Liebe Unerwuenscht
schon, aber . . .« Jennifer wusste nicht, wie sie es ausdrücken sollte. »Es passt nicht zu dir«, sagte sie schließlich.
»Wie, es passt nicht zu mir? Was meinst du?«
Jennifer hob hilflos die Hände. »In meiner Vorstellung bist du eine Frau mit festen Prinzipien.«
Caroline lachte herzhaft. »Bist du jetzt enttäuscht?«
»Nein! Ich bin . . . durcheinander.«
Caroline nahm Jennifer erneut in die Arme und küsste sie. »Beruhige dich«, flüsterte sie in Jennifers Ohr. »Es ist nur eine – Urlaubslaune. Nicht mehr. Sie wird bald vorüber sein. Also nutze lieber die Gelegenheit.«
Doch Jennifer war soviel Freigiebigkeit nicht geheuer. »Ich bin wirklich müde«, sagte sie, während sie Caroline vorsichtig von sich schob. »Lass uns weitergehen.« Gleichzeitig fragte sie sich, was mit ihr los war. Caroline machte ihr hier ein ziemlich eindeutiges Angebot. Noch dazu eines, auf das sie lange gewartet hatte. Und sie lehnte ab? Seit wann das denn?
»Gern. So weit du willst«, hauchte Caroline. »Zu dir oder zu mir?« fragte sie verführerisch.
Jennifer schüttelte den Kopf. »Bitte Caroline. Das ist ja albern.«
»Warum? Komm schon. Sonst bist du doch auch nicht so prüde.« Sie legte ihren Arm um Jennifer, versuchte sie zu sich heranzuziehen.
Jennifer entzog sich. »Caroline bitte. Ich will das nicht!«
Caroline gluckste. »Das soll ich dir glauben?«
»Ja gut, ich will es, aber doch nicht so . . . so billig.«
»Ach, sieh an. Du findest es billig, so angemacht zu werden?«
»Ja!«
»Interessant«, stellte Caroline bedächtig fest. Ihr Blick zeigte den alten, gewohnten Ernst.
Jetzt wurde Jennifer klar, was hier eben passiert war. Caroline wollte sie nicht verführen, sie wollte sie vor führen. Und das war ihr auch sehr gut gelungen. Caroline hatte ihre aggressive Art imitiert. Und du kamst dir wie Jägers Beute vor. Natürlich widersetzt man sich dem, wenn man auch nur einen Funken Stolz hat.
Jennifer begriff: Caroline wollte ihr nur zeigen, wie sie sich fühlte, wenn sie sie permanent bedrängte. Dass es nicht unbedingt angenehm war. Derartig offene Angebote stießen nur auf Gegenliebe, wenn beide Parteien das gleiche Ziel verfolgten, ein Abenteuer. Aber Caroline wollte kein Abenteuer.
So wie du eben, unverständlicherweise, auch nicht, Jennifer. Wieso eigentlich?
»Okay.« Jennifer nickte. »Ich habe verstanden.«
»Wirklich?«
»Ich denke.«
»Sag es.«
Jennifer gab sich geschlagen. Sie seufzte. »Keine Annäherung ohne Heiratsabsichten«, fasste sie das eben Erlebte lakonisch zusammen.
»Sehr schön«, sagte Caroline zufrieden. »Du hast es endlich begriffen. Hoffentlich.«
Sie setzten sich wieder in Bewegung, blieben vor Carolines Zimmer stehen.
In Jennifers Kopf kreiste immer noch die Frage von eben: Warum ging sie auf Carolines Angebot nicht ein? Dann wäre die ganze Vorführung fehlgeschlagen.
Es gibt nur eine Antwort, Jennifer: Du warst einfach zu überrascht.
Darauf hatte Caroline auch gesetzt. Anders war das alles nicht erklärbar. Caroline konnte ja unmöglich wissen, dass sie sie in dem Moment, da sie so redete, plump fand. Völlig unattraktiv, trotz all ihren Vorzügen.
Oh je Jennifer, heute fallen die Groschen bei dir wirklich pfennigweise. Caroline hatte es ganz genau gewusst.
»Danke«, sagte Jennifer.
Caroline, die schon dabei war, die Tür zu ihrem Zimmer aufzuschließen, schaute auf. »Wofür?«
»Immerhin hast du mir soviel Niveau zugetraut, dass ich nicht auf dein Angebot eingehe.«
Caroline blickte Jennifer einige Sekunden schweigend an. »Ich bin eine unverbesserliche Optimistin«, sagte sie und öffnete die Tür.
Zwei Sekunden später stand Jennifer allein auf dem Gang. Regungs- und fassungslos. Tja, Mädchen. Da bist du platt, was? Es gibt jemanden, der trotz aller Gegenanzeigen Gutes in dir vermutet. Wenn auch nur insofern, dass dieser jemand dir nicht alles Schlechte zutraut.
Auf ihrem Zimmer öffnete Jennifer die Minibar und nahm ein kleines Fläschchen heraus. Kognak, wie sie nach einem prüfenden Blick feststellte. Kurzerhand drehte sie den Deckel ab, nahm einen Schluck. Sie ging zum Fenster. Schaute in die Nacht.
Na ja , nahm sie ihren Gedanken wieder auf. Das wird sich ändern, wenn Caroline erst von den neuen Plänen das Krankenhaus betreffend erfährt. Dann wird sie ihren letzten Glauben an dich verlieren.
Verdammt , fluchte Jennifer in sich hinein. Alles, was mit Caroline zusammenhing, war kompliziert. Das wäre an sich genommen
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