noch nichts unternehmen. Nun hieß es, das Haus zu stürmen, oder zu warten, bis der Mann um das Haus ging, näher kam, um ihn niedermachen und sich danach weiter an das Haus heranschleichen zu können.
Überraschenderweise trat nun Josef an den Scheich und seinen Sohn heran, Aziz stand neben ihm. Er zeigte mit seiner linken Hand auf das Tor und deutete damit an, sie sollten das Haus stürmen. Der Scheich zögerte, Aziz ebenfalls. Josef drehte sich zu seinem Sohn um und nickte ihm zu. Dann sprang er nach vorne, direkt auf die Terrasse des Hauses. Der Scheich und die anderen Männer schauten ungläubig. Josef war eigentlich kein brutaler Mensch. Doch in dieser Nacht wurde er vom Hass geblendet. Er sah seine Gelegenheit gekommen, endlich einen der großen Feinde seiner Religion zu töten und sich für all das seinem Volke angetane Leid zu rächen.
Der Wächter blieb erschrocken stehen und zog seinen Säbel hervor. Josef schrie laut auf und sprang auf den Mann. Der Söldner konnte gerade noch Josef an seinem rechten Arm treffen und es abtrennen. Aziz sah, was geschehen war. Er schaute entsetzt. Dann hob er seinen linken Arm. Josef schrie vor Schmerzen. Er lag auf dem Kurden. Der Wächter trat mit dem Knie seines linkes Beines in Josefs Unterleib. Josef fiel zur Seite. Aziz stand jetzt nur noch zwei Meter vor dem Wächter und richtete sein Gewehr auf ihn. Der Söldner hatte ebenfalls sein Gewehr genommen und schoss in die Richtung der herannahenden Aramäer. Musa wurde von einer Kugel getroffen und fiel auf die Knie. Aziz feuerte. Das Gewehr fiel aus der Hand des Söldners, er starb.
Aziz und Antar beugten sich zu ihrem schwerverletzten Bruder vor. Josef, der Sohn des Josef, hielt den Kopf seines Vaters hoch. Der Scheich blieb am Rande der Terrasse stehen. Fassungslos betrachtete er den am Boden liegenden Josef. Der feige Uday stand links neben seinem Vater. Der Scheich erkannte nun die Feigheit seines Sohnes.
Sie hörten Frauenschreie aus dem
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