Liebe Unerwuenscht
nicht so schlimm, aber irgendwie hing in letzter Zeit alles mit Caroline zusammen.
17.
B eatrice schaute sich verärgert um. Der Mann stand immer noch drohend in der Tür. Groß, abweisend.
Frustriert stellte Beatrice fest: Sie hatten die Angelegenheit vollkommen unterschätzt. Sie fuhren hierher in dem Glauben, eine verstörte Frau vorzufinden, der sie mit ein wenig Fingerspitzengefühl leicht eine Aussage abringen konnten. Frau Dalberg gewährte ihnen auch Einlass in die Finca. Doch mit dem Mann, der im Garten arbeitete, rechneten sie nicht. Beatrice registrierte ihn zwar, nahm aber an, es sei der Gärtner, kräftig und braungebrannt, wie er aussah. Fataler Irrtum.
Beatrice war mitten in der Einleitung, da erschien der Mann in der Terrassentür.
»Wer sind Sie? Was wollen Sie hier?« herrschte er sie barsch und in reinstem Deutsch an.
Ehe sie sich versahen, schob der Mann sie und Caroline in Richtung Ausgang.
»Damit dürfte wohl klar sein, dass die Frau was zu verbergen hat. Wozu sonst dieser Waldschrat als Leibwächter«, konstatierte Caroline mit leicht zittriger Stimme, während sie zum Wagen gingen, wo Jennifer und Sarah warteten. »Hat der mir einen Schrecken eingejagt.«
»Das war Birch!« rief Sarah ihnen aufgeregt entgegen. »Was macht der denn hier?«
» Das war Birch?« fragte Beatrice.
»Ja!«
»Wow. Das ist ja interessant. Beschützt oder bedroht er sie?«
»Sie machte nicht den Eindruck, Angst vor ihm zu haben«, sagte Caroline.
Beatrice und sie stiegen hinten in den Wagen.
»Stimmt«, pflichtete Beatrice Caroline bei. »Sah eher nach entspannter Ferienidylle aus. Sie im Bikini, er mit freiem Oberkörper.«
»Aber das würde ja bedeuten – die beiden kennen sich gut«, schlussfolgerte Sarah.
»Die Frage ist, wie gut«, sagte Beatrice.
»Sehr gut«, sagte Jennifer nachdenklich. »Überlegt doch mal. Das ergibt einen Sinn. Die beiden müssen schon länger ein Paar sein. Vorher war sie mit Frey liiert. Birch hat Freys Ruin betrieben, um ihm die Geliebte auszuspannen. Freys Tod war ein Unfall, kam Birch aber gelegen. Der vor Angst um seinen Posten schlotternde Bürgermeister schickt seine Frau weg, Birch bietet sich als Begleiter an, damit Frau Bürgermeister keine Dummheiten macht, bekommt obendrein garantiert noch Geld für sein Schweigen. Die beiden lachen sich tot.«
»Schön und gut«, griff Beatrice Jennifers Theorie auf. »Die Sache hat nur einen Haken. Warum lässt sie uns ins Haus? Wir haben ihr doch gesagt, worüber wir mit ihr sprechen wollten.«
»Was weiß ich.« Jennifer zuckte mit den Schultern. »Aus Angst, sich verdächtig zu machen, wenn sie ablehnt. Aus Überheblichkeit.«
»Na ja, klingt zwar alles logisch aber . . . Beweise haben wir für nichts«, schniefte Beatrice unzufrieden.
Jennifer drehte sich zu Beatrice um. »Wir haben die Bestätigung, dass die beiden was verbergen. Insoweit sind wir uns doch wohl jetzt alle einig?« fragte sie.
Beatrice nickte. »Ja, das in jedem Fall.«
»Und bestätigt das meine Erklärungen über den Abend?« fragte Jennifer weiter.
Beatrice zögerte. »Irgendwie – ja.«
»Also glaubst du mir jetzt?«
Beatrice nickte. »Ja, ich glaube dir.«
»Ganz ehrlich. Der Rest ist nicht meine Sache.« Jennifer zuckte mit den Schultern. »Wenn du hier weiter rumschnüffeln willst, bitte. Ich fliege morgen zurück. Schließlich habe ich eine Firma zu leiten.«
»Und ich habe einen Artikel zu schreiben. Deshalb bleibe ich«, sagte Beatrice fest.
»Sarah?« fragend beugte Beatrice sich zu Sarah vor. »Was ist mit dir? Ich könnte Hilfe gebrauchen.«
Sarah zögerte. Als Beatrice gestern Abend an ihr Zimmer geklopft hatte, hatte sie sie weggeschickt. Danach hatte sie lange wach im Bett gelegen. In der einen Minute überzeugt, dass es das einzig Richtige sei, Beatrice nicht zu vertrauen. In der nächsten Minute zweifelnd, ob sie ihr nicht Unrecht tat.
Heute morgen beim Frühstück hatte Beatrice ihr freundlich zugelächelt. Sie schien nicht verärgert oder gar beleidigt zu sein. War es Gleichmut? Sagte Beatrice sich: Sie will nicht, na dann eben nicht? Oder war es Geduld? Und das Lächeln eine beruhigende Geste, die soviel bedeuten sollte wie: Ich kann warten?
»Sarah?« wiederholte Beatrice ihre Frage. Vorsichtig, nicht drängend.
»Ja . . . okay.«
»Fein.« Beatrice lächelte und ließ sich zurück in den Sitz fallen.
»Wie ihr wollt«, meinte Jennifer. »Aber seid vorsichtig, ihr zwei. Birch und die Dalberg dürften sehr
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