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Liebe und Völkermord

Liebe und Völkermord

Titel: Liebe und Völkermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Imran
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Antars jüngeren Bruder Josef zu rufen. Josef kam nur kurze Zeit später mit Johannes zurück. Aziz schaute alle Männer mit ernstem Gesichtsausdruck an. Als er ihnen sagte, sie müssten ohne Widerrede bei der Mission der Entführung der Tochter des Imam Muhammad Ibrahim Ali behilflich sein, erhob Josef Einspruch. „Bruder, die Moslems unterdrücken uns schon seit Jahrhunderten. Nun bekämpfen sie sich gegenseitig und wir sollen uns in ihre Angelegenheiten einmischen und zwischen den Fronten stehen und unser Leben für sie riskieren?“
    Aziz konnte ihren Missmut nachvollziehen. Er versicherte ihnen, der Scheich sei ein ehrbarer Mensch und er würde ihnen ewig dankbar sein für ihre Dienste. Doch dann machte Josef ihn auf den zu erwartenden Zorn der Moslems aufmerksam. Der Imam würde seine Anhänger sicherlich auf sie hetzen. Aziz nickte nur. „Aber bedenkt doch, der Scheich ist einflussreicher, er pflegt gute Beziehungen zu den Osmanen, sogar zum Sultan selbst. Und der Imam war seit jeher uns feindlich gesinnt. Brüder, wir brauchen solch einen Freund wie Scheich Fathallah!“
    Schließlich willigten Aziz' Brüder ein, ihm zu folgen.
    Schon am Abend desselben Tages trafen Aziz und seine Brüder Antar und Josef, zusammen mit den beiden ältesten Söhnen des Antar, Antar und Adai, und Josefs Erstgeborenen Josef in der Villa des Scheichs ein.
    Ferner stand noch Aziz' Schwager, Musa, der ältere Bruder seiner Frau, mit seinen drei Söhnen Musa, Orhan und Murad, an ihrer Seite.
    Uday und sein Vater der Scheich bedankten sich bei den Aramäern für die Unterstützung ihrer Sache. Uday führte die Männer in einen kleinen Nebenraum. Nur er und sein Vater besaßen den Schlüssel der Tür dieses Raumes. Er öffnete ihn und führte Aziz und Antar hinein. Antar trat zurück und stand in der Tür. Aziz reichte ihm ein Gewehr nach dem anderen und Antar gab sie an seinen Bruder weiter und jener an seine Söhne und Neffen. Es waren moderne Mauser Gewehre des Modells 98.
    Der Scheich befand sich währenddessen in seinem Schlafgemach. Seine Frau Fatima stand vor ihm und nahm auf seinen Wunsch hin den Turban von seinem Haupt ab. Ihre dunkelblauen Augen funkelten. Durch ihre braune Hautfarbe erstrahlten ihre blauen Augen. Diese Augen waren es, welche dem Scheich Tag auf Tag neue Kraft gaben. Fatima liebte ihren Mann nicht wirklich. Er war ein hässlicher Mann mit keinem guten Charakter in ihren Augen. Sie liebte es, wie er sie umwarb. Selbst nach so vielen Ehejahren machte er ihr jeden Tag ein Geschenk, meistens handelte es sich um schöne Kleider vom Bazar aus der Stadt, imponiert aus fernen Ländern.
    Ali Rahman Abdul Raschid, so war sein Name. Sie nannte ihn einfach nur Scheich, so wie alle seine Bekannten pflegten, ihn anzusprechen. Bisweilen nannte Fatima ihn absichtlich so, um ihn lächerlich zu machen, wenn sie wütend seinetwegen war. Dieser Name blieb an ihm haften. Es war ein Titel und ein neuer Name gleichwie „Hadschi“ bei den Muslimen für einen nach Mekka gereisten Gläubigen und „Muksi“ bei den Aramäern für einen nach Jerusalem gereisten Gläubigen.
    „Scheich, passe auf meinen Sohn auf! Und komm nicht ohne seine Braut wieder zurück!“, sagte sie mit ironischem Unterton zu ihm. Er grinste sie an, darauf küsste er sie auf ihre linke Wange. Er behielt nur sein weißes Unterhemd an. Niemand sollte ihn wiedererkennen können.
    Er ging wieder zurück zum Innenhof und gesellte sich zu den ihn erwartenden Kriegern. Er stellte sich vor einem jeden von ihnen hin, schaute ihnen in die Augen, nickte und sprach ihnen besonderen Dank für ihr Kommen und ihre Unterstützung aus. Der Scheich war ein großgewachsener Mann. Nur Musas Sohn Orhan war genau so groß wie er und schaute den Scheich auf Augenhöhe an. Schließlich machten die bewaffneten Aramäer einen Kreis um den Scheich herum und er sprach zu ihnen mit lauter Stimme: „Männer, wir sind jetzt Brüder! Vergesst das, was uns angeblich trennt! Nichts trennt uns! Bleibt an meiner Seite und ihr sichert euch meinen Dank bis in alle Ewigkeiten!“
    Uday stand neben seinem Vater und schaute in die Runde. Er hob sein Gewehr hoch, die Aramäer taten es ihm gleich. Sie jubelten wie Soldaten vor dem Marsch in die Schlacht.
    Eine Stunde vor Mitternacht verließen sie die Villa des Scheichs. Draußen im Stall standen die Pferde bereit. Die Diener des Scheichs halfen den Aramäern beim Besteigen der Rosse. Sie ritten los, auf den Weg zum Haus des Imams. Der Scheich

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