Liebe Unerwuenscht
Herrn neben ihr. »Nicht jetzt«, sagte sie mit gepresster Stimme zu Beatrice.
»Oh doch, jetzt. Der Herr wird weghören, wenn er höflich ist.« Sie lächelte den Mann an. Der brummelte was von Toilette und entfernte sich.
»Was soll das?« fragte Sarah.
»Ich möchte, dass du zwei Dinge begreifst«, sagte Beatrice eindringlich mit leiser Stimme. »Erstens: Ich bin definitiv nicht in Jennifer verliebt und will sie dir nicht wegnehmen. Zweitens: Selbst wenn ich wollte, ich kann sie dir nicht wegnehmen, weil sie dir nicht mehr gehört. Sie ist bereits weitergezogen. Das musst du akzeptieren.« Beatrice wies auf Caroline, die zwei Reihen vor ihnen saß und bei der Jennifer gerade stand. Die beiden unterhielten sich. »Schau hin.«
Sarah schaute hin, dann zu Beatrice und blinzelte verstört.
Beatrice seufzte. »Genaugenommen gehört Jennifer nie jemanden, außer sich selbst. Natürlich bedeutet es, wenn man einen Menschen liebt und das über ihn weiß, nicht automatisch, dass es weniger schwer ist, ihn gehen zu lassen, aber . . . du kommst darüber hinweg. Glaub mir. Es gibt andere Frauen. Frauen, die Gefühle gern zulassen. Du findest schon noch die Richtige.«
Sarah hörte Beatrice mit wachsender Verwunderung zu. »Versuchst du gerade mich zu trösten?« fragte sie jetzt.
»Na ja, ich sehe doch, wie du Jennifer hinterherhängst und . . .«
»Das tue ich doch gar nicht«, unterbrach Sarah.
»Nein?«
»Nein!«
»Aber du hast mich immer so merkwürdig angeschaut, wenn ich von Jennifer geredet habe. Weichst mir aus. Bist zurückhaltend.«
»Ich dachte, du wärest dabei . . . na ja, alte Gefühle für Jennifer wiederzuentdecken . . . das fand ich irgendwie schade . . . für dich.«
Und für mich. Aber das behielt Sarah für sich. Sie war ohnehin sprachlos.
Beatrice gluckste. »Soll das heißen, ich strample mich die ganze Zeit ab wegen nichts?«
Jennifer kam bei ihnen vorbei, auf dem Weg zu ihrem Platz. »Hier geht es ja sehr heiter zu«, meinte sie.
Beatrice grinste. »Es ging um dich«, klärte sie Jennifer auf.
»Und das ist so heiter?«
»Eigentlich ging es darum, dass es nicht mehr um dich geht«, verbesserte Sarah.
»Oh«, Jennifer kräuselte verständnislos die Stirn und ging weiter.
Von ihrem Platz aus konnte sie beobachten, wie Sarah und Beatrice sich den Rest des Fluges bestens unterhielten.
Zwanzig Minuten nach der Landung waren sie alle im Besitz ihres Gepäcks und nahmen ein Taxi zum Hotel. Dort angekommen fragte Jennifer an der Rezeption sofort nach dem Dorf, in dem die Finca der Dalbergs lag. Sie bekam eine wortreiche, meist spanische Erklärung, bestellte für den nächsten Tag einen Leihwagen und kaufte eine Straßenkarte der Insel.
Nachdem das geklärt war, wandte Jennifer sich an die drei anderen. »So Mädels. Den Rest des Tages machen wir blau. Oder hat jemand Einwände?«
Die hatte niemand.
Nach einer erfrischenden Dusche saß Jennifer auf dem Bett, und den Laptop vor sich checkte sie ihre Mails, als es klopfte. »Ja«, rief sie.
Beatrice trat ein. Ihr Blick erfasste den angeschalteten Computer. »Nennst du das blaumachen?«
»Ja, das weißt du doch«, antwortete Jennifer leichthin.
»Ich dachte, wir könnten etwas schwimmen gehen. Falls es dir entgangen ist, wir befinden uns nur zweihundert Meter vom Strand entfernt. Einem perfekten weißen Sandstrand übrigens.«
»Ich habe gerade geduscht.«
»Geduscht«, wiederholte Beatrice.
»Ja. Ganz ehrlich, ich mache mir nichts aus Massenbaden, Gerempel von Ellenbogen und Füßen, Kinder, die ins Wasser pinkeln.«
»Du bist . . .« Beatrice fiel kein passendes Wort ein. Sie zuckte mit den Schultern, drehte sich um und ging.
Jennifer wandte sich wieder ihrem Laptop zu. Eine der Mails bereitete ihr Kopfzerbrechen. Absender war die Buchhaltung der Centrum Klinik AG. In der Mail hieß es, die Vorjahresbilanz des Krankenhauses, die Grundlage der Wirtschaftlichkeitsanalyse für den Kauf war, sei offenbar an mehreren Stellen beschönigt worden. Buchungen waren bis zum neuen Jahr zurückgehalten worden. Das hatte das Gesamtbild sehr verfälscht und dem aktuellen Geschäftsjahr einen verdammt schlechten Start beschert. »Im Ergebnis dessen scheint die Schließung einer der drei inneren Abteilungen sowie des Zentrums für Schlaf- und Beatmungsmedizin nicht abwendbar. Die Idee der plastischen Abteilung rückt erneut ins Licht«, las Jennifer nun bereits zum dritten Mal und seufzte. Eine Idee, die der Geschäftsleitung
Weitere Kostenlose Bücher