Liebe Unerwuenscht
Vase auf dem großen Esstisch im Wohnzimmer, arrangierte die Rosen noch ein wenig und schaute nachdenklich auf das Ganze.
War das Jennifers übliche Vorgehensweise? Gehörte dieser Strauß zum Standardverführungsprogramm? Oder war es wirklich eine persönliche Geste? Speziell für sie? Caroline schüttelte den Kopf. Wohl kaum. Jennifer war nicht der Typ für so etwas. Es war nur ein Klischee, wie sie selbst schrieb. Eines, dessen sie sich bediente, weil sie wusste, dass es dennoch seine Wirkung nicht verfehlen würde.
Caroline ging ins Schlafzimmer, wo sie das für den Abend sorgfältig ausgesuchte Kleid zurück in den Schrank hing und wählte statt dessen ein weniger auffallendes Kostüm. Alles andere hätte dem Abend eine zu große Bedeutung gegeben, nach dieser Einleitung. Jennifer sollte nicht denken, sie sei plötzlich für ihre Annäherungsversuche empfänglich. Das wäre das ganz falsche Signal.
Punkt acht klingelte es erneut. Caroline nahm ihre Jacke vom Garderobehaken, öffnete die Tür und sah sich erwartungsgemäß Jennifer gegenüber.
»Danke für die Blumen, aber das war wirklich nicht nötig«, begrüßte sie sie.
Jennifer lächelte. »Ich wusste, dass Sie das sagen würden. Aber ich wollte es dennoch tun. Ich freue mich wirklich auf den Abend. Sie sehen übrigens toll aus.«
Caroline errötete. Das Kostüm war im Verhältnis zum zuvor gewählten Kleid zwar weniger chic, aber immer noch sehr elegant. Das wusste sie auch, als sie es auswählte. Irgendwie hatte es mit der Negierung der Bedeutung dieses Abends nicht so ganz klappen wollen. Andererseits, wie hätte das denn ausgesehen, wenn sie neben Jennifer, die ganz wie vermutet die Eleganz selbst war, mit irgendeinem Schlabberlook aufwartete. Damit würde sie sich ja blamieren. Das hatte sie nun auch nicht vor. »Danke«, sagte Caroline. »Sie sehen auch ganz passabel aus.«
»Na, dann können wir ja fahren.« Jennifer wies zu ihrem Wagen, einem silberfarbenen Volvo. Dort angekommen ließ Jennifer es sich nicht nehmen, Caroline die Beifahrertür aufzuhalten.
Die schüttelte nur lächelnd den Kopf. »Sie werden mir doch hoffentlich nicht im Restaurant auch noch den Stuhl halten, während ich mich setze?«
»Das hatte ich eigentlich vor«, sagte Jennifer, ging um den Wagen herum und stieg auf der Fahrerseite ein.
»Wehe!« hob Caroline die Stimme. »Ich warne Sie. Dann ist das heute unsere erste und gleichzeitig letzte Verabredung.«
»Oh! Sie gehen davon aus, dass unser Date eine Fortsetzung haben wird? Das klingt vielversprechend.« Jennifer wandte ihren Kopf zu Caroline und schmunzelte. Dann startete sie den Wagen und fuhr los.
»Das habe ich nicht gesagt«, wehrte Caroline ab. »Überhaupt ist unsere Verabredung kein Date. Es ist . . . eben nur eine Verabredung. Ohne irgendwelche weiteren Absichten. Jedenfalls, was mich betrifft. Das hatten wir doch geklärt, dachte ich.«
»Hm«, machte Jennifer nur. Was sowohl ja als auch alles andere bedeuten konnte.
Caroline betrachtete Jennifer resigniert von der Seite. »Sie sind wirklich ziemlich anstrengend, wenn Sie so sind.«
»Wie, so?«
»So unberechenbar.«
»Soll ich Sie lieber wieder nach Hause fahren?« fragte Jennifer daraufhin.
Caroline sah sie überrascht an. Würde Jennifer das wirklich tun, wenn sie ja sagte?
»Ich kann nämlich nicht versprechen, dass Sie es leicht mit mir haben werden. Wie sie merken, fällt es mir schwer, mein Interesse an Ihnen zu leugnen.«
»Der Punkt ist, Sie verwechseln Interesse mit Jagdtrieb«, konnte Caroline sich nicht verkneifen zu erwidern. »Und ich habe keine Lust, einen Platz in Ihrer Trophäensammlung einzunehmen.«
Jennifer wandte erneut den Kopf, sah Caroline offen an. »Es ist also mein Ruf, der Sie abschreckt, nicht meine Person?« Ihr Blick ging wieder zur Straße.
»Ihr Ruf ist ein Teil Ihrer Person. Leider ein sehr schlechter. Das dürfte Ihnen aber nicht neu sein.«
»Wenn ich ehrlich bin, nein. Allerdings . . . in der Regel bekomme ich solche Aussagen nur hintenherum mit, über fünf Ecken. So etwas sagt mir selten jemand direkt ins Gesicht. Verdammt!« fluchte Jennifer.
»Ich wollte Sie ja nicht beleidigen«, entschuldigte Caroline sich.
Doch Jennifer winkte ab. »Nein, Sie verstehen mich falsch. Ich meine: Verdammt, dafür sind Sie mir noch sympathischer.«
Jennifer lenkte den Wagen jetzt auf einen Parkplatz. »Wir sind da«, verkündete sie. Beim Aussteigen war Caroline schneller, so dass Jennifer zu spät kam, ihr die
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