Liebe Unerwuenscht
würde doch nur bedeuten, dass Jennifer etwas an deiner Gesellschaft liegt. Sollte sie wieder in alte Verhaltensmuster zurückfallen, kannst du das Ganze jederzeit abbrechen.
»Italienisch«, sagte Caroline.
»Fein. Ich kenne einen guten Italiener. Wie wäre es, wenn ich Sie morgen um acht abhole?«
»Das wäre äußerst vornehm.« Caroline lächelte. »Ich könnte mir aber auch einfach ein Taxi nehmen, wenn Sie mir sagen, wo dieser Italiener ist.«
»Kommt nicht in Frage«, wehrte Jennifer ruhig, aber bestimmt ab. »Ich hole Sie ab. Ich kann vielleicht nicht voll arbeiten, aber galant sein kann ich allemal.«
Carolines Lächeln vertiefte sich. Wenn sie so ist, ist sie unwiderstehlich. »Bis morgen dann«, verabschiedete sie sich.
»Ich freue mich«, rief Jennifer ihr noch hinterher. Und wunderte sich in höchstem Maß über sich selbst. Denn zu ihrem großen Erstaunen war es keine Floskel gewesen. Sie freute sich wirklich auf den Abend mit Caroline. Selbst wenn nach dem offiziellen Teil kein inoffizieller folgen sollte. Wann war das zum letzten Mal vorgekommen? Jennifer erinnerte sich nicht.
»Guten Tag Frau Feiler. Schön, dass Sie wieder da sind«, begrüßte Lena Hanke ihre Chefin.
»Danke Lena. Ich freue mich auch.« Jennifer nickte ihrer Assistentin zu. »Kommen Sie doch gleich mit in mein Büro. Berichten Sie mir, was es in den Tagen meiner Abwesenheit Neues gab. Zu aller erst interessiert mich, ob die IT-Systeme wieder sicher sind.«
»Ja. Aber eine Menge firmeninterner Daten sind rausgegangen. Und wir wissen immer noch nicht, wohin. Wenn Frey sie verkauft hat, bevor er . . . dann sehen wir ganz schön alt aus.«
Jennifer winkte ab, ging an Lena Hanke vorbei in ihr Büro. Die folgte ihr.
»Dann trösten wir uns einfach damit, dass im Informationszeitalter, in dem wir leben, Daten von gestern heute schon wieder überholt sind«, erklärte Jennifer, während sie sich in ihren Sessel setzte. Sie hatte, während sie im Krankenhaus lag, viel Zeit zum Nachdenken gehabt und auch für dieses Problem eine Idee zur Lösung.
»Ich will genau wissen, welche Daten vom Transfer betroffen waren. Rufen Sie mir die Abteilungsleiter zusammen, damit wir mögliche Auswirkungen diskutieren können. Wenn nötig verzichten wir auf einige Aktivitäten, um an anderer Stelle die Limits anzuheben. Wir wandeln den Nachteil in einen Vorteil um. Das erfordert nicht mehr als ein bisschen Mut zum Risiko. Niemand in der Firma wird auf seine Weihnachtsprämie verzichten müssen.«
Lena Hankes Gesicht hellte sich deutlich auf. »Wirklich gut, dass Sie wieder da sind Frau Feiler. Ohne Sie hat dem Laden der Schwung gefehlt.«
Jennifer unterdrückte eine abweisende Erwiderung, die gelautet hätte: »Das hoffe ich doch nicht!« Lena wollte mit ihren Worten ihre Wertschätzung zeigen, war aber direkt in ein Fettnäpfchen getreten. Jennifer hörte solche Art Lob nicht gern. Es durfte nicht sein, dass die Abwesenheit einer einzigen Person dazu führte, dass der Ablauf ins Stocken kam, die Mitarbeiter die Dinge schleifen ließen, sei es nun mit Absicht, oder weil sie es nicht besser konnten. Statt dessen sagte Jennifer: »Danke Lena. Dann lassen Sie uns jetzt mal ordentlich Wind machen. Zeigen wir allen, dass die Flaute vorbei ist.« Sie lächelte breit. Besser ließ sich die Tatsache, dass sie jeden in den Hintern treten würde, der sich hängen ließ, nicht umschreiben!
Caroline war den Worten Hausfelds mit zunehmender Bedrückung gefolgt. Der blickte in die Runde der Chefärzte. »Tja, meine Damen und Herren, so sieht es aus. Meine Verhandlungen mit der Stadt verliefen nicht in unserem Sinne. Der Verkauf des Krankenhauses an einen Privatbetreiber ist so gut wie beschlossen.« Die Blicke aller hafteten an der Gestalt des Verwaltungsdirektors, der ernst dreinschaute. »Ich kann keinerlei Aussagen machen, wie die Zukunft des Krankenhauses aussehen wird. Der offizielle O-Ton des Stadtrats ist der: Ziel des Verkaufes ist es, dem Bürger die medizinische Versorgung langfristig sicherzustellen. Auf Basis einer Ausschreibung will man einen Käufer finden, dessen Kompetenz und Erfahrung bei der Privatisierung öffentlich-rechtlicher Krankenhäuser bewiesen ist. Ein zukunftsorientiertes Konzept sowie die Bereitschaft, den bestehenden Investitionsstau bei Gebäuden und medizinischer Ausstattung zeitnah aufzulösen, sollen den Ausschlag geben.«
»Aber bisher war von Verkauf nie die Rede«, wandte Caroline ein. »Es ging, im Gegenteil, um
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