Liebe Unerwuenscht
als ob Jennifer . . . Beatrice neckte?
»Sarah soll mich anrufen, sobald Frau Dalberg das Haus verlässt«, sagte Jennifer im Hinausgehen. »Aber sie soll sie auf gar keinen Fall ansprechen, nur beobachten.«
»Ich richte es ihr aus«, sagte Beatrice, bevor sie die Tür hinter ihnen schloss.
Auf der Rückfahrt zu Jennifer sagte Caroline: »Auf mich machte Beatrice einen ganz friedlichen Eindruck. Mein Beistand war nicht nötig.«
Jennifer gluckste. »Ja, sie war verdächtig friedlich. Ich habe den Eindruck, sie ist abgelenkt.«
»Abgelenkt?«
»Ich glaube, sie hat ein Auge auf Sarah geworfen.«
»Armes Ding«, konnte Caroline sich nicht verkneifen zu sagen, denn sie ging davon aus, dass es Beatrice mit ihren Frauen ähnlich hielt wie Jennifer. Wollen, nehmen, fallenlassen.
» Ich bin die Frau mit den Affären«, erwiderte Jennifer, die Carolines Gedanken erriet. »Nicht jede Frau, die was mit mir hatte, ist eine Femme fatale.« Seitenblick zu Caroline. »Das solltest du doch wissen.«
16.
D er Anruf Sarahs kam am übernächsten Tag. Allerdings brachte er nicht die Nachricht, dass Frau Dalberg das Haus verlassen hatte, sondern Sarah verkündete: »Sie ist gar nicht im Haus!«
»Hat ihr Mann sie in eine Klinik gebracht?« fragte Jennifer.
»Nein. In ein Ferienhaus auf Mallorca. Absolut unerreichbar für alle.«
»Wieso unerreichbar? Hast du keine Adresse?«
»Doch.«
»Sehr gut. Meine Sekretärin wird einen Flug buchen. Ich sage dir Bescheid, wann wir fliegen.«
»Häh?« machte Sarah.
Jennifer legte auf, doch nur, um sofort wieder zum Hörer zu greifen und Caroline anzurufen. »Pack ein paar Sachen zusammen, wir fliegen nach Mallorca.«
»Häh?« machte auch Caroline.
Jennifer erläuterte ihr, wie die Dinge lagen. »Also fliegen wir hin, wir alle vier«, schloss sie ihre Erklärung ab. »Du kommst natürlich mit.«
»Wieso?«
»Du bist Ärztin. Falls die Frau unter Schock steht, bist du diejenige, die weiß, was zu tun ist.«
»Da nimmst du dir lieber eine Psychologin mit«, riet Caroline. »Das wäre angebrachter.«
»Ja, möglich. Ich kenne aber keine Psychologin«, erwiderte Jennifer mit belustigter Stimme.
»Schon vergessen? Du hast dir gerade ein Krankenhaus gekauft«, erwiderte Caroline. Die Entscheidung am Montag war, wie vom Bürgermeister beim Diner angedeutet, zu Gunsten der Centrum Klinik AG gefallen. »Da wird sich doch wohl die eine oder andere Psychologin finden.«
»Mir ist die ein oder andere nicht gut genug«, sagte Jennifer bestimmt. »Zumal ich nicht irgendwelche fremden Leute bei der Sache dabeihaben möchte.«
»Ich kann nicht. Ich bin hier im Krankenhaus nicht abkömmlich«, wehrte Caroline sich immer noch.
»Wer sagt das?«
»Mein Dienstplan.«
»Und was sagt dein Urlaubskonto? Wieviel Tage stehen da wohl zu viel drauf?«
Caroline schwieg. Den letzten Urlaub hatte sie vor etwa neun Monaten genommen. Eine Woche, weil sie ihr Bad hatte renovieren lassen und es für besser gehalten hatte, ein Auge auf das zu haben, was die Handwerker machten.
»Soll ich erst beim Personalleiter anrufen?« fragte Jennifer.
»Ein paar«, gestand Caroline widerwillig.
»Gut. Dann ordne ich als deine Chefin an, dass du die jetzt nimmst.«
»Das könntest du tun. Du kannst aber nicht anordnen, was ich in meinem Urlaub mache.«
Jennifer seufzte. »Dann ordne ich eben an, dass du keinen Urlaub machst, sondern mich auf einer Geschäftsreise begleitest.«
Caroline gab sich geschlagen. »Also gut. Wann?« fragte sie ergeben.
»Halte dich bereit, ich lasse den Flug und ein Hotel buchen. Ich rufe dich wieder an.«
Na toll, dachte Caroline. Jennifer, ihre beiden Ex und ich. Womit habe ich das verdient?
Nun tu nicht so, als hättest du gar nichts dazu beigetragen, Caroline. Wer wird denn jedes Mal weich, wer gibt denn immer Jennifers Willen nach? Wer hat es denn gerade wieder getan?
Jennifer ist ja im Grunde gar nicht so übel, wie alle sagen. Nur manchmal etwas – gedankenlos, was die Gefühle anderer betrifft.
Caroline lächelte vor sich hin. Ein paar Tage raus aus dem Krankenhausalltag, weg vom Stress, warum eigentlich nicht? Es gab schlimmeres als eine Einladung nach Mallorca. Ja gut, Einladung war zuviel gesagt. Anordnung traf es besser. Jennifer verband keine romantischen Gedanken damit. Es ging lediglich darum, Licht in die Sache um Freys Tod zu bringen. Sonst würde Jennifer doch nicht Beatrice und Sarah mitschleppen.
Also entspann dich, Caroline.
Es war dann auch
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