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Liebe und Völkermord

Liebe und Völkermord

Titel: Liebe und Völkermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Imran
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schaute ihn erschrocken an. Dann seufzte er. „Erzähle dem Agha noch nichts von unserer neuen Erkenntnis.“
    „ Gestern Nacht wurde ein Mordanschlag an ihm versucht.“
    „ Was?“
    „ Wer wollte ihn töten?“
    „ Das wissen wir nicht.“
    „ Niemand unserer Männer würde das wagen!“
    Orhan nickte. „Ja, das ist richtig. Es kann eigentlich nur einer gewesen sein, der nicht von uns ist.“
    Die Augen des Paschas wurden zu Schlitzen. Einen Augenblick später riss er seine Augen weit auf und guckte ihn schockiert an. „Nein, das stimmt nicht! Die Deutschen sind es nicht gewesen! Die beiden verstehen sich zwar nicht gut, wie wir wissen, aber die Deutschen sind doch nicht dumm, so etwas zu tun! Wir müssen einen Krieg zwischen den beiden verhindern, Orhan!“
    Sein Offizier nickte ihm zu. Der Pascha erhob sich rasch von seinem Platz und eilte zum Ausgang des Zeltes.
     
    Johann stellte sich vor dem Agha, um seinen Vorgesetzten zu schützen. Er hatte geschworen, den Generalmajor mit seinem Leben zu schützen. Ihm war der Preuße in letzter Zeit antipathisch geworden, doch seinen Eid konnte er nicht brechen. Er würde damit seiner Familie in Deutschland schaden und den Namen seiner Familie bis in alle Ewigkeiten beflecken.
    Heinz war des Feldzuges überdrüssig geworden. Er wünschte sich, es sollte endlich ein Ende haben und er würde nach Deutschland abkommandiert werden. Seit dem gestrigen Tag fühlte er sich unwohl. Letzte Nacht hatte er starkes Fieber gehabt. Johann war die ganze Nacht lang an seiner Seite geblieben. Sein Zelt hatte er nicht mehr verlassen, niemand sollte von seinem schlechten Gesundheitszustand erfahren. Nun, als Muhammad mit Karim im Gefolge in sein Zelt geplatzt war, war er quasi dem gesamten Heer enthüllt worden.
    Johann hatte sich mitten im Raum vor den Agha gestellt und ihm die Sicht auf den kranken Generalmajor versperrt. Heinz lag mit Schweiß überströmtem Gesicht auf der Matte. Er stützte sich auf dem Ellbogen seines linken Armes ab und versuchte, sich aufzusetzen, doch er war zu schwach und fiel zurück auf die Matte.
    „Tritt zur Seite, Junge!“
    Heinz atmete schwer. Seine beiden Hände drückte er gegen seinen Bauch. Mit zittriger Stimme sprach er: „Worum geht es, Herr Agha“?
    „Ihr habt ein Attentat auf mich ausgeübt.“
    Diese Anschuldigung traf ihn hart. Sein Zwerchfell zuckte zusammen, seine Hände erstarrten und seine Augen blieben einen Augenblick lang erstarrt offen. „Was redet Ihr da?! Das würde ich niemals machen!“
    Muhammad schnaubte, er atmete durch die Nase aus. Karim näherte sich ihm, doch der hinkende Mann hatte nicht genug Kraft, um den Bruder zu bändigen. Der Agha stieß Johann zur Seite. Er fiel nach links auf den Boden. Johann wahrte jedoch seine innere Ruhe und ließ sich nicht durch den kurdischen Fürsten provozieren.
    Muhammad hielt dann doch noch inne, als er den offensichtlich nicht simulierenden Deutschen auf dem Bett sah. Er presste seine Lippen zusammen und unterdrückte seine Wut. Dann wandte er seinen Blick vom kranken Mann ab und dachte nach. Er bereute, den Adjutanten des Generalmajors umgehauen zu haben. Er drehte sich zu ihm um, reichte ihm seine rechte Hand und half ihm, aufzustehen, doch sprach er kein Wort zu dem jungen Mann. Dann schaute er doch den vor ihm liegenden Preußen an. Er betrachtete ihn von Kopf bis Fuß, als würde er ihn inspizieren. Schließlich schüttelte er den Kopf und sprach mit kräftiger Stimme: „Wenn nicht Ihr es gewesen seid, wer dann? Der Pascha etwa? Oder irgendein irrer Dorfbewohner?“
    Heinz' Rücken schmerzte und er bekam keine Luft. Er unterdrückte den Schmerz und kämpfte gegen die Krämpfe an. So sehr er sich anstrengte, er konnte nicht reden. Muhammad fasste dies negativ auf. „Nach unserem Recht würdet Ihr jetzt zum Tode verurteilt werden und das Urteil würde sofort vollstreckt werden. Da Ihr aber ein Fremder aus Europa seid, wollen wir Euch nach Eurem Gesetz verurteilen. Ich weiß, dass in Europa Duelle ausgefochten werden. Da Ihr meine Ehre verletzt habt, fordere ich Euch hiermit zum Duell heraus!“
    Der Vorfall mutete witzig an. Der Agha handelte ohne jegliche Vernunft. Ihm fiel in jenem Moment keine bessere Lösung ein. Niemand hätte ihm das Duell versagen können, galt es doch als gerecht. Hätte er den Deutschen sofort verurteilt, hätte er den Zorn des Paschas auf sich gezogen, aber gegen ein Duell zwischen den beiden Männern, dagegen würde der Pascha keine Einwände

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