Liebe Unerwuenscht
öffentliche Investitionen zur Modernisierung.«
Hausfeld nickte. »Das ist richtig. Aber bisher gab es auch keine Pläne der Stadt, ein neues Einkaufszentrum zu bauen. Das Geld aus dem Verkauf des Krankenhauses soll in diesen Neubau fließen.«
»Wie bitte? Das hört sich ja an wie beim Monopolyspiel. Tausche Nordbahnhof gegen Elektrizitätswerk. Ist doch wohl ein Witz!«
»Leider nein«, erwiderte Hausfeld. »Das Argument des Rathauses: Private Krankenhausträger haben bessere Chancen zur Kreditfinanzierung über Banken beziehungsweise für Finanzierungen über den Kapitalmarkt, als eine ohnehin verschuldete Stadt.«
»Bessere Chancen auf Kosten eines größeren Risikos!« hielt Caroline entgegen. »Und bei ausdrücklicher Betonung des Krankenhausmanagements. Wenn es zum Verkauf kommt, werden wir in Zukunft ausschließlich nach quantifizierbaren Richtlinien bemessen. Nichts für Ungut, Herr Hausfeld, meines Erachtens sollte ein Krankenhaus in erster Linie für den Menschen da sein. Die Wirtschaftlichkeit muss an zweiter Stelle rangieren.«
Hausfeld zuckte mit den Schultern. »Ich stimme Ihnen, wenn auch mit Einschränkungen, zu. Nur liegt die Entscheidung über den Verkauf nicht in unserer Hand. Es ist der Stadtrat, der endgültig darüber berät. Und zwar in drei Tagen.« Damit löste Hausfeld die Versammlung auf.
Die Neuigkeit sprach sich herum wie ein Lauffeuer. Als Caroline am nächsten Tag Doktor Geisler in der Cafeteria an der Kasse traf, meinte der: »Na? Bereuen Sie schon, die Stadträtin wieder zusammengeflickt zu haben?«
»Bereuen? Wieso?«
»Wissen Sie es denn nicht? Frau Feiler sitzt im Aufsichtsrat der Centrum Klinik AG, einem potentiellen Interessenten am Kauf. Sie befindet sich dort in bester Gesellschaft von Mitinhabern diverser Pharmabetriebe, Geräteherstellern und einer Privatversicherung. Sie ist im Stadtrat natürlich eine Befürworterin des Verkaufes unserer Einrichtung. Lesen Sie denn niemals Zeitung?!«
Caroline verbarg ihre Überraschung. »Dazu habe ich keine Zeit«, meinte sie. Das war nicht gelogen. Die Lokalpresse zu lesen, dafür reichte es selten. Wenn sie die Nachrichten im Fernsehen sah, war das schon viel. Und für die war der Verkauf eines städtischen Krankenhauses uninteressant.
Geisler schob sein Tablett hinter Carolines her. »Frau Feiler wird maßgeblichen Anteil daran haben, wenn wir stückchenweise verkauft werden. Oder glauben Sie, dass wir nach einer Privatisierung noch lange existieren? Unsere Zahlen sind im Vergleich zu anderen Krankenhäusern eher schlecht. Damit dürften wir nur als Ausschlachtungsobjekt interessant sein.«
Caroline suchte nach einer Erwiderung. Ihr fiel keine ein. Jennifer hatte ihr gegenüber von alldem nichts erwähnt. Bewusst? Oder hielt Jennifer es für unwichtig? Hatte sie einfach nicht daran gedacht?
Nun, Caroline, heute Abend hast du Gelegenheit, sie danach zu fragen.
Caroline kam gerade aus der Dusche, trocknete sich das Haar, als es an der Tür klingelte. War das etwa schon Jennifer? Fast eine Stunde zu früh? Nein, so etwas würde sie gewiss nie tun. Jede Frau wusste, dass das ein absolutes Verbot war, weil das einzige, was sie damit erreichen konnte, das war, die andere in Verlegenheit zu bringen, wenn die, noch halb nackt, die Tür öffnen musste.
Schnell wickelte Caroline sich in ihr Badehandtuch, tapste mit nassen Füssen zur Tür, darauf bedacht, nicht auf den Fliesen in Bad und Flur auszurutschen. Es klingelte erneut.
»Bin gleich da«, rief Caroline, die jetzt endlich an der Tür ankam, öffnete – und sich einem Meer von Orange gegenübersah.
»Fleurop!« verkündete es hinter dem Meer. »Ein Blumenstrauß für Sie, Frau Malin.«
Caroline schaute verdattert auf den riesigen Strauß langstieliger, oranger Rosen, der ihr entgegengestreckt wurde, nahm ihn dem Boten ab und bedankte sich.
»Einen schönen Abend noch«, wünschte der Bote. Caroline sah ihm nach. Erst, als der Mann in sein Auto stieg, schloss sie endlich die Tür.
Wer schickt mir denn Rosen?
Caroline griff nach dem kleinen Umschlag im Strauß und zog die Karte hervor.
Entschuldigen Sie das Klischee. Ich freue mich auf unseren gemeinsamen Abend. Jennifer , las Caroline.
Und schmunzelte. Das war wirklich ziemlich kitschig, regelrecht altmodisch – und auch wieder süß, weil auf seine Art aufmerksam.
Caroline ging in die Küche, nahm eine passende Vase aus dem Schrank, füllte sie mit Wasser und stellte die Blumen hinein. Dann platzierte sie die
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