Liebe und Völkermord
bringen können, dachte er.
Und dann betrat der Pascha das Zelt. Er hastete direkt auf Muhammad zu. Orhan blieb am Eingang stehen. Karim trat zurück und stand nun neben Orhan.
Ali hielt erschrocken inne, als er Heinz krank im Bett erblickte. Dann schaute er nach links, zu dem Agha, mit verzogener Miene. „Haltet ein mit diesem Wahn, Agha!“
„Er hat Männer ausgeschickt, um mich zu ermorden. Ich habe ihn zum Duell herausgefordert. Er hat sogar die Gelegenheit, mit dem Leben davon zu kommen. Das ist mehr als gerecht für ihn.“
Der Pascha hob verächtlich seine linke Hand hoch. „Er hat niemand ausgeschickt, um Euch zu töten!“
„Woher wollt Ihr das wissen?“
„ Ich bürge für ihn!“
„ Wer sonst hätte es gewagt?“
„ In Allahs Namen, Agha, geht zurück in Euer Zelt! Wir sollten uns nicht gegenseitig bekämpfen! Das wird die Moral unserer Soldaten verschlechtern.“
Heinz keuchte. Sein Gesicht war bleich geworden. Es schien, als würde er mit dem Tode ringen.
Der Pascha schüttelte den Kopf. „Seht Ihr nicht? Er ist krank.“
Der Agha seufzte resigniert und schritt dann zum Ausgang. Er entfernte sich zusammen mit Karim.
Johann trat aus der Ecke hervor und kniete zu Boden, zu der Liegestätte seines Vorgesetzten. Er erfüllte nur seine Pflicht. Der Agha würde die Angelegenheit wohl nicht auf sich beruhen lassen, dachte er. Seine eigene Zukunft sei damit ungewiss, wenn Heinz sterben sollte.
Ali stand neben Johann und schaute auf Heinz. „Warum hast du mir nichts von seiner Krankheit gesagt?“
„Ich bitte um Entschuldigung, Hoheit. Ich hielt es für richtig, dass niemand im Lager von seiner Erkrankung weiß. Er hat aber keine Krankheit. Ich weiß auch nicht, was er genau hat. Er hat Fieber und Schmerzen am ganzen Körper. Wahrscheinlich sind es nur die Strapazen der letzten Wochen. In ein oder zwei Tagen ist er bestimmt wieder gesund.“
Ali nickte. „Möge er schnell wieder gesund werden.“
Der Pascha eilte darauf aus dem Zelt hinaus. Orhan blieb zurück, er wollte Ali nicht zum Agha folgen.
Unterdessen versuchte Karim, Muhammad zu beruhigen. Er stimmte dem Pascha zu, der Deutsche sei zu krank gewesen, um solch einen perfiden Plan auszuhecken. Der Agha schüttelte den Kopf und tobte. Er fasste Karim nicht an. Er nahm die Feldflasche von seiner Matte und schleuderte sie auf den Ausgang seines Zeltes. Sie traf nicht den Pascha, denn er kam erst einige Augenblicke später.
Als der Pascha das Zelt betrat, bat er Karim, hinauszugehen.
Muhammad kam zur Ruhe und bat den Pascha um Entschuldigung. Dann bot er ihm an, sich hinzusetzen. Sie setzen sich auf die Matten hin. Ali saß zur Linken vom Agha. Er überlegte nun gut, was er ihm sagen sollte. Der Agha seinerseits schwieg.
„Irgendjemand hat ein Interesse daran, Euch tot zu sehen“, sprach der Pascha und brach das Schweigen. Muhammad nickte nur. Ali wurde es zunehmend unbehaglich. In seinem Heer befand sich ein schwarzes Schaf. Er musste dieses schwarze Schaf finden und sofort beseitigen lassen. Da kam er auf die Idee einer Heeresvollversammlung. Doch in Anbetracht der jetzigen Lage war dies zu schwer zu bewerkstelligen. Muhammad hingegen kam nun in den Sinn, vielleicht stecke der Pascha selbst hinter dem Attentatsversuch auf ihn. Vielleicht sei es sogar Karim gewesen. Er konnte niemand mehr vertrauen.
Der Pascha sah die Stelle des Loches, durch das der Attentäter sein Messer geführt hatte. Inzwischen war es zugenäht worden.
Die Sonne war untergegangen und es dämmerte. Viele Männer befanden sich in ihren Zelten, einige hielten sich noch draußen auf. Sie hatten sich einen Kreis aus größeren Steinen gemacht und ein jeder von ihnen saß jeweils auf einen dieser Steine. Dort aßen, tranken und lachten sie miteinander.
„ Ein Bischof aus Europa ist hier gewesen. Ich habe ihn zu den Aramäern in die Festung geschickt. Ich habe sie aufgefordert, ihre Waffen niederzulegen. Wenn wir Glück haben, werden wir bald nach Hause gehen können.“
„ Ich glaube, Ihr kennt diese Menschen nicht. Sie werden Ihre Waffen nicht niederlegen. Sie sind nicht dumm.“
„ Der Bischof vom Papst wird sie schon zur Vernunft bringen.“
„ Seid Ihr Euch dessen sicher?“
Der Pascha schaute auf den Boden und schwieg. Dann sprach er: „Ich glaube auch, dass sie so schnell nicht aufgeben werden. Entweder warten wir, bis sie verhungern, oder wir stürmen die Festung so oft, bis wir sie erobert haben.“
„Oder wir ziehen einfach ab und lassen
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